Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schulz, Hugo [Bearb.]; Conradus <de Megenberg> [Bearb.]
Das Buch der Natur: die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache — Greifswald, 1897

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2070#0417
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
409

Moses, silberne Posaunen anzufertigen, um die Feinde zu schrecken.
Darum steht auch geschrieben: Die Posaune wird hallen und das
Yolk wird erschrecken! Die Posaunen eignen sich auch, die Ritter
zu mahnen, zum Streit, zum Sturm auf die Yesten, zu Tische und
zur Lustbarkeit. Silber vermag auch andere Metalle zu lötheu und
zwei Stücke zu einem zu verbinden. Gepulvert und mit edeler
Salbe gemischt dient es gegen die zähe Feuchtigkeit im Leibe, die
Phlegma genannt wird. Das Silber kommt nicht, wie das Gold,
an sich rein vor, sondern ist mit Erde und sonstiger Beimengung
verunreinigt. Desshalb bedarf seine Läuterung im Feuer grosser
Arbeit. Der Rauch, der sich beim Läutern entwickelt, ist sehr
.schädlich, und wer durch denselben vergiftet ist, kann nur schwer
wieder geheilt werden mit Weihrauchdampf und anderen edelen
Gewürzen. Das Silber ist rein, aber doch weniger wie das Gold
und verdirbt deshalb in der Erde und an feuchten Orten. Es
schmeckt scharf auf der Zunge, verbrennt mit Schwefel und schwindet
im Feuer. Es hat ferner die Eigentümlichkeit, trotzdem es weiss
ist, andere Dinge, die man mit ihm ritzt, zu schwärzen. Seine
Schlacke heisst lateinisch Scoria, sie ist heilsam gegen Krätze und
Hämorrhoidalblutungen.

3. Vom Quecksilber.

Argentum vivum heisst Quecksilber. Dies entsieht in der Erde
so wie man es sieht, und fliesst heraus, wie Wasser. Sein Dampf
ist den menschlichen Organen sehr verderblich, ruinirt die Adern
und bringt an den Gliedern die, Paralysis genannte^ Krankheit her-
vor. So verdirbt es manchen Goldschmied und manchen der Scheide-
künstler, die Alchymisten genannt werden. Es bildet den Uranfang
aller Metalle in der Erde, dem sich dann mancherlei Schwefel bei-
fügt. Mit dem Quecksilber treibt man vielerlei Wanderbares. Mit
seiner Hülfe fälscht man Gold, Silber und andere Metalle, verfertigt
mit ihm springende Ringe und von selbst laufende Rädchen und
viele andere Dinge. Mit Speichel oder mit Asche kann mau es
tödtenJ), und in diesem Zustande lässt es sich mit anderen Dingen

J) Das sogenannte Tödten, Mortificiren oder Exstinguiren des Queck-
silbers geschieht durch inniges Verreiben desselben mit anderen Stoffen,
besonders Fett, in Folge dessen die einzelnen Quecksüberkügelchen für das
blosse Auge unsichtbar werden und, wie bei der gewöhnlichen grauen Salbe,
nur mit der Lupe erkennbar sind.
 
Annotationen