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Die angenehmen Zeitvertreibe, in den Erzählungen des Herrn von Adelsberg — Frankfurt am Main, 1767 [VD18 14316323]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27687#0016
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würde. Der schartichte Eingang lockte uns, und
an demselben stund ein ernsthafter Wellweiser.
Er nennete sich Zeno. Er nöthigte uns mit vie-
len prächtigen Worten zu sich und versicherte uns,
in dieser Gegend sey die Tugend anzutreffen.
Wir sanden auch ein Frauenzimmer, welches von
derGroßmurh, von der Verachtung der Lüste des
Lebens mit vielen sehr schönen und ausgesuchten
Redensarten sprach. Aber eine nachdrückliche
Untersuchung zeigte uns das Gegenrheil. Meine
Führerin versicherte mich: Es sey die Ehrsucht,
und wir waren noch nicht zu unserm Endzwecke.
Sie ermahnte mich: Ich sollte nun im suchen
unermüdet und unverdrossen seyn. Sie würde
mich getreu führen. Der Muth entfiel mir zwar,
jedoch entschloß ich mich, ihr zu folgen, weil sie
mir das Bild der Tugend immer schöner be-
schrieb, und es mit dem, was w r bisher gesehen,
und was der größte Theil der Weisesten vor Tu-
gend ansah, in Vergleichung steilere. D'e Tu-
gend, die ich dir zeigen will, ist nicht weichlich,
aber auch nicht unempfindlich. Sie ist nicht
niederträchtig, aber auch nicht prahlerisch. Sie
macht, indem sie ihre Eigenschaften verbirgt,
daß man, wenn man Achtung giebt, dieselben
erkennen muß. Wir wollen den letzten Weg
antreten. Ich folgte ihr, und das Verlangen
wurde immer heftiger, von meiner Reise das
Ende zu erblicken. Ich sah mich aber zu unters
schädlichen malen nach dem bedeckten Gange und
nach dem angenehmen Garren UM/ und ehe ich mir
 
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