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Jellinek, Max Hermann
Friedrich von Schwaben: aus der Stuttgarter Handschrift (Deutsche Texte des Mittelalters, Band 1) — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.2058#0015
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', XIX

Gedicht wurde von Z interpoliert. Abgesehen von vielen Heineren Einschieben ver-
flocht Z die Jerome-Geschichte mit dem ursprünglichen Werk. Den Namen Wieland
im Osann- and Turneas-Abenteuer beließ Z} in dem von ihm selbst zwischen diese
beiden Episoden eingeschobenen Teil der Jeromefabel heißt aber der Held Friedrich.
Dieser Zustand ist in W bewahrt. T hat den Namen Wieland ganz beseitigt.
Daß in I sich derselbe Wechsel in den Namen zeigt wie in W, ist durch mechanische
Mischung zweier Rezensionen zu erklären. P, der einzige Vertreter von X, hatte
das Gedicht nicht zu Ende geschrieben. P, der das Buch vollenden sollte, benutzte
eine Handschrift der Gruppe Y. Da in Y am Schluß die Heirat Friedrichs mit
Jerome erzählt wird, sah sich P genötigt, die Erzählung von dem Liebesverhältnis
zwischen Friedrich und Jerome im Anschluß an seine Vorlage zwischen die von
seinem Vorgänger P geschriebenen Stücke von Osann und Turneas einzuschieben.1)

Ob die Aufstellungen von Voss in allen Einzelheiten richtig sind, kann natür-
lich nur eine auf das gesamte Material gegründete Nachprüfung lehren. Jedoch
hat sich auch mir bei meiner Beschäftigung mit dem Gedicht ergeben, daß P eine
gesonderte Stellung einnimmt, 'während S und H zusammengehören, und daß, wo
Ib einsetzt, die Abweichungen von S höchst geringfügig werden. Zu untersuchen
wäre, ob P in den Partien, die P hatte, P oder Y als Vorlage benutzte; bei
1791—1834 und 2382—86 scheint das erstere, bei 3705—48 das letztere der Fall
zu sein. Bezüglich der Stellung von W mag Voss im Recht sein, obwohl eines
seiner Argumente mir nicht stichhaltig scheint.2)

Für richtig halte ich auch Voss' Annahme von Interpolationen in allen Hand-
schriften seiner Gruppe Z. Eine Bestätigung liefert die Tatsache, daß mitunter
Stücke, die in P fehlen, mitten in Stellen, die aus anderen Gedichten entlehnt sind,
eingeschoben erscheinen, vgl. 2025—51. 2146—58. 5852—68. An einer Stelle hat

*) Das Verfahren, das Ib hierbei einschlug, scheint mir Voss glücklich aus der Beschaffenheit
der Wiener Hs. erschlossen zu haben. I>> schrieb 1791—1834 2382—3748. 6093 bis zum Schluß.
1791—1834 füllen das erste Blatt der vierten Lage, 2382—2423 das letzte Blatt dieser Lage, 2424 bis
3748 Lage 5—7. Voss nimmt an, daß in Ia auf 2385. 86, die mit 3703. 4 identisch sind, unmittelbar
3705 ff., d. h. das Turneasabenteuer folgte. 2382—86 + 3705—47 füllten das letzte Blatt der vierten
Lage. Da Ib nach 2386 interpolieren mußte, sah er sich genötigt, das letzte Blatt, daher auch das
damit zusammenhängende erste Blatt der vierten Lage zu entfernen und selbst zu schreiben. Er
richtete es dann so ein, daß die Interpolation und die Verse 3705—3747 auf dem letzten Blatt der
vierten Lage und den Lagen 5—7 Platz fanden und so der Anschluß an Ia erreicht wurde. Doch
hat er auch noch 3748 geschrieben, so daß dieser Vers jetzt in 1 zweimal steht, als letzte Zeile von
fol. 84 und als erste Zeile von fol. 85.

3) W hat an Stelle von 1405—10. 1415—20 eine wörtliche Entlehnung aus Wolframs Willehalm
104-105, 14; 1412. 1411. 1438—44. 1413. 14 stehn zwischen 1430 und 1431. Voss meintßdaß Y die
wörtliche Entlehnung frei umgearbeitet habe. Mir scheint dagegen sicher, daß Y das Ursprüngliche
hat und W oder seine Vorlage einen Wilhelmkodex nachschlug und danach den Text änderte. Da er
aber möglichst viel von Y bewaliren wollte, brachte er Wiederholungen in die Erzählung und außerdem
die Verse in eine arge Unordnung. Aus dem Wilhelmkodex, der vermutlich alle drei Wilhelm gedickte ent-
hielt, entnahm W auch die Verse aus dem Roman Ulrichs von dem lürlin, die in keiner der anderen
Sandschriften stehen.

B*
 
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