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Wegener, Hans
Beschreibendes Verzeichnis der deutschen Bilder-Handschriften des späten Mittelalters in der Heidelberger Universitäts-Bibliothek — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.2078#0083
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265r. Simson wird gefangen zu den Philistern 269'. Simsons Blendung.

gebracht. 269v. Simsons Rache.

265v. Simson erschlägt mit dem Eselskinnbacken 271v. Kampf mit den Sidoniern.

tausend Philister. 275v. Der Levit hackt den Leichnam seiner (Vau

266r. Aus dem Kinnbacken fließt eine (Quelle. in zwölf Stücke.

266v. Simson trägt die Tore Gazas fort. 274v. Erstürmung von Gibea.

267r. Delila fesselt Simson. 275'. Niederlage des Stammes Benjamin.

267v. Delila fesselt Simson mit neuen Stricken. 276'. Gibea wird verbrannt.

268'. Delila nagelt Simsons Haare fest. 279v. Ruth liest *\hren auf dem fehl.

268v. Delila schneidet Simsons Haare. 280'. Ruth sitjt am füllende von Boas* Bett.

Zwei Zeichner.

Zeichner A: alles, ausgenommen f. 25".
Zeichner B: f. 23 '.

Zeichner A.

Wenig schraffierte Federzeichung mit Wasser- und Deckfarben in buntem, leuchtendem Kolorit bemalt.
Kräftige Modellierung mit feinen Pinselstrichen in dunklerer Farbe: ausgesparte Lichter.

färben: Schwarz. Deckgrün, lackartiges dunkles Grün. Kobalt. Indischgell). Chromgelb. Umbra. Zinnober
und Karmin.

\Y\e Bildbühne ist ein selten bewachsenes Bodenstück oder eine flache Kulissenlandsehnfl mit vielen
roten Kirchturmspitjen und Gebäuden im Hintergrund. Die meist nebeneinander geordneten Figuren sind
an den Seiten häufig zu Köpfegruppen zusammengestellt: doch ist auch eine lockere1 \ertcilung nach
der liefe nicht selten. Typisch für den Zeichner ist. daß er bei Köpfegruppen die einzelnen Köpfe
(es sind nur die Kopfbedeckungen zu sehen) in verschiedenen färben gibt. Die Größenverhältnisse
der Figuren untereinander bleiben oft unberücksichtigt. Der Himmel ist durch Sirichlagen in leuchten-
dem Blau dargestellt und hellt sich nach unten stark auf. Schmaler roter oder seltener rot-gelber Strich
als Umrahmung.

Die Figuren sind nicht ganz sicher in den Proportionen: meist ist der Unterkörper zu lang, die Köpfe
sine! rund, wenig individualisiert (durch 1 laar- und Barttracht), ohne Ausdruck und mit weit auseinander-
stehenden Augen gezeichnet. Die Bewegungen sind ruhig, etwas manieriert elegant, heftigere Bewegungen
meist steif und unwahrscheinlich. Scharfe Verkürzungen, vor allem der Arme, kommen häufig vor. Die
Darstellung des Affekts durch Mimik und Gesten ist für die Sorgfalt der Ausführung außerordentlich
gering. Dagegen sind Kampfszenen meist sehr blutig, mit abgehauenen Gliedern und klaffenden Wunden,
wiedergegeben. Die Figuren tragen bürgerliche Tracht aus der Zeit um (480 mit einigen phantastischen
Zutaten und eckigem Faltenwurf. Die Juden sind häufig durch den Judenhut charakterisiert, auch auf
Helmen tragen sie kleine Knöpfe und führen, wo sie als Meer auftreten, fast immer einen Wimpel mit.
der einen gelben Judenhut auf rotem Grund zeigt. Die Landschaft ist schematisch aufgebaut. Der Boden
graugrün mit Strichlagen in Dunkelgrün und Deckgrün. Bodenpflanzen fehlen (ausgenommen auf den
Bildern f. 1'—21 '). Die Bäume haben einen dunkelbraunen Stamm mit Ast- und Wurzelnnsärjen und
eine Laubkrone aus dunklen Punkten und kurzen Strichen auf hellgrünem Grund. Häufig kommen nach
rückwärts zwischen den Kulissen verschwindende Wege mit scharf gebrochenen Rändern und Biegungen
vor. Zur Belebung der Landschaft verwendet der Zeichner oft Reihen kugeliger oder nur mit Deckgrün
gemalter faseriger Rüsche. Die Architektur —graue oder hellrote I läuser mit roten, seltener grünen Dächern —
steht meist im Hintergrund; im Vordergrund ist sie maßstäblich zu klein, aber von richtiger Gefühls-
perspekiive. Die Innenräume sind sehr verschiedenartig gezeichnet, häufig ist der Ausblick ins freie oder
in Nebenräume gegeben. Von Einrichtungsgegenständen ist nur das Notwendigste dargestellt. Das maß-
stäbliche Verhältnis der Figuren zum Raum ist unsicher.

Die Arbeit ist sorgfältig, aber sehr temperament- und phantasielos. Einzelne Szenen überraschen durch
die Primitivität der Darstellung (z. B. die hinter Simsons Bett versteckten Philister f. 267v. 268r usw.:
bei Isaaks Opferung kniet Lsaak auf dem brennenden Seheiterhaufen usw.). Der Stilcharakter ist
schwäbisch, aber ohne besondere lokale Färbung; es mischen sich seeschwäbische. Ulmer und Augs-
burger Elemente. Die übertriebene Eleganz der Figuren in Kleidung und Geste, die affektlose Ruhe
der Bilder, die starke Vertiefung und Ausschmückung der Bildbühne, die allerdings durch primitive Mittel
 
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