Wenn die Akademie der Künste keine höhere Aufgabe
kennt, als den Maßstab des Urteils festzustellen und zu
bewahren, so steht es ihr sicherlich an, von Zeit zu Zeit einen
Meister zu ehren, dessen durch das Sieb der Jahrhunderte
gedrungener Name außerhalb aller Meinungskämpfe steht. So
betrachtet, mag die Rembrandt-Ausstellung in diesen Räumen
willkommen sein. Krisis und Chaos der gegenwärtigen Pro-
duktion bieten Anlaß genug, durch Vorführung unangreifbarer
Werte den Weg ins Freie zu weisen. Überdies zeigen die
Berliner Museen knapp vor dem Ende ihres ersten Jahr-
hunderts mit dieser feiertäglichen Veranstaltung, was sie für
Rembrandt getan haben.
Kann Rembrandt den Lebenden Muster und Vorbild sein,
wie es einst Raphael war, aus dessen Schöpfungen die Ästhetiker
allgemein gültige Kunstgesetze abgeleitet haben? — Das
Verhältnis zur Natur und zum Leben wie die Sehweise haben
sich gewandelt seit Rembrandts Tagen. Im 19. Jahrhundert
ist so oft mit unheilvoller Wirkung Anknüpfung an die Formen
abgelebter Zeiten versucht worden, daß die Spuren schrecken.
Aber — und dies entscheidet — hinter den örtlich und zeitlich
gebundenen Gebilden erhebt sich die Persönlichkeit, die
weniger mit dem, was sie hervorgebracht hat, als mit der
Art, wie sie es hervorbrachte, ein zwar nicht nachzuahmendes,
wohl aber nachzulebendes Vorbild bietet. Es mag keinen
Meister geben, der ebenso heroisch wie Rembrandt sich
durchgerungen hat zu jener Schaffensweise, die in der Vor-
stellung des germanischen Nordens als Künstlertum lebt.
Freilich, rein im Ästhetischen läßt sich die seelische
Struktur des Künstlers nicht abgrenzen, sie reicht in das
Ethische und offenbart sich nicht allein in Formen und Farben,
kennt, als den Maßstab des Urteils festzustellen und zu
bewahren, so steht es ihr sicherlich an, von Zeit zu Zeit einen
Meister zu ehren, dessen durch das Sieb der Jahrhunderte
gedrungener Name außerhalb aller Meinungskämpfe steht. So
betrachtet, mag die Rembrandt-Ausstellung in diesen Räumen
willkommen sein. Krisis und Chaos der gegenwärtigen Pro-
duktion bieten Anlaß genug, durch Vorführung unangreifbarer
Werte den Weg ins Freie zu weisen. Überdies zeigen die
Berliner Museen knapp vor dem Ende ihres ersten Jahr-
hunderts mit dieser feiertäglichen Veranstaltung, was sie für
Rembrandt getan haben.
Kann Rembrandt den Lebenden Muster und Vorbild sein,
wie es einst Raphael war, aus dessen Schöpfungen die Ästhetiker
allgemein gültige Kunstgesetze abgeleitet haben? — Das
Verhältnis zur Natur und zum Leben wie die Sehweise haben
sich gewandelt seit Rembrandts Tagen. Im 19. Jahrhundert
ist so oft mit unheilvoller Wirkung Anknüpfung an die Formen
abgelebter Zeiten versucht worden, daß die Spuren schrecken.
Aber — und dies entscheidet — hinter den örtlich und zeitlich
gebundenen Gebilden erhebt sich die Persönlichkeit, die
weniger mit dem, was sie hervorgebracht hat, als mit der
Art, wie sie es hervorbrachte, ein zwar nicht nachzuahmendes,
wohl aber nachzulebendes Vorbild bietet. Es mag keinen
Meister geben, der ebenso heroisch wie Rembrandt sich
durchgerungen hat zu jener Schaffensweise, die in der Vor-
stellung des germanischen Nordens als Künstlertum lebt.
Freilich, rein im Ästhetischen läßt sich die seelische
Struktur des Künstlers nicht abgrenzen, sie reicht in das
Ethische und offenbart sich nicht allein in Formen und Farben,