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Wegener, Hans
Beschreibendes Verzeichnis der deutschen Bilder-Handschriften des späten Mittelalters in der Heidelberger Universitäts-Bibliothek — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.2078#0005
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in der Luft zu schweben scheinen. Bei der Darstellung der Figuren sind der Affektausdruck durch Mimik
und Gesten und das dramatische Element des Blutes und der Wunden als wichtige Faktoren für die
Einstellung des Illustrators besonders erwähnt.

Das Hauptgewicht des beschreibenden Verzeichnisses liegt in einer möglichst genauen Datierung und
Lokalisierung der Handschriften. Die Grundlage für die Datierung sind der Stil und vor allem die Tracht,
die, wenn sie ausgeprägte modische Formen zeigt, eine Datierung auf eine Zeitspanne von fünf Jahren zuläßt.
Für die Lokalisierung sind neben dem Dialekt die stilistischen Kriterien ausschlaggebend. Vergleiche mit
Tafelbildern sind absichtlich vermieden. Nur in wenigen Fällen besteht zwischen Miniaturmalerei und
Tafelmalerei eine überzeugende stilistische Verwandtschaft. Ebenso führt das übliche Verfahren, die Hand-
schriftenillustration in die Zentren der Tafelmalerei zu verlegen, leicht zu falschen Ergebnissen. Was wir
von der Kunstgeographie des XV. Jahrhunderts wissen, ist viel zu lückenhaft, als daß man illustrierte
Handschriften bestimmten Städten zuweisen könnte. Die Lokalisierung beschränkt sich deshalb in allen
Fällen, in denen die Herkunft aus einer bestimmten Stadt mit Sicherheit nicht nachweisbar ist, auf eine
Landschaft. Auf den im XV. Jahrhundert stark ausgeprägten lokalen Schriftcharakter als wichtiges Moment
für die Lokalisierung konnte nicht näher eingegangen werden, weil darüber noch keine Arbeiten existieren
und den Beschreibungen keine Sdiriftproben beigegeben werden konnten.

Die grundlegenden Arbeiten zu dem beschreibenden Verzeichnis sind in dem Kunsthistorisehen Institut
der Heidelberger Universität unter Leitung von Herrn Geheimrat Professor Dr. Carl Neumann entstanden,
dem ich für reichste Förderung zu herzlichstem Dank verpflichtet bin. Für die weitgehende Unter-
stützung, die mir der Direktor der Heidelberger Universitätsbibliothek, Herr Professor Dr. Sillib, der
Oberbibliothekar Herr Dr. Fincke und Herr Dr. Teske gewährt haben, und die finanzielle Hilfe der Not-
gemeinschaft der deutschen Wissenschaft, die mir die Durchführung der Arbeit ermöglichte, möchte ich
an dieser Stelle herzlichst danken.

Im Juli 1927.

Hans Wegener.
 
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