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Thiel, Viktor
Papiererzeugung und Papierhandel vornehmlich in den deutschen Landen von den ältesten Zeiten bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. — 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2403#0012
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Papiererzeugung und Papierhandel. 1-17

sur la Thour) ist 1500 Lorentz Bappirmacher urkundlich nachweisbar55).
In Alberschweiler war 1603 eine Papierwerkstätte im Betriebe56). Die
Stadt Metz erbaute 1445—47 an der Mosel eine Papiermühle57). 1512
werden bereits drei Papiermühlen bei Metz genannt.

In der Rheinpfalz wurde 1589 durch Herzog Johann I. in Zwei-
brücken eine Papiermühle errichtet, 1616 in Kaiserslautern eine Mahl-
mühle vom kurpfälzischen Stiftsschaffner Johann Bayer in eine Papier-
mühle umgewandelt58). In Waldrach begründete Erzbischof Johann III.
von Trier (1530—1541) die Papiererzeugung, deren Wasserzeichen seit
1541 nachweisbar sind59). Die Papiermühle in Aachen wurde spätestens
1571 begründet und bestand ungefähr ein Jahrhundert60).

Die älteste Nachricht über die Papiererzeugung in Solingen stammt
aus dem Jahre 158561). Schon in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahr-
hunderts wurde Papier erzeugt in Walhorn (Briquet Nr. 1437), in Sieg-
burg (ebd. Nr. 2339—2342) und in Bergisch-Gladbach (ebd. Nr. 196,
1890). In der Grafschaft Ravensberg scheint schon 1594 eine Papier-
mühle in Bonneberg bei Vlotho betrieben worden zu sein62). Im Fürsten-
tum Lippe entstand 1555 die Papiermühle in Bentrup, 1584 in Hillen-
trupp, 1603 in Calldorf, 1607 in Berlebeck63).

In gleichem Maße fanden sich in Schwaben günstige Verhältnisse
für die Entwicklung der Papiererzeugung vor. Die älteste Papiermühle
in Augsburg dürfte bald nach der Mitte des 15. Jahrhunderts errichtet
worden sein; ihr folgen im Laufe des 15. Jahrhunderts drei weitere Pa-
piermühlen in der Umgebung der Stadt64). Im Allgäu, das in einem regen

55) K. Steh 1 in, Regesten z. Gesch. d. Buchdrucks bis 1500, im „Archiv"
XI, 171. Weitere geschichtliche Angaben, sowie Wasserzeichen bei Briquet Nr. 2280
bis 2290. Vgl. auch II, 390, III, 494. — 5G) Briquet Nr. 1945.

57) Aug. Prost, „Memoire sur les moulins de la Moselle" in den „Me-
moires de TAcademie nationale de Metz" XXX, 120. Wasserzeichen bei Briquet
Nr. 869, 9565, 15 329 f.

58) Beide Mühlen gingen in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges ein. Hin-
gegen wurde 1669 am Speyerbache in Schönthal bei Neustadt a. d. H. eine Walk-
mühle in eine Papiermühle umgewandelt; 1700 wurde durch die Zweibrückener
Regierung eine Papiermühle in Wörschweiler erbaut. Im Laufe des 18. Jahrhun»
derts kamen 7 Papiermühlen hinzu. (Albert Jaffe, Zur Geschichte des Papiers
und seiner Wasserzeichen. Eine kulturhistorische Skizze unter besonderer Berück-
sichtigung der Rheinpfalz. S.-A. aus dem „Pfälzischen Museum" XLVII (1930),
ferner A. Jaffe, Die ehemaligen Papiermühlen im heutigen Bezirksamte Pirma-
sens und ihre Wasserzeichen, in: Der Papierfabrikant 1928 Heft 37f.

59) Briquet Nr. 1260—1266, 5474f., 9136. — eo) Ebd. Nr. 200.

61) Alb. Weyersberg, Die Drucker und Papiermacherfamilie Soter an der
Papiermühle in Solingen, in: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereines XLVII,
113 (1914). Vgl. Briquet Nr. 1994. — Zur Geschichte der Dürener Papier-
industrie liefert Josef Bongartz in den Annalen des historischen Vereines für
den Niederrhein LXXXVIII, 142 (1904) einen Beitrag. Die Papiererzeugung setzte
hier 1666 ein; im Laufe des 18. Jahrhunderts wuchs die Zahl der Papiermühlen auf
acht an.

62) Im Laufe des 18. Jahrhunderts kamen noch zwei Papiermühlen hinzu; hier-
über Otto Weerth, im 16. Jahresberichte des historischen Vereines für die Graf-
schaft Ravensberg. Bielefeld 1902 S. 24.

63) Es kamen noch hinzu: 1674 die Papiermühle in Pivitsheide, 1699 in
Schieder, 1835 in Dalbke. Vgl. Otto Weerth, Das Papier und die Papiermühlen
im Fürstentum Lippe. S.-A. aus den Mitteilungen aus der Lippischen Geschichte
und Landeskunde II (1904).

64) 1495 wurde Hans Österreicher Besitzer der ältesten Papiermühle in Augs-
burg. Unter den süddeutschen Kaufleuten spielte die Familie eine große Rolle. Vgl.
 
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