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zum Gewinn — und auch zum Ziele, selbst wenn der Weg
ein Umweg oder gar ein Irrweg war.
Seitdem habe ich viele Kupferplatten gesehen, auch
größere und vielleicht auch inhaltschwerere, aber diese eine
hat mir für alle Zeiten den Respekt beigebracht, der dieser
Kunst gebührt. — Und nun stand daneben plötzlich die
Photographie und man vernahm ihr dreistes Wort: »öte toi,
que je m’y mettel«, die Photographie, gestern begonnen,
heute vollendet, ein seelenloses Massenprodukt, eine Dutzend-
ware, an der nicht das kleinste Stückchen der Persönlichkeit
des Hervorbringers haftet, ein festgehaltenes Spiegelbild
eines Stückes Wirklichkeit. — Die Kamera ist ein getreu
und mathematisch genau kopierendes Instrument, das sehr
brauchbar ist gerade wegen dieser seiner objektiven, un-
persönlichen Eigenschaften, brauchbar für die Wissenschaft
in ihren verschiedensten Zweigen, aber unbrauchbar für die
Kunst, wenigstens als Definitivum, wenn sie auch als Hilfs-
mittel der Kunst schätzenswerte Dienste zu leisten im-
stande ist.
Als sie nun in der Mitte des vorigen Jahrhunderts
erschien, kam mit ihr eine Kraft in die Welt, die auf die
Kunst und besonders auf die vervielfältigende Kunst revolu-
tionär einwirken sollte, und die auch heute noch stark
genug ist, die graphische Produktion zu beeinflussen.
Mit ihrer im Laufe der Jahrzehnte wachsenden Ver-
vollkommnung hat sie anfänglich klärend und heilsam auf
die Graphik gewirkt, indem sie die breite Mittelmäßigkeit
einschränkte, und die tüchtigen unter den Kupferstechern
im Wettlauf um die Palme zu erhöhter Kraftentfaltung
antrieb. Auch im Sinne der Treue gegen das zu verviel-
fältigende Original leistete sie der Graphik als Hilfsmittel
schätzenswerte Dienste. — Ihre verdrängende und zer-
störende Kraft aber machte sich zuerst der illustrierenden
zum Gewinn — und auch zum Ziele, selbst wenn der Weg
ein Umweg oder gar ein Irrweg war.
Seitdem habe ich viele Kupferplatten gesehen, auch
größere und vielleicht auch inhaltschwerere, aber diese eine
hat mir für alle Zeiten den Respekt beigebracht, der dieser
Kunst gebührt. — Und nun stand daneben plötzlich die
Photographie und man vernahm ihr dreistes Wort: »öte toi,
que je m’y mettel«, die Photographie, gestern begonnen,
heute vollendet, ein seelenloses Massenprodukt, eine Dutzend-
ware, an der nicht das kleinste Stückchen der Persönlichkeit
des Hervorbringers haftet, ein festgehaltenes Spiegelbild
eines Stückes Wirklichkeit. — Die Kamera ist ein getreu
und mathematisch genau kopierendes Instrument, das sehr
brauchbar ist gerade wegen dieser seiner objektiven, un-
persönlichen Eigenschaften, brauchbar für die Wissenschaft
in ihren verschiedensten Zweigen, aber unbrauchbar für die
Kunst, wenigstens als Definitivum, wenn sie auch als Hilfs-
mittel der Kunst schätzenswerte Dienste zu leisten im-
stande ist.
Als sie nun in der Mitte des vorigen Jahrhunderts
erschien, kam mit ihr eine Kraft in die Welt, die auf die
Kunst und besonders auf die vervielfältigende Kunst revolu-
tionär einwirken sollte, und die auch heute noch stark
genug ist, die graphische Produktion zu beeinflussen.
Mit ihrer im Laufe der Jahrzehnte wachsenden Ver-
vollkommnung hat sie anfänglich klärend und heilsam auf
die Graphik gewirkt, indem sie die breite Mittelmäßigkeit
einschränkte, und die tüchtigen unter den Kupferstechern
im Wettlauf um die Palme zu erhöhter Kraftentfaltung
antrieb. Auch im Sinne der Treue gegen das zu verviel-
fältigende Original leistete sie der Graphik als Hilfsmittel
schätzenswerte Dienste. — Ihre verdrängende und zer-
störende Kraft aber machte sich zuerst der illustrierenden