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https://doi.org/10.11588/diglit.48597#0034
schon behauptet wird, dag in den vierziger Jahren europäische
Architekten uns besuchten, um sich unsere Gefängnisse anzusehen,
die der Bastille und Old Bailey gegenüber Vorzüge aufzuweisen
hatten.
Heute ist das anders; wir haben auf den meisten Gebieten
unsere Lehrmeister erreicht und häufig übertroffen: Unter den Ge-
schäftshochhäusern war schon das Woolworth-Haus *) eine muster-
gültige Schöpfung. In der monumenlalen Architektur kann man
ruhig behaupten, da£ die gelassene, unberührte Schönheit des Lin-
coln-Denkmals **) in Washington die überladene Gespreiztheit
seines pomphaften Rivalen — des Victor-Emanuel-Denkmals in
Rom — tief beschämt. — Unter den Bahnhöfen mül^ie gerechter-
weise die Pennsylvania-Station ***) in New York eher den Bädern
des Diocletian oder des Caracalla als der Gare d’Orleans in Paris
verglichen werden. — Die Bilbliotheken Bostons, New Yorks, wie
Indianapolis sind alle erheblich größer und mindestens in einem
Falle architektonisch der Bibhoihegue de Saint-Genevieve in Paris
ebenbürtig.
Dah wir im Hotelbau den ersten Rang einnehmen, wird in
Europa zugegeben. Die großen Karawansereien an Park Avenue
und Michigan Boulevard werden, soweit möglich, von den Archi-
tekten Europas zum Muster genommen. In unseren Bankbauien ver-
bindet sich der Glanz Roms mit dem Riesengeschäft Amerikas. Wir
mögen in unseren Läden noch nicht den Zauber der reizenden
„Magazins“ der Rue de la Paix und Bond Street erreichen; aber die
Läden der 5 th Avenuet) und State Streeitt) sind in bezug auf
Gröhe, Eleganz und begueme Einrichtung unübertroffen.
Und Theater? Der Bau Garniers, der von seinem Throne auf
dem Place de l’Opera das Szepter Napoleons III. über das rechte
Seine-Ufer schwingt — ist in der Tat noch unerreicht. Doch kommt
das anders geartete, mächtige Auditorium Sullivans in Chicago ihm
in einigen Stücken sehr nahe.
Was die öffentlichen Schulbauten anbelrifft, so haben die
amerikanischen Architekten Pläne und Formen geschaffen, die alles
Alte umstiehen und eine eigene architektonische Wissenschaft ins
Leben riefen. Man läßt sich Hochschulen, Junior-Hochschulen,
Latein- und Elementarschulen, wie sie selbst in weniger wichtigen
Ortschaften errichtet werden, in Europa nicht träumen. Und in den
*) Von Cass Gilbert.
**) Von Henry Bacon, f 1924.
***) Von Mc Kim Mead and White, wie auch die Bibliothek in Boston.
+) New York.
+t) Chicago.
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Architekten uns besuchten, um sich unsere Gefängnisse anzusehen,
die der Bastille und Old Bailey gegenüber Vorzüge aufzuweisen
hatten.
Heute ist das anders; wir haben auf den meisten Gebieten
unsere Lehrmeister erreicht und häufig übertroffen: Unter den Ge-
schäftshochhäusern war schon das Woolworth-Haus *) eine muster-
gültige Schöpfung. In der monumenlalen Architektur kann man
ruhig behaupten, da£ die gelassene, unberührte Schönheit des Lin-
coln-Denkmals **) in Washington die überladene Gespreiztheit
seines pomphaften Rivalen — des Victor-Emanuel-Denkmals in
Rom — tief beschämt. — Unter den Bahnhöfen mül^ie gerechter-
weise die Pennsylvania-Station ***) in New York eher den Bädern
des Diocletian oder des Caracalla als der Gare d’Orleans in Paris
verglichen werden. — Die Bilbliotheken Bostons, New Yorks, wie
Indianapolis sind alle erheblich größer und mindestens in einem
Falle architektonisch der Bibhoihegue de Saint-Genevieve in Paris
ebenbürtig.
Dah wir im Hotelbau den ersten Rang einnehmen, wird in
Europa zugegeben. Die großen Karawansereien an Park Avenue
und Michigan Boulevard werden, soweit möglich, von den Archi-
tekten Europas zum Muster genommen. In unseren Bankbauien ver-
bindet sich der Glanz Roms mit dem Riesengeschäft Amerikas. Wir
mögen in unseren Läden noch nicht den Zauber der reizenden
„Magazins“ der Rue de la Paix und Bond Street erreichen; aber die
Läden der 5 th Avenuet) und State Streeitt) sind in bezug auf
Gröhe, Eleganz und begueme Einrichtung unübertroffen.
Und Theater? Der Bau Garniers, der von seinem Throne auf
dem Place de l’Opera das Szepter Napoleons III. über das rechte
Seine-Ufer schwingt — ist in der Tat noch unerreicht. Doch kommt
das anders geartete, mächtige Auditorium Sullivans in Chicago ihm
in einigen Stücken sehr nahe.
Was die öffentlichen Schulbauten anbelrifft, so haben die
amerikanischen Architekten Pläne und Formen geschaffen, die alles
Alte umstiehen und eine eigene architektonische Wissenschaft ins
Leben riefen. Man läßt sich Hochschulen, Junior-Hochschulen,
Latein- und Elementarschulen, wie sie selbst in weniger wichtigen
Ortschaften errichtet werden, in Europa nicht träumen. Und in den
*) Von Cass Gilbert.
**) Von Henry Bacon, f 1924.
***) Von Mc Kim Mead and White, wie auch die Bibliothek in Boston.
+) New York.
+t) Chicago.
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