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Akademie der Künste [Editor]
Hans Thoma 1839-1924: aus seinem graphischen Werk : Januar/Februar 1927 — Berlin: Preußische Akademie der Künste, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.48589#0017
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dorfer gehörte in diesen Kreis. So fand ich in München
neben viel Widerspruch auch große Anerkennung und
lebte mit meinen Schweizer Freunden Stäbli und Fröh-
licher in einem heitern Künstlerelement. Ich fand aber
auch in München den größten Schatz meines Lebens,
meine Frau, die treue Gefährtin und Gehilfin durch
25 Jahre meines Lebens, und als ich 1877 hauptsächlich
auf Veranlassung meines dortigen Freundes 0. O. Eiser
ganz nach Frankfurt übersiedelte und einen sichern
Hausstand gründen konnte, begann eine lange glückliche
Zeit für mich —- arm an äußern Erlebnissen, aber reich
an stiller Arbeit. — 1899 bot mir mein Landesfürst Groß-
herzog Friedrich die Galeriedirektorstelle in Karlsruhe an
— und es wäre mir in der alten Heimath gewiß wohl ge-
worden, wenn nicht im zweiten Herbste meines Hierseins,
1901, meine Frau gestorben wäre. — Ich suchte nun
und fand auch Trost in der Arbeit und so sind wohl
deshalb die Tage meines Alters die arbeitsreichsten
meines Lebens geworden. — Der Traum der Kunst um-
wob mich, entrückte mich der Wirklichkeit; mein
Schaffen konnte ausreifen zur Klarheit. Im Schutze
meines hohen Fürstenhauses durfte ich im hohen Alter
noch das mir Mögliche schaffen — die Alters] ahre wurden
erst rechte Schaffens] ahre. — Aber das Leben liegt
nun hinter mir, „ich bin die Welt durchgangen, daß
ichs fast müde bin“ — es erinnert mich alles an das
nahende Ende, wie auch dies zur Verfügung stehende
Papierblatt meinem Schreiben Halt gebietet.

Karlsruhe Februar 1918

Hans Thoma
 
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