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Hausmann, Raoul; Große Berliner Kunstausstellung <1921, Berlin>
Führer durch die Abteilung der Novembergruppe: Kunstausstellung Berlin 1921 — Berlin: Otto Elsner, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.47093#0014
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R U O G A N G
Saal 25
enthält vor allem große Architekturgestaltungen. In der Arena
schichten sich schwere horizontale Massen an einigen Pfeilern
von wuchtiger Gedrungenheit zu einem in sich abgeschlossenen
Oval. In dem Modell des Salzburger Festspielhauses zum Bei-
spiel sehen wir, wie aus der Bodenbewegung die dominierenden
Punkte zum architektonischen, also räumlichen Organismus ge-
steigert sind; Kolonnaden verbinden die einzelnen Komplexe mit-
einander, um bei dem ungünstigen Klima. Salzburgs auch bei
schlechtem Wetter das Erreichen der Hauptgebäude zu er-
leichtern, Ferner sind noch zahlreiche ausgeführte Nutzbauten
gezeigt, um den Werdegang und die Befähigung des Künstlers,
der nicht nur die Utopie zu formen versteht, zu erläutern. In
der Mitte dieses Saales steht eine Plastik „Geste“, in der das
wirkliche plastische Element, die Dreidimensionalität, gestaltet
wird, im Gegensatz zur bisherigen plastischen Auffassung einer
Masse, die nur durch Flächenverschiebung gegliedert ist. Der
Künstler unternimmt hier den Versuch, die Masse aufzulösen und
dynamisch zu bewegen durch die Gestaltung auch des Hohl-
raumes, des negativen Elementes der Skulptur, das aber ebenso
wichtig für die wirkliche Dreidimensionalität ist, wie in der bis-
herigen Plastik die statischen Verhältnisse, Durch das Ein-
beziehen des Luftraumes in die Skulptur gewinnt diese unbedingt
an Wirklichkeit, sie schwingt atmosphärisch mit, verbindet sich
dem Raum und erhält aus ihm neue Kraft.
Saal 26
Dieser Saal enthält Bilder, die hauptsächlich die farbigen
Gegensätze von Blau, Rot, Gelb, Grün aufweisen, in den mannig-
faltigsten Abstufungen und Beziehungen; die Bilder dieses Saales
sind beinah alle von einer starken Freude am Lebendigen ge-
staltet, und ihre Formelemente sind zum größten Teil aus dieser
Tatsache heraus geometrische oder rhythmische Umbildungen
der Wirklichkeit, So deutet uns das Gemälde „Wassergeist —
Feuergeist“ die farbigen und formalen Klangverhältnisse von aus
bläulich Fließendem, aus Wellen aufsteigenden rötlich strahlen-
den und zackenden Gebilden, die sich zum schattenhaften Gleich-
nis eines Menschen verdichten — ist es eine Frau, deren Kopf
im Blau hindämmert als Wolke aus Hinüberwallen des. Kühlen
ins Glühende? Nebenan das Bild in irdischen Gelbs und Rots

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