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Kautzsch, Rudolf
Diebolt Lauber und seine Werkstatt in Hagenau — Stuttgart, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.2169#0005
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4 Diebolt Lauber und seine Werkstatt in Hagenau

oder hinter dem Texte deutscher Hss. des 15. Jahrhunderts fanden.
Theils sind es umfängliche Verzeichnisse von Werken volkstümlichen
Inhalts, die ein „Schreiber" zum Kauf anpreist, theils ist es nur die
allgemeine Anzeige, dass „hübsche Bücher, geistlich oder weltlich, schön
gemalt" bei eben demselben zu haben seien. Es ist Diebolt Lauber,
der merkwürdige -Schreiber von Ilagenau, der auf diese Weise seine Er-
zeugnisse an den Mann zu bringen sucht. Leider kann ich über den
zweifellos sehr interessanten Hagenauer nichts mittheilen, was nicht
schon bekannt wäre.1) Ueber seine Person wissen wir so gut wie nichts.
Dass er schon vor 1447 mit Handschriften handelte, also spätestens
um 1425 geboren ist, lehrt uns die Eintragung in der S. 14 fl'. be-
sprochenen Hs. No. 5. Er war von Haus aus Schreiber, wohl ein
sogenannter Stuhlschreiber, cathedralis. Das geht aus den erwähnten
Selbstzeugnissen des Mannes hervor, auch folgt es aus der Schluss-
schrift eines Psalters von seiner Hand (s. Hs. No. 1 S. 11). Eine wei-
tere Bücheranzeige nennt ihn „schreyber lert die Kinder". Wenn
diese Anzeige (Hs. 5 S. 14 ff.) getreu nach einem Original von Laubers
Feder kopiert ist, so haben wir damit den Beweis, dass er wie viele
seines Berufs Schreiblehrer und Buchschreiber zugleich war.2) Aber
er trieb die Schreiberei auf die Dauer nicht ohne festen Rückhalt.
Das zeigt eine dritte Anpreisung (Hs. 6 S. 16), die unterfertigt ist:
Diebolt Louber schriber In der bürge zu hagenow. Auf der Burg
befand sich der Sitz der Landvogtei.3) Vgl. z. B. Hertzog,4) Edelsasser
Cronik IX S. 150: „Es hat auch ein Landvogt inn der Statt Hagenaw
seine Residente unnd wonung inu der Burg". Darnach ist kaum ein
Zweifel, dass Lauber Schreiber in der Landvogtei war.

Wieder einen Schritt weiter führt uns die genaue Auslegung
eines Briefes von der Hand des Mannes. Mone fand „in einem deut-
schen Psalter des 15. Jahrhunderts zu Lichtenthai vorn und hinten"
die unten mitgetheilten „Notizen",0) durchweg, wie auch die Hälfte

1) Weder das Stadtarchiv von Hagenau noch das Bezirksarchiv des
Unterelsasses zu Strassburg (Fonds der ehemaligen Landvogtei) ist in Besitz
von irgendwelchen Urkunden oder Acten, die Aufsehluss geben konnten.

Man vergleiche vor allem Wattenbach, Schriftwesen'2 S. 478 und Kirch-
hoff, Beiträge zur Gesch. des deutschen Buchhandels I, Leipzig 1851. Der-
selbe, Hss.-Händler des M.-A., Leipzig 1853, und: Weitere Beiträge zur Gesch.
des Hss. - Handels. Halle 1855. Kapp, Gesch. des Deutschen Buchhandels
bringt nichts Neues. Was den genannten Schriften etwa beizufügen ist, findet
sich am gegebenen Orte bemerkt.

2) Ob er urspr. Schulmeister war, dann Schreiber wurde, oder ob er
(was auch mir dem Folgenden nach wahrscheinlicher vorkommt) den Schreib-
unterricht nur in zweiter Linie betrieb, kann mit völliger Sicherheit nicht
mehr ausgemacht werden. Vgl. Wattenbaeh S. 479.

3) Auf diese Thatsache bat mich zuerst eine freundliche Mittheilung
des Herrn Abbe Hanauer in Hagenau aufmerksam gemacht.

4) Hertzog, Chronicon Alsatiae. Edelsasser Cronik. Strassburg, Bern-
hardt Jobin 1592.

5) Schriften des Alterthums - Vereins für das Grossherzogthum Baden
IL 1846. S. 254.
 
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