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müssen, und die Musik, auch in der schaudervollsten
Lage, das Ohr niemals beleidigen, sondern doch
dabei vergnügen, folglich allezeit Musik bleiben
mufs, so habe ich keinen fremden Ton zum F (zum Ton
der Arie), sondern einen befreundeten, aber nicht den nächsten
D minore, sondern den weiteren, A minore, dazu gewählt.«
Und von der Arie Belmontes »O wie ängstlich, o wie feurig«
berichtet er, wie »das klopfende Herz« durch die Violinen
in Oktaven »angezeigt« sei, und fährt fort: »Man sieht das
Zittern, Wanken, man . sieht, wie sich die schwellende Brust
hebt, welches durch ein Crescendo exprimiert ist, man hört
das Lächeln und Seufzen, welches durch die Violinen mit
Sordinen und einer Flöte mit im Unisono ausgedrückt ist.«
In dem Verhalten Mozarts gegenüber dem Operntext
und dem Textdichter und in seinen Äufserungen über die
Prinzipien, die er bei der Komposition verfolgte, liegt ein
ganzes ästhetisches Programm. Einiges darin wird manchem
heutigen Komponisten vielleicht veraltet erscheinen, z. B. die
Forderung, dafs die Musik auch in der schaudervollsten Lage
noch Musik bleiben müsse, denn wir finden ja in neueren
Orchesterwerken Stellen, bei denen kein Mensch, auch der
Komponist selbst nicht, hören kann, ob wirklich das, was in
der Partitur steht, ausgeführt wird, oder ob nicht etwa einer
der Orchestermusiker sich erlaubt, seinen Part einen halben
Ton tiefer zu spielen, als er notiert ist. Immerhin wäre es
der Erwägung wert, ob nicht doch diese Neueren im Unrecht
sind und Mozart im Recht, ob die Musik nicht wirklich in
jeder beliebigen Lage Musik, das heifst melodisch-harmonische
Gestalt bleiben sollte und könnte.
Im übrigen gilt das, was Mozart über die Stücke aus der
»Entführung« sagt, grundsätzlich für alle seine Opern, denn
überall bestrebt er sich, soviel auszudrücken, als die Mittel der
müssen, und die Musik, auch in der schaudervollsten
Lage, das Ohr niemals beleidigen, sondern doch
dabei vergnügen, folglich allezeit Musik bleiben
mufs, so habe ich keinen fremden Ton zum F (zum Ton
der Arie), sondern einen befreundeten, aber nicht den nächsten
D minore, sondern den weiteren, A minore, dazu gewählt.«
Und von der Arie Belmontes »O wie ängstlich, o wie feurig«
berichtet er, wie »das klopfende Herz« durch die Violinen
in Oktaven »angezeigt« sei, und fährt fort: »Man sieht das
Zittern, Wanken, man . sieht, wie sich die schwellende Brust
hebt, welches durch ein Crescendo exprimiert ist, man hört
das Lächeln und Seufzen, welches durch die Violinen mit
Sordinen und einer Flöte mit im Unisono ausgedrückt ist.«
In dem Verhalten Mozarts gegenüber dem Operntext
und dem Textdichter und in seinen Äufserungen über die
Prinzipien, die er bei der Komposition verfolgte, liegt ein
ganzes ästhetisches Programm. Einiges darin wird manchem
heutigen Komponisten vielleicht veraltet erscheinen, z. B. die
Forderung, dafs die Musik auch in der schaudervollsten Lage
noch Musik bleiben müsse, denn wir finden ja in neueren
Orchesterwerken Stellen, bei denen kein Mensch, auch der
Komponist selbst nicht, hören kann, ob wirklich das, was in
der Partitur steht, ausgeführt wird, oder ob nicht etwa einer
der Orchestermusiker sich erlaubt, seinen Part einen halben
Ton tiefer zu spielen, als er notiert ist. Immerhin wäre es
der Erwägung wert, ob nicht doch diese Neueren im Unrecht
sind und Mozart im Recht, ob die Musik nicht wirklich in
jeder beliebigen Lage Musik, das heifst melodisch-harmonische
Gestalt bleiben sollte und könnte.
Im übrigen gilt das, was Mozart über die Stücke aus der
»Entführung« sagt, grundsätzlich für alle seine Opern, denn
überall bestrebt er sich, soviel auszudrücken, als die Mittel der