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Amersdorffer, Alexander; Königliche Akademie der Künste zu Berlin [Mitarb.]
Deutsch sein heißt ehrlich sein: Rede zur Feier des Allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs am 27. Januar 1915 in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Akademie der Künste gehalten — Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.70872#0005
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Beispielen immer wieder bis herauf zu unserer Zeit, in der
sie sich in diesem Weltkriege aufs neue bewährt: die
deutsche Treue, die sprichwörtlich geworden ist. Gewaltig
aufgerüttelt durch das ungeheure Ereignis dieses Kampfes,
besinnen wir uns heute mehr als sonst auf uns selbst, und
in dem Bewußtsein, daß wir unser bestes höchstes Gut, den
Bestand deutschen Wesens überhaupt, verteidigen müssen,
suchen wir in diesen ernsten Zeiten, in denen der Fanatismus
unserer Feinde alles, was Licht auf uns strahlen könnte,
verdunkeln will, uns besonders klar darüber zu werden, was
die Besonderheit unseres deutschen Wesens und unserer
deutschen Kultur eigentlich ausmacht.
Die Treue, die sich als eine markante Eigenschaft
unseres Stammes erwiesen hat, setzt Redlichkeit der Ge-
sinnung, das Gefühl der Rechtlichkeit, das Bewußtsein heiliger
Pflicht und das Vertrauen auf die gleiche Gesinnung bei
anderen voraus. Alle diese Voraussetzungen haben aber
im Grunde nur eine einzige gemeinsame Wurzel: die
Ehrlichkeit der Gesinnung. Und diese Ehrlichkeit,
meine ich, ist es eben, die die Grundlage unseres ganzen
deutschen Wesens bildet, aus der alles erwächst, was
deutsches Fühlen und Denken kennzeichnet, die die Trieb-
feder unseres Handelns und Schaffens ist und aus der sich
alles erklären läßt, unsere Größe und auch unsere Schwächen,
so daß wir von dieser Auffassung aus sagen können:
Deutsch sein heißt ehrlich sein.
Die ehrliche Gesinnung in unserem Leben und in unserer
Politik, unsere Kultur und unsere Humanität wagte uns
früher niemand offen abzusprechen. Erst die vom Kriege
 
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