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!133372707!; Königliche Akademie der Künste zu Berlin [Contr.]
Die Anfänge der Deutschen Kunst des neunzehnten Jahrhunderts: Rede zur Feier des allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Kaiser und Königs am 27. Januar 1907 in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Akademie der Künste — Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.70861#0012
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und Cimabue und nachgehends Raphael und Michel Angelo
recht bewundern zu lernen und an ihnen sich aufzurichten.
Im Norden hatten sich ähnliche Gedanken geregt. Seit der
Mitte des Jahrhunderts brach ein mächtig wachsendes Inter-
esse an der Vergangenheit der germanischen Völker und
ihren Monumenten in Literatur und mündlicher Überlieferung
hervor, das in Herders Sammlungen wie in Goethes ge-
waltigen Dichtungen ausströmte, und vielleicht nirgends uns
in so reiner, in so von leidenschaftlicher Liebe wie von
tiefsinnigem Verständnis erfüllter Gestalt entgegentritt, wie
in Jacob und Wilhelm Grimm. Diese Geistesströmung
machte nicht Halt vor unserer alten Kunst. Ihr entquoll
schon des jugendlichen Dichters begeisterte Huldigung für
Erwin von Steinbach. Der Lehren Wackenroders, Tiecks und
Friedrich Schlegels habe ich schon gedacht. Als Ferdinand
Olivier 1807 im Auftrag des Fürsten von Dessau nach Paris
kam, wurde er unter all’ den Kunstschätzen Europas durch
nichts so stark ergriffen, wie durch die altniederländischen
Bilder, vor allem durch Memlings Danziger Weltgericht,
und fühlte sich dadurch fürs Leben in seiner Richtung be-
stimmt. Dem Sammeleifer der Gebrüder Boisseree ging die
Bewunderung aller jungen Künstler für ihre Schätze zur
Seite, und noch auf der Wanderung nach Rom machte
Cornelius in Heidelberg Halt, um ihre Sammlung zu studieren.
Heinrich Meyer hat später in einem mehr als unfreund-
lichen Aufsatz in Kunst und Altertum angedeutet, daß das
ganze Unheil der ihm antipathischen rückläufigen Bewegung-
unter den Künstlern nur den kränklichen Irrlehren der
Romantiker zu verdanken sei. Indes ist das eine starke
Verkennung der Tatsachen. Schon der Freiherr v. Rumohr,
der in jenen Jahren in nahen persönlichen Beziehungen wie
zu den Romantikern, so zu den Künstlern gelebt hat, be-
zeugt, daß die Neigungen und Bestrebungen der Künstler
 
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