Akademie der Künste [Hrsg.]; Ibero-Amerikanisches Institut [Hrsg.]; Deutsch-Spanische Gesellschaft [Hrsg.]: Ausstellung spanischer Kunst der Gegenwart: März-April 1942 in der Preußischen Akademie der Künste Berlin (Berlin: Verlag der Akademie der Künste zu Berlin, 1942)

Die spanische Kunst der Gegenwart
Der Ausstellung spanischer Malerei und Plastik in Berlin
möchte ich ein kurzes Geleitwort mitgeben, das über die
charakteristischen Eigenschaften der spanischen Kunst der
Gegenwart in ihren großen Verschiedenheiten und Gegen-
sätzlichkeiten aufklären soll. Eine Einheit kommt eigentlich
allein durch den immer etwas schwer zu bestimmenden
spanischen Geist zustande, der zwar stets hervortritt, in sich
aber ebenso reich und vielseitig wirkt und die mannig-
faltigsten Züge aufweist, wie sie die einzelnen unter sich
sehr abweichenden Regionen unseres Landes oder die Ein-
flüsse, denen die Kunst unterliegt, besitzen.
Ira Grunde können wir zwei Hauptgruppen unterscheiden,
von denen die eine als Reaktion auf die Kunst des ver-
gangenen Jahrhunderts entstanden ist, während die andere
heftigeren Bewegungen und Erregungen, die auf eine neue
Gestaltung drängen, ihr Dasein verdankt.
Die erste Gruppe trat auf, als die herrschende große
Historienmalerei mit ihren ewigen grauen und braunen
Tönen in eine absolute Einförmigkeit auslief und die Sehn-
sucht nach Licht, nach einem neuen ambiente, mächtig
wurde. Man behielt jedoch die genaue Naturbeobachtung
und die Korrektheit der Zeichnung bei, die jene Kunst stets
ausgezeichnet hatten. Es bildete sich ein Kreis von Künstlern,
aus dem die größten Meister der Gegenwart entstammen.
Wir zählen zu ihm noch einige Maler, die schon verstorben
sind, wie Mir, Munoz Degrain, Rusinol oder Be niete, die
als die Väter der Bewegung zu betrachten sind Wir haben
aus diesem Grunde Arbeiten von ihnen der Ausstellung
angeschlossen.
Wir haben weiter versucht, die Meister dieser Gruppe in
jeweils mehreren Arbeiten zu zeigen, die für die verschie-