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Wegener, Hans
Beschreibendes Verzeichnis der deutschen Bilder-Handschriften des späten Mittelalters in der Heidelberger Universitäts-Bibliothek — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.2078#0063
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Das Bild f. 5V (Evangelist Johannes auf Patmos) fallt aus dem Rahmen der Illustrationen insofern heraus,
als es ganz mit Deckfarben in kräftigem Kolorit gemalt ist. Die Grotte ist aus scharfkantigen, grauen
Felsen aufgebaut, dahinter breitet sich eine Landschaft aus in hellem Olivgrün mit dunkleren Buschreihen und
kleinen Figuren (Bogenschützen, Reiter in Schwarz, Weiß oder Rot): im Hintergrund blaue Berge und weiße
Eisgipfel, die sich im Fluß spiegeln. Der Evangelist trägt einen blauen Mantel und ein rotes Untergewand.

Das Bild ist zweifellos von der Hand des Zeichners B. In der Zeichnung des Gesichtes, der Hände
und der Gewandfalten bestellt mit seinen übrigen Bildern weitgehende Übereinstimmung. Daß auch die
Landschaft nicht nachträglich hinzugefügt wurde, sondern von dem Zeichner selbst ausgeführt worden ist,
zeigt sich in der Federzeichnung, die unter der Untermalung sichtbar wird, wenn man das Blatt gegen
das Licht hält. Die Landschaft vereinigt oberrheinische und burgundisehe Elemente.

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Die Arbeit gehört stilistisch nach dem Oberrhein und ist, abgesehen von dem Bild auf f. 5

wenig

sorg

ig ausgeführt.

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Oberdeutsche Hs.

Medizinisch e Traktate

pal. germ. 644.

1450—1460.

Papier und Pergament; das Wasserzeichen ist zerschnitten und nicht mehr festzustellen; 7,6x10.2 cm;
eine Spaße; sehr kleine, saubere Schrift; einfache voie und blaue Initialen.

31 Illustrationen, 3/j Seite groß; die ersten drei Bilder sind zusammengefaltet und je zwei Seiten groß.

f. 1 \ Nackter Mann mit lateinischen Namen der Krank-
heiten.

63v. Aderlaßmann mit genauer Bezeichnung der Aderlaß-
stellen.

78v. Nackter Mann mit verschiedenartigen Verwundungen und
Verlegungen, vor allem durch Waffen (die Waffen sind
dazugezeiclmet).

94r—1()8V. Auf jeder Seite die Halbfigur eines harnbeschauen-
den Arztes. Lf. 108r Abb. 49. |

Ein Zeichner.

Unschraffierte Federzeichnung mit Wasser- und Deckfarben
in gedämpftem Kolorit bemalt. Sehr schwache Modellierung
durch Verstärkung der Schattenkonturen in dunklerer Farbe.

Farben: Gelbgrün, Kobalt, lackartiges Graugelb, schmutziges
Karmin und Violett, Zinnober und Grau.

Die Figuren sind bis zum Knie sichtbar und alle in Haltung,
Gebärde und Tracht verschieden gehalten. Kein Hintergrund und
keine Umrahmung.

Die Figuren zeigen in den Köpfen deutliche Individualisierungsversuche. Sie tragen bürgerliche Tracht
aus der Zeit um 1450—1460 mit eckigem Faltenbruch. Barte und Brillen (f. 94r, 95r, 100 \ 103 \ 105r usw.)
sind von späterer bland eingezeichnet.

Die Arbeit ist sorgfältig, aber ungeschickt.

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Abb. 49: pal. germ. 644 f.l08r (Originalgröße).
A r z i m i 1 II am gl a s.

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