Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
249

so gut, wie der zähe, wohlriechende und ausserdem durchsichtige
Honig. Der Honig aus jungen Waben ist besser, wie der aus alten.
Honig aus alten Waben ist braun, guter Honig dagegen goldgelb,
(ruter und recht heller Honig ist gegen Augenleiden heilsam und
fördert die Ausscheidungen. Den reinen Honig findet man unten
im Stock. Platearius sagt, der Honig sei warm im ersten und
trocken im zweiten Grade. Honig ist zu vielen Dingen nütze. Er
erhält den Dingen, denen er zugesetzt wird, ihre eigenthümliche
Kraft und wirkt reinigend. Den scharfen Geschmack der Gewürze,
Kräuter und anderer Dinge mildert ein Zusatz von Honig. Dess-
halb wird er vielfach Arzneien zugesetzt und bringt dann, durch
seine Süssigkeit, die Arzneistoffe in die Tiefen der Organe. Mischt
man ihn unter Elektuarien, zu deutsch Latwergen, oder zu kost-
baren Pulvern, so hat er die Fähigkeit, diese um so länger gut
und frisch zu erhalten. Wer den Magen voll kalter Feuchtigkeit
hat, soll Honig mit warmem Wasser bekommen, weil der Honig
auflöst und abwäscht. Wer seine Gesichtshaut rein und klar haben
will, soll sich mit Honig und Wasser waschen. Stuhlzäpfchen aus
gebranntem Honig und Salz sind gut für Leute, die am Fieber
leiden. Aristoteles sagt, die alten Bienen brächten besseren
Honig ein, wie die jungen, weil sie mehr Erfahrung haben. Der
Genuss ungeschäumten Honigs wirkt blähend. Honig ist, innerlich
genommen, gut gegen den Biss toller Hunde und überhaupt gegen
den Biss wilder Thiere. Laudonischer Honig schmeckt bitter, und
sein Genuss macht Raserei. Tritt aber danach Schweiss auf, so
wird der Befallene wieder vernünftig. Der Honig hat die Kraft,
die Uebelkeit und das Aufstossen, was von schlechtem Magen her-
rührt, zu beseitigen. Der Bienenkönig zeugt mehrere Söhne, und
wenn diese erwachsen sind, kommen alle Bienen zusammen und
tödten die schwächeren von ihnen, damit sie nicht Zwiespalt unter
den Bienen hervorrufen und Krieg erregen. Die Bienen brüten ihre
Jungen aus, grade so wie die Hennen. Die junge Biene ist
beim Auskriechen weiss, das Junge des Königs aber sofort honig-
farben, weil es von ausgewählten Blumen und reichlicher Nahrung
herstammt.

Den Bienen gleicht jegliches Bisthum, in dem ein Bischof
als Weisel mit Yerstand und aller Tugend die Chorherren regiert,
und die Bienen, das heisst die Chorherren, dem Bischof in allen
Stücken gehorchen. Sie dulden unter sich nicht mehr wie ein
 
Annotationen