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Thiel, Viktor
Papiererzeugung und Papierhandel vornehmlich in den deutschen Landen von den ältesten Zeiten bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. — 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2403#0030
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Papiererzeugung und Papierhandel. 135

Diese Schwierigkeit hatte schon frühe das Bestreben der Papiererzeuger
veranlaßt, Monopolstellungen zu erhalten, vor allem das ausschließende
Recht zum Sammeln von Hadern innerhalb gewisser Bezirke. Schon die
italienische Papiererzeugung im 14. Jahrhundert litt an Rohstoffmangel.
Der Papiermühle in Treviso erteilte die Republik Venedig 1364 ein Sam-
melprivileg in einem bestimmten Umkreise174). In Genua verwendete
man zur Papiererzeugung auch alte Schiffstaue und Schiffssegel, für
deren Einsammlung der Stadtrat von Genua ein Privileg vom Marschall
de Bonicaut, dem Gouverneur des französischen Königs (1401—1409),
erhielt175). Im Jahre 1471 wurde im Herzogtum Mailand die Ausfuhr
von Lumpen und Leim verboten176), ein Verbot, das 1591/92 und 1610
erneuert wurde. Auch die Papierordnung von Toskana 1544 untersagte
die Ausfuhr von Hadern und Leim (1574 wiederholt)177). Es war gewiß
die Not an Rohstoff, welche den Gedanken eingab, neue Papiermühlen
in noch unberührten Landschaften zu gründen. So ist es zu verstehen,
daß uns die Sorge um die Sicherung des Rohmaterials schon bei der Er-
richtung der ältesten deutschen Papiermühlen entgegentritt. Als im
Jahre 1398 das Kloster in Chemnitz eine Papiermühle bauen wollte, ließ
es sich vom Markgrafen Wilhelm von Meissen das Privileg erteilen, daß
keine andere Papiermühle im Lande errichtet werden dürfe178). Jaggi,
der 1466 die von dem Lombarden Antonio de Novare gegründete Papier-
mühle in Thal bei Bern gekauft hatte, ließ sich sogleich vom Berner
Stadtrate das Privileg erteilen, Hadern und Leim zu sammeln179). Dem
Papiermacher in Breslau verbürgte der Stadtrat im Jahre 1500, daß nur
er in der ganzen Hauptmannschaft Hadern kaufen dürfe180). Die älteste
Nachricht von der Papiererzeugung in Böhmen handelt vom Rechte des
Hadernsammelns: 1499 ermächtigt König Wladislaw den Abt von König-
saai, Hadern einzukaufen und daraus Papier zu erzeugen181). Der Dres-
dener Papiermüller Hieronymus Schaffhirt erhielt 1578 vom Kurfürsten
August das Privileg der Papiererzeugung und des Hadernsammelns im
Umkreise von 4 Meilen, der später auf 7 Meilen erweitert wurde182).
Gleichartige Schutzprivilegien hatte die Papiermühle in Braunau 1520
und 1554 von den bayrischen Herzogen erhalten183). Als 1590 Mathias
Stainmüller in Rottenmann (Obersteiermark) eine Papiermühle errichten
wollte, sicherte ihm Erzherzog Karl zu, daß innerhalb 10 Meilen keine
andere Papiermühle gebaut werden solle und nur er in diesem Gebiete

174) F. Herrn. Meyer im „Archiv" XI, 288.

175) Briquet a. a. O. II, 233; III, 545. Eine verdienstliche Zusammenstel-
lung der Nachrichten über die Schwierigkeiten, unter denen die Versorgung der Pa-
piererzeugung mit Hadern zu leiden hatte, sowie über die Abhilfsmaßnahmen gibt
Frant. Z u m a n, Hadry, surovina papiernickä (Hadern, das Rohmaterial der Pa-
piermacher), in: „Sbornik Masarikova akademie Präce", XXVIII, 5.

i™) Briquet I, 138. — *") Ebd. III, 784. — ws) F. Herrn. Meyer im
„Archiv" XI, 286. — 179) Briquet III, 614.

18°) Zum an a. a. O. S. 3 (nach A. Rauter, Über die Wasserzeichen der älte-
sten Leinenpapiere in Schlesien, in: Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift Bd. I
1866, 6. Bericht).

181) Zum an im Archiv cesky XVII, 133.

183) F. Herrn. Meyer a. a. O. im „Archiv" XI, 288.

183) Thiel, Geschichte der Papiererzeugung und des Papierhandels in Ober-
österreich S. 6.
 
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