starker Trieb. Weniger zu dem jugendlich phantastischen Stürmer,
als zu dem Schumann der späteren Jahre, der seinen Formensinn
an Mendelssohns Kunst ausgeläutert hatte. Ihm folgte auch
Bargiel nach, aber ohne seine Eigenart aufzugeben, in freier
Selbständigkeit. In zahlreichen Instrumental- und Vokalkompositionen,
in den Klavierstücken op. 1—5, den Ouvertüren „Prometheus“,
„Medea“, „In einem Trauerspiel“, in Trios und Quartetten, Chor-
liedern und Psalmen zeigte er sich als ebenso feinsinnig
erfindenden, wie sicher und geistreich gestaltenden Musiker.
Woldemar Bargiel starb nach mehrwöchigem Krankenlager am
23. Februar 1897.
Brahms, Johannes, Professor Dr., auswärtiges Ordentliches
Mitglied der Königlichen Akademie der Künste, wurde am 7. Mai 1833
in Hamburg geboren. Den ersten Unterricht in der Musik erhielt
er von seinem Vater, der Kontrabassist war, dann aber nahm ihn
Marxsen in Altona in musikalische Zucht und Lehre. Ihm haupt-
sächlich verdankt er die unverrückbare, feste Grundlage seiner
klavieristischen und kompositorischen Technik. In aller Stille reifte
er zum originellen Künstler heran. Es ist bekannt, wie begeistert
1853 Robert Schumann den 20jährigen Jüngling begrüsste.
Sein prophetischer Artikel in der neuen Zeitschrift für Musik
schadete Brahms anfangs ebensoviel, als er ihm nützte. Die ihn
kannten, waren in Sorge, ob er die grossen Hoffnungen, die
Schumann auf ihn setzte, wohl erfüllen würde; die ihn nicht kannten,
wurden misstrauisch, weil sie von vornherein an eine starke Über-
schätzung glaubten. Brahms liess sich durch alles dies nicht beirren.
Ruhig und stetig arbeitete er weiter an seiner Vervollkommnung,
lebte mehrere Jahre in Detmold als Dirigent und zog sich dann
wieder nach Hamburg zurück, bis er im Jahre 1862 nach Wien
übersiedelte. Inzwischen hatte er eine ganze Anzahl von Kom-
positionen veröffentlicht, Pianoforte-Sonaten (op. 1, 2 und 5), die
Schumann verschleierte Sinfonien nannte, Klavier-Quartette (op.
25 und 26), Serenaden für Orchester (op. 11 und 16), Variationen
(op. 9, op. 21, 23, 24) und Lieder für eine und mehrere Stimmen,
Werke, die ihm zwar eine kleine Schar begeisterter Freunde zu-
führten, beim grösseren Publikum aber auf Widerstand oder Gleich-
gültigkeit stiessen. Erst das deutsche Requiem (1868) brachte ihm
einen allgemeinen grossen Erfolg und trug seinen Namen weit
6*
als zu dem Schumann der späteren Jahre, der seinen Formensinn
an Mendelssohns Kunst ausgeläutert hatte. Ihm folgte auch
Bargiel nach, aber ohne seine Eigenart aufzugeben, in freier
Selbständigkeit. In zahlreichen Instrumental- und Vokalkompositionen,
in den Klavierstücken op. 1—5, den Ouvertüren „Prometheus“,
„Medea“, „In einem Trauerspiel“, in Trios und Quartetten, Chor-
liedern und Psalmen zeigte er sich als ebenso feinsinnig
erfindenden, wie sicher und geistreich gestaltenden Musiker.
Woldemar Bargiel starb nach mehrwöchigem Krankenlager am
23. Februar 1897.
Brahms, Johannes, Professor Dr., auswärtiges Ordentliches
Mitglied der Königlichen Akademie der Künste, wurde am 7. Mai 1833
in Hamburg geboren. Den ersten Unterricht in der Musik erhielt
er von seinem Vater, der Kontrabassist war, dann aber nahm ihn
Marxsen in Altona in musikalische Zucht und Lehre. Ihm haupt-
sächlich verdankt er die unverrückbare, feste Grundlage seiner
klavieristischen und kompositorischen Technik. In aller Stille reifte
er zum originellen Künstler heran. Es ist bekannt, wie begeistert
1853 Robert Schumann den 20jährigen Jüngling begrüsste.
Sein prophetischer Artikel in der neuen Zeitschrift für Musik
schadete Brahms anfangs ebensoviel, als er ihm nützte. Die ihn
kannten, waren in Sorge, ob er die grossen Hoffnungen, die
Schumann auf ihn setzte, wohl erfüllen würde; die ihn nicht kannten,
wurden misstrauisch, weil sie von vornherein an eine starke Über-
schätzung glaubten. Brahms liess sich durch alles dies nicht beirren.
Ruhig und stetig arbeitete er weiter an seiner Vervollkommnung,
lebte mehrere Jahre in Detmold als Dirigent und zog sich dann
wieder nach Hamburg zurück, bis er im Jahre 1862 nach Wien
übersiedelte. Inzwischen hatte er eine ganze Anzahl von Kom-
positionen veröffentlicht, Pianoforte-Sonaten (op. 1, 2 und 5), die
Schumann verschleierte Sinfonien nannte, Klavier-Quartette (op.
25 und 26), Serenaden für Orchester (op. 11 und 16), Variationen
(op. 9, op. 21, 23, 24) und Lieder für eine und mehrere Stimmen,
Werke, die ihm zwar eine kleine Schar begeisterter Freunde zu-
führten, beim grösseren Publikum aber auf Widerstand oder Gleich-
gültigkeit stiessen. Erst das deutsche Requiem (1868) brachte ihm
einen allgemeinen grossen Erfolg und trug seinen Namen weit
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