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Die angenehmen Zeitvertreibe, in den Erzählungen des Herrn von Adelsberg — Frankfurt am Main, 1767 [VD18 14316323]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27687#0008
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«ES «AW

sie zu sehen, aber welch eine Reihe von Jahren
habe ich vergeblich gehvffet. Meine Neubegierde
war gerecht, und sie wurde durch unzählige Lo-
beserhebungen angefeuen, mit welchen man die
Tugend anpries und sie in allen Theilen der
Welt erhob. Dieses unterhielt meinen Eifer und
unterstützte meinen Wunsch, ja es erweckte in
mir den löblichen Vorsatz, von ihrer Fürtreflich-
keit so viel zu erzählen, als nur mein Vermögen
erlauben würde.
Aber wie war es "nun möglich, meinen
Wunsch auszuführen; der Ort ihres Aufenthalts
war mir unbekannt, denn die Tugend verbirgt
sich mit Fleiß, weil sie gesucht seyn will, und sie
ist es werth, baß man ausssahec wo sie zu finden
ist. Ich hatte keinen Führer, der mich zu ihr
brachte, und gleichwohl empfand ich ein ganz
besonderes Verlangen, um ihrentwillen die ganze
Welt zu durchreisen. Nach Ablauf einer lan-
gen Zeit bot sich mir eine Führerin an, die mein
aufrichtiges Gemüthe kennte und mein Verlan-
gen stillen wollte. Es war eine ehrwürdige Frau,
und fte nennete sich die gesunde Vernunft. Eine
genaue und lange Erfahrung, halte ihr die Men-
schen in der Welt kennen lernen, und zwar so
weit als man es nur verlangen konnte; kurz, in
allen ihren Reden bemerkte ich eine grosse Ein-
sicht. Diese ehrwürdige Matrone entdeckte mir
die verborgenen Geheimnisse des menschlichen Her-
zens, die Heimlichkeiten der Namr, die mir oh-
ne
 
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