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l6 DAS ORNAMENT DER NATURVÖLKER



C




Abb. 6. Ornamentale Umgestaltung der figuralen Darstellung.
Formenreihe aus der Ornamentik der Hervey-Insulaner.

Stilisierung einer figürlichen Darstellung bis zum geometrischen Muster ver-
folgen. Die als freier Abschluß des Stabes verwendete, ziemlich naturalistisch
auf gefaßte Gestalt links wird, jetzt mit gehobenen Armen, stark geometrisiert
und neben einen gleichgebildeten Genossen gestellt, wobei Oberschenkel und
Hände der zusammenstoßenden Figuren verwachsen (b); es können aber auch
ganze Streifen aus solchen Gestalten auftreten. In c geht die Geometrisieiping
weiter, hier war nur noch Platz für eine Figur in der Mitte und zwei halbe an
den Seiten, der Kopf wird zu einem Sechseck, der mit den auch in a und b
reich verwendeten Dreiecksmotiven ausgefüllt wird, Arme und Beine ver-
schmelzen in der Weise, daß Oberarm und Oberschenkel der einen Figur zu-
gleich den Unterarm und Unterschenkel der anderen bilden. Aus diesem Muster
entsteht, wie Stolpe an der Hand von Zwischengliedern annehmbar macht,
durch Verzicht auf den Kopf und die Reduktion des Rumpfes auf eine Linie
das rein geometrische Muster in e, während wir in f im oberen und unteren Oma*
mentstreifen das gleiche Muster, in der Mitte ein aus b abgeleitetes „Schen-
kelmuster“ erkennen dürfen.
Erklärt nun diese interessante Formreihe das Werden der geometrischen Orna-
mentik, und sei es auch nur für die Kunst dieser Südseeinsulaner ? Beweist
sie, daß diese Kunst aus der Schematisierung der figuralen Darstellung hervor-
gegangen ist ? Es scheint mir, daß wir mit dieser Behauptung den wirklich vor-
liegenden Tatbestand geradezu auf den Kopf stellen würden. Betrachten wir
 
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