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Kunstakademie brachte. Da diese aber 1848 geschlossen wurde,
auch die Familie mehrmals ihren Wohnort veränderte, blieb
die Ausbildung Passinis lückenhaft, bis er 1851 in Venedig
an dem Aquarellmaler Carl Werner einen Freund und Lehrer
fand, der ihn zu strengerer Methode anhielt. Passini malte
nun in Aquarell, welche Technik er nie verlassen hat, italie-
nische Architekturmotive, die er mit Staffage belebte. All-
mählich liefs er diese, von dem malerischen Volksleben in
Venedig und Rom angeregt, durchaus in den Vordergrund
treten und erlangte als Genremaler bald einen Weltruf. 1893
zog er nach Berlin, wo er, von den malerischen Motiven
dieser Grofsstadt weniger angezogen, sich hauptsächlich mit
Aquarellbildnissen beschäftigte. Eine feine, geschmackvolle
Ausführung zeichnet alle seine Arbeiten aus; von ihnen seien
nur genannt: 1870 »Chorherren«, 1872 »Der Vorleser in
Chioggia«, 1874 »Prozession in Venedig«, 1876 »Kürbis-
verkäufer«, 1878 »Eine Messe in Chioggia«, 1881 »Das Via-
ticum«, 1883 »Passeggiata«, 1885 „Neugierige«, 1887 »Beich-
tende«, 1890 »La Madonna della Sartorienti«, 1893 »Badende
Buben«. Im Besitze vieler Medaillen und Orden, auch des
Ordens Pour le merite, starb Passini am 5. November 1903
zu Venedig; am 10. d. M. wurde er in Berlin auf dem Alten
Jerusalemer Kirchhof beigesetzt.
Pauwels, Wilhelm Ferdinand, wurde am 13. April 1830
zu Eeckeren bei Antwerpen als Sohn eines Obstzüchters ge-
boren, entging durch die Unterstützung des Grafen de Baillet,
der seine Begabung und aufserordentliche Energie erkannt
hatte, dem Berufe des Vaters und trat 1844 in die Kunst-
akademie zu Antwerpen, die er 1852 als Romstipendiat ver-
liefs, nachdem er auch die ihm mangelnde Schulbildung durch
grofsen Fleifs nachgeholt hatte. Nach verschiedenen Reisen,
auf denen er hauptsächlich die moderne Malerei studierte,
kehrte er 1857 mit einem Staatsauftrag nach Belgien zurück,
ging aber 1862 als Professor an die Akademie zu Weimar.
Dort wirkte er bis 1872, arbeitete dann vier Jahre wieder in
Antwerpen und folgte 1876 einem Rufe an die Akademie zu
Dresden, wo er seitdem als Atelierchef für Historienmalerei
und Mitglied des Akademischen Rates sowie der Galerie-
kommission lebte. Sein Gebiet war ausschliefslich die Historien-
Kunstakademie brachte. Da diese aber 1848 geschlossen wurde,
auch die Familie mehrmals ihren Wohnort veränderte, blieb
die Ausbildung Passinis lückenhaft, bis er 1851 in Venedig
an dem Aquarellmaler Carl Werner einen Freund und Lehrer
fand, der ihn zu strengerer Methode anhielt. Passini malte
nun in Aquarell, welche Technik er nie verlassen hat, italie-
nische Architekturmotive, die er mit Staffage belebte. All-
mählich liefs er diese, von dem malerischen Volksleben in
Venedig und Rom angeregt, durchaus in den Vordergrund
treten und erlangte als Genremaler bald einen Weltruf. 1893
zog er nach Berlin, wo er, von den malerischen Motiven
dieser Grofsstadt weniger angezogen, sich hauptsächlich mit
Aquarellbildnissen beschäftigte. Eine feine, geschmackvolle
Ausführung zeichnet alle seine Arbeiten aus; von ihnen seien
nur genannt: 1870 »Chorherren«, 1872 »Der Vorleser in
Chioggia«, 1874 »Prozession in Venedig«, 1876 »Kürbis-
verkäufer«, 1878 »Eine Messe in Chioggia«, 1881 »Das Via-
ticum«, 1883 »Passeggiata«, 1885 „Neugierige«, 1887 »Beich-
tende«, 1890 »La Madonna della Sartorienti«, 1893 »Badende
Buben«. Im Besitze vieler Medaillen und Orden, auch des
Ordens Pour le merite, starb Passini am 5. November 1903
zu Venedig; am 10. d. M. wurde er in Berlin auf dem Alten
Jerusalemer Kirchhof beigesetzt.
Pauwels, Wilhelm Ferdinand, wurde am 13. April 1830
zu Eeckeren bei Antwerpen als Sohn eines Obstzüchters ge-
boren, entging durch die Unterstützung des Grafen de Baillet,
der seine Begabung und aufserordentliche Energie erkannt
hatte, dem Berufe des Vaters und trat 1844 in die Kunst-
akademie zu Antwerpen, die er 1852 als Romstipendiat ver-
liefs, nachdem er auch die ihm mangelnde Schulbildung durch
grofsen Fleifs nachgeholt hatte. Nach verschiedenen Reisen,
auf denen er hauptsächlich die moderne Malerei studierte,
kehrte er 1857 mit einem Staatsauftrag nach Belgien zurück,
ging aber 1862 als Professor an die Akademie zu Weimar.
Dort wirkte er bis 1872, arbeitete dann vier Jahre wieder in
Antwerpen und folgte 1876 einem Rufe an die Akademie zu
Dresden, wo er seitdem als Atelierchef für Historienmalerei
und Mitglied des Akademischen Rates sowie der Galerie-
kommission lebte. Sein Gebiet war ausschliefslich die Historien-