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!133372707!; Königliche Akademie der Künste zu Berlin [Contr.]
Die Anfänge der Deutschen Kunst des neunzehnten Jahrhunderts: Rede zur Feier des allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Kaiser und Königs am 27. Januar 1907 in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Akademie der Künste — Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.70861#0010
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nung eines neuen Auflebens einer durchaus eigentümlichen
Kunst hauptsächlich das Vaterland im Auge zu haben, fährt
er fort: »Dieses Volk, von welchem die Revolution der
Denkart in dem neuen Europa ausgegangen, dessen Geistes-
kraft die größten Erfindungen bezeugen, das dem Himmel
Gesetze gegeben und am tiefsten von Allen die Erde durch-
forscht hat, dem die Natur einen unverrückten Sinn für das
Rechte und die Neigung zur Erkenntnis der ersten Ursachen
tiefer als irgend einem anderen eingepflanzt, dieses Volk
muß in einer eigentümlichen Kunst endigen.«
An Propheten hat es also nicht gefehlt. Die Zeit schien
erfüllt. Aber die Zukunft ließ sich ihre Bahnen nicht vor;
schreiben.
Friedrich Schlegel und Schelling mochte bei ihren
Worten ein Genius vorschweben, der den Faden deutscher
Kunst da wieder aufnehmen sollte, wo er nach Dürers und
Holbeins Tode abgerissen zu sein schien; der fähig wäre,
alle Hindernisse der verlorenen Überlieferung des künst-
lerischen Handwerkes zu überwinden, die Herrschaft über
alle Kunstmittel spielend in seiner Hand zu vereinigen und
dem gärenden deutschen Geiste auch im Reiche der Sicht-
barkeit zu der siegreichen Verkörperung zu verhelfen, die
er in unserer Poesie, in unserer Musik so glänzend gefunden
hat. Noch in dem begeisterten Bericht, mit dem ein der
Kunst gegenüber sonst so zurückhaltender Mann wie Niebuhr
dem Minister v. Altenstein für die Leitung der Kunstakademie
in Düsseldorf Cornelius empfiehlt, klingen ähnliche Hoff-
nungen und Wünsche an. Er glaubte in Cornelius den
Mann gefunden zu haben, der für unsere Malerei leisten
könnte, was Goethe für unsere Dichtung geworden ist. Und
wie mancher hat in jenen Jahren den Rausch solcher Er-
wartungen geteilt!
 
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