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Die angenehmen Zeitvertreibe, in den Erzählungen des Herrn von Adelsberg — Frankfurt am Main, 1767 [VD18 14316323]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27687#0099
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MtzS HMS 97
Zn diesem Augenblicke dünkte es mich, daß
ich in dem vorerwähnten Hause an einem erha-
benen Orte war, und hier sah ich allererst, daß
es eine Kirche war. Ich konnte alles darinnen
übersehen, und wunderte mich, daß alle Kir-
chenstühle so voll waren» Ich Hörers ein schönes
Danklied anstimmen, und grif schon nach mei-
nem Buche, als meine Begleiterin zu mir sagte :
Was stehest und hörest du? Ich sehe, war mei-
ne Antwort, eine Menge andächtiger Christen,
und höre sie mit großer Einhelligkeit ein Loblied
singen»
Du irrest! sprach meine Führerin, du ir-
rest sehr, und darauf kam es mir vor, als wenn
sie mir von ihrem Balsam zu riechen gab, davon
sie mir auch nahe bey den Ohren etwas an die
Schläfe strich. Alsofort schien sich alles vor mir
zu verwandeln. Ich sähe nicht mehr Menschen
in der Kirche; nein, es waren lauter wilde und
zahme Thiere, Vögel, Gewürms und Ungezie-
fer, der Gesang war nicht anders, als ein ver-
mischtes Geschrey von Staaren, Elstern und so
weiter, davon mir die Ohren wehthaten. Ich
hörere hier und da eine Nachtigall, oder rin Zei-
sichen, viel künstliche Veränderungen der Töne
machen, woran sie sich selbst ersetzten; ob sie
gleich keine Gedanken noch Andacht dabey Hanen:
denn meine Augen sahen nunmehro dis in das
Verborgene der Herzen. Da kam ein stolzer
Pfau mir seinen prächtigen Farben hergelmen,
G und
 
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