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Die angenehmen Zeitvertreibe, in den Erzählungen des Herrn von Adelsberg — Frankfurt am Main, 1767 [VD18 14316323]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27687#0066
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64 - WM WM
schm sorgen für dieses zeitliche Leben, als ob es
niemals ein Ende nehmen werde, da doch Pur-
pur und Sammer, Gold und Silber nicht un-
sterblich macht, und für jenes Leben sorgen sie so,
als ob es niemals anfangen würde: da doch die
Dürftigen eben so wohl als die Reichen, und die
Geringen eben so wohl als die Vornehmen dch-
zu bestimmt sind.
Sollte ein Engel aus höhern Sphären,
dem die menschliche Natur unbekannt und frem-
de ist, schleunig die Erde besteigen, und die Ein-
wohner dieser Welt beschauen; was würde er
wohl von denselben denken? Würde er nicht
meynen, daß wir Geschöpfe wären, die zu ganz
andern Absichren erschaffen sind, ats wir würk-
lich sind-' Er würde denken, wir wären in die-
se sichtbare Welt gesetzt, bloß um Ehre und Reich-
rhum, Hauser und Güter, Bequemlichkeiten
und Wollüste zu erjagen? Sollte er nicht mey-
nen , es wäre gleichsam unsere Pflicht, nach
Reichlhmmrn, Ehrenämtern und Titeln, Häu-
sern und Gütern zu streben? Ja, sollte er nicht
meynen, es wäre uns die Armmh sehr scharf
verboten, wenn wir nicht unfern Vergnügun-
gen und Bequemlichkeiten nachhiengen? Er
würde in der That denken, das; uns eine ganz
andere Folge von Geboren triebe, als diejenige,
die uns vorgeschrieben ist. Und allerdings müß-
te er, nach einer solchen Voraussetzung, schlies-
sen, daß wir die gehorsamsten Geschöpfe unter
 
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