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«SW «MW
mich sähe, sagte mir, daß ich recht unscheinbar
seit einem Jahre her geworden wäre, so sehr war
mein Gesicht durch die traurigen und nachden-
kenden Gedanken verunstaltet worden,
Es begab sich ohnvermuthet, daß nach Ab-
lauf dieser zwey Jahre eine von meinen Muh-
men in London starb, die mich zum Erben ih-
res Vermögens einsetzre, und also wurde es nun
eine Nothwendigkeit, nach London eine Reise zu
thun, um diese Erbschaft in Ordnung zu brin-
gen. Ich war recht frölich, als ich diese Nach-
richt bekam, und jedermann erstaunte bey mei-
ner so großen Freude, zumal da die meisten Leu-
te wüsten, daß mich Eigennutz niemals gefesselt,
folglich befremdete sie nur dieses, daß ich wegen
meiner Glücksvermehrung zeitlicher Güter eine
so weite Reise in Person unternehmen wollte;
und man fimg nun an, mich vor einen Geitzigen
zu halten.
Es bekümmerte mich recht sehr, daß mau
mich in die Zahl d?r Geitzigen setzte, jedoch kon-
te ich mich nicht entschliessen, ihnen die wahre
Ursache meiner Freude zu entdecken, denn gleich-
wie ein geschickter französischer Autor sagt: Die
Menschen sind wegen ihres Verstandes viel ei-
fersüchtiger als wegen ihrer Sitten: und wir
nehmen es der Welt nicht so übel, wenn mnn
uns ungezogen als lächerlich nennt. Dieses be-
gegnete mir zum wenigsten bey dieser Gelegen-
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mich sähe, sagte mir, daß ich recht unscheinbar
seit einem Jahre her geworden wäre, so sehr war
mein Gesicht durch die traurigen und nachden-
kenden Gedanken verunstaltet worden,
Es begab sich ohnvermuthet, daß nach Ab-
lauf dieser zwey Jahre eine von meinen Muh-
men in London starb, die mich zum Erben ih-
res Vermögens einsetzre, und also wurde es nun
eine Nothwendigkeit, nach London eine Reise zu
thun, um diese Erbschaft in Ordnung zu brin-
gen. Ich war recht frölich, als ich diese Nach-
richt bekam, und jedermann erstaunte bey mei-
ner so großen Freude, zumal da die meisten Leu-
te wüsten, daß mich Eigennutz niemals gefesselt,
folglich befremdete sie nur dieses, daß ich wegen
meiner Glücksvermehrung zeitlicher Güter eine
so weite Reise in Person unternehmen wollte;
und man fimg nun an, mich vor einen Geitzigen
zu halten.
Es bekümmerte mich recht sehr, daß mau
mich in die Zahl d?r Geitzigen setzte, jedoch kon-
te ich mich nicht entschliessen, ihnen die wahre
Ursache meiner Freude zu entdecken, denn gleich-
wie ein geschickter französischer Autor sagt: Die
Menschen sind wegen ihres Verstandes viel ei-
fersüchtiger als wegen ihrer Sitten: und wir
nehmen es der Welt nicht so übel, wenn mnn
uns ungezogen als lächerlich nennt. Dieses be-
gegnete mir zum wenigsten bey dieser Gelegen-