MM WM 65
der Sonne seyn müßten, die ihre Pflicht treulich
erfülleten, und beständig ein Auge auf dasjenige
hätten, wozu sie nach Diesem Leben bestimmet
wären.
Aber wie sehr würde ein solcher Engel er-
staunen, wenn er erführe, Daß wir vernünftige
Geschöpft sind, Die nicht über hundert Jahre,
wenn es sehr köstlich gewesen, in Dieser Welt le-
ben sollen, und Daß der größte Theil Dieser ver-
nünftigen Geschöpft kaum fünfzig, schzig oder
siebenzig Jahre erreichen. Wie würde ein En-
gel nicht erschrecken und erstaunen, wenn er er-
führe, daß Diese vernünftigen Crearuren, Die alle
ihre Sorgen auf Dieses Leben wenven, welches
kaum Den Namen einer Existenz verdienet, und
dessen Dauer mehr mit einem kurzen Dampfe
als mit einem Leben zu Vergleichen ist; wie wür-
de er sich wundern, wenn er erfahren sollte, daß
diese vernünftigen Geschöpfe in einer künftigen
Welt ewig leben sollen, wozu sie nicht Die minde-
ste Anstalt machen? Nichts kann Der menschli-
chen Vernunft widerliches begegnen, als Daß
vernünftige Menschen, die von Diesen zweyen Zu-
ständen Überz mget sind, sich allezeit bestreben, für
ein hunder jähriges Leben zu sorgen; und indes-
sen die Vorsorge für jenes Leben hinransetzen,
welches nach vülen tausend Jahren, noch immer
neu und im Anfänge seyn wird. Zumal, wenn
wir reiflich erwägen, Daß unser Bestreben, groß,
reich und geehrt zu werden, oder dasjenige zu
E erlan-
der Sonne seyn müßten, die ihre Pflicht treulich
erfülleten, und beständig ein Auge auf dasjenige
hätten, wozu sie nach Diesem Leben bestimmet
wären.
Aber wie sehr würde ein solcher Engel er-
staunen, wenn er erführe, Daß wir vernünftige
Geschöpft sind, Die nicht über hundert Jahre,
wenn es sehr köstlich gewesen, in Dieser Welt le-
ben sollen, und Daß der größte Theil Dieser ver-
nünftigen Geschöpft kaum fünfzig, schzig oder
siebenzig Jahre erreichen. Wie würde ein En-
gel nicht erschrecken und erstaunen, wenn er er-
führe, daß Diese vernünftigen Crearuren, Die alle
ihre Sorgen auf Dieses Leben wenven, welches
kaum Den Namen einer Existenz verdienet, und
dessen Dauer mehr mit einem kurzen Dampfe
als mit einem Leben zu Vergleichen ist; wie wür-
de er sich wundern, wenn er erfahren sollte, daß
diese vernünftigen Geschöpfe in einer künftigen
Welt ewig leben sollen, wozu sie nicht Die minde-
ste Anstalt machen? Nichts kann Der menschli-
chen Vernunft widerliches begegnen, als Daß
vernünftige Menschen, die von Diesen zweyen Zu-
ständen Überz mget sind, sich allezeit bestreben, für
ein hunder jähriges Leben zu sorgen; und indes-
sen die Vorsorge für jenes Leben hinransetzen,
welches nach vülen tausend Jahren, noch immer
neu und im Anfänge seyn wird. Zumal, wenn
wir reiflich erwägen, Daß unser Bestreben, groß,
reich und geehrt zu werden, oder dasjenige zu
E erlan-