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Schulz, Albert [Editor]
Des Martinus Polonus Chronik der Kaiser und Päpste: in deutscher Übersetzung aus der ältesten Handschrift des vierzehnten Jahrhunderts, in: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, Band 23-25 — Berlin, 1859

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https://doi.org/10.11588/diglit.3883#0003
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340 Martinus Polonus.

Erzbischof von Gnesen ernannt. Allein noch vor Antritt des
neuen Amtes starb er auf der Reise dahin im Jahre 1279 zu
Bologna, und sein Grabmal in der Kirche des heil. Dominicus
daselbst trägt die Inschrift: „Hie jacet Martinus Polonus ordinis
praedicatorum. Archiepiscopus Gnesnensis." Hieraus erhellt,
dass Alles, was die Chronik seit 1277 oder 1278 enthält, nicht
mehr von Martin selbst herrührt. Ihren ersten Entwurf hat er
später noch einmal, wenn nicht öfter, mit Zusätzen redigirt,
deren bedeutendster die Beschreibung der Stadt und die Ge-
schichte von der Erbauung Roms bis zu Octavianus Augustus
ist; von Jüngeren ist sie vielfach fortgesetzt und zum Theil
sehr bedeutend ergänzt und ausgedehnt worden. Daher weichen
die Handschriften der zweiten Redaction sowohl im Inhalt als
im Schlusspunkt ausserordentlich von einander ab; diejenigen
aber werden als die lautersten Quellen zu erkennen sein, worin
er selbst die Absicht kundgibt, die Geschichte bis zum Papst
Nicolaus III. führen zu wollen.

Die lateinisch abgefasste Chronik ist bis jetzt dreimal
gedruckt worden:

1) Coloniae, a. 1616. 4. von Fabricius Johannes Caesar
ex vetustissimo Manuscripto der ersten Redaction; sie beginnt
daher mit Octavian, und es fehlt ihr die Geschichte Roms seit
Erbauung der Stadt. Auch fehlt die Johanna Papissa, und an
der betreffenden Stelle eifert der Herausgeber in einer Anmer-
kung gegen die ketzerische Basler Ausgabe des Opermus,
welche dieselbe zum Aergerniss der heiligen Kirche aufge-
nommen.

2) Basileae, a. 1559. 4. mit dem Marianus Scotus zu-
sammen, per Jacobum Parcum, expensis Johannis Operini, nach
dem Fuldaer und Vorauer Codex der zweiten Redaction.

3) Antwerpiae, 1574, 8; cum notis SufFridi Petri, nach
fünf verschiedenen Handschriften der zweiten Redaction, und
durch eine grosse Menge zum Theil sehr ausführlicher Zusätze
die Baseler Ausgabe an Umfang weit überragend.

Die Bedeutung, welche dieser Chronik beigelegt ward, be-
kundet sich auch durch ihren Uebergang in die Volkssprache.
In Pertz'Archiv, 1. c. V, S. 192 wird einer florentinischen
Bearbeitung und Fortsetzung der ersten Redaction der Chronik,
 
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