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Zupitza, Julius [Hrsg.]
Dietrichs Abenteuer von Albrecht von Kemenaten nebst den Bruchstücken von Dietrich und Wenezlan (Deutsches Heldenbuch, fünfter Teil) — Berlin, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.2085#0046
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Albrecht von Kemenaten XLVII

ALBRECHT VON KEMENATEN.

Nachdem so der weg von allen seilen gebahnt ist, kann ich mich zu
dem nachweise wenden, dass die vier besprochenen stücke alle einem und
demselben dichter angehören und zwar dem im Goldemar genannten
ALBRechtvon KEMENATEN, von Goldemar, Sigenot und Ecke hat dies
schon Haupt (zeitschr. 6, 526/f.) bewiesen: dass aber die Virginal auch
ein werk Albrechts sei, hat zuerst Müllenhoff (zur gesch. der NNs. 9 anm.)
behauptet, der Vollständigkeit wegen werde ich mich nicht darauf beschrän-
ken den beweis für die Virginal zu führen, sondern werde Haupts gründe
meist wiederholend auch die übrigen stücke berücksichtigen.

Das eigentlich entscheidende ist hier, wie überall, eine solche gleichheit
der gesammlen haltung der gedichte, eine solche identität des tons und Stils,
zu deren erklärung die annähme, dass etwa eines das vorbild der übrigen
gewesen, nicht ausreichend ist. wenn diese nicht stattfindet, da können
äussere âhnlichkeiten in menge vorhanden sein ohne etwas zu erweisen,
während umgekehrt, falls sie da ist, wenige äussere stützen genügen, ja im
gründe schon die abwesenheit von etwas, was dagegen spräche, in allen
vier gedkhten herscht gleichmässig ein'lebhafter, frischer, aber unausge-
bildeter, eckichter stil und höherer bänkelsängerton (DHB 1, XLYIJ: aber
den muss jeder selbst bei unbefangenem lesen fühlen: wer das nicht kann
oder will, den würden auch bogenlange Zusammenstellungen nicht überzeu-
gen, ich denke, wenn uns nur je die erste strophe in der Virginal, im Golde-
mar und im Sigenot erhalten wäre, dürften wir anf gleichen Verfasser
schliessen : die erste strophe im Eckenliede (d. h. die 2. überlieferte : s. anm.)
weicht etwas, wenn auch nicht bedeutend, ab.

Die folgenden erwägungen aber stützen diesen Hauptgrund, erstlich
ist zu beachten die gleichmässige mischung des höfischen und volkstümlichen
in allen vier stückeil. volkstümlich ist der inhalt, die vielen formein, einzelne
ausdrücke, Wiederholungen : ja es zeigt sich sogar bei allen aussen Goldemar
einwürkung bestimmter volksmässiger dichtungen. höfisch aber ist die Ver-
wandlung der helden in ritter, die im frauendienste abenteuer bestehen,
das leben auf den bürgen, einzelne ausdrücke in der spräche : in der Vir-
ginal finden sich noch dazu anspielungen auf höfische dichtkunst, im Ecke
nachahmung des Iwein. zweitens ist die Übereinstimmung in der metrik
zu berücksichtigen: die Senkungen sind stäts ausgefüllt ausser innerhalb
desselben wortes, die betonung schwebt häufig in allen teilen des verses,
dass die strophe in der Virginal und im Goldemar etwas abweicht von der
im Sigenot und im Ecke, ist von keinem belange, was die reime betrifft, so
 
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