Amersdorffer, Alexander; Königliche Akademie der Künste zu Berlin [Mitarb.]: Deutsch sein heißt ehrlich sein: Rede zur Feier des Allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs am 27. Januar 1915 in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Akademie der Künste gehalten (Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, 1915)

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entfachten Leidenschaften haben versucht, das Bild, das
alle Welt von deutscher Art hatte, in abscheulicher Weise
zu trüben, das enthüllt sich uns täglich in krassester Form,
wenn wir die Lügen und Verleumdungen lesen, die über
uns verbreitet werden. Auch grimmigster Haß könnte uns
nicht zu solchem Tun verleiten, das auf die Leichtgläubigkeit
der Neutralen spekuliert und das wir nur mit tiefster Ver-
achtung beantworten, ohne daß der Gedanke bei uns auf-
kommen würde, gleiches mit gleichem zu vergelten.
Unser Wahrheitssinn und unsere Ehrlichkeit auf allen
Gebieten sind in früheren Zeiten oft genug auch vom Aus-
lande anerkannt worden. Damit können wir uns trösten.
Deutsches Forschen und deutsche Wissenschaft genießen
in ihrer Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit von jeher den
größten Ruhm bei allen Kulturvölkern.
Deutsche Ehrlichkeit in Handel und Wandel, deutsche
Gediegenheit sind überall anerkannt und haben unserem
Namen Geltung verschafft über alle Länder und alle Meere.
Auch die Kunst, die ja stets der klarste Spiegel der
Seele eines Volkes ist, zeigt uns deutsches Wesen in dem
Sinne, in dem ich es zu erklären versucht habe. Man denke
beispielsweise nur an den deutschesten unserer Maler, an
Albrecht Dürer, etwa an seine Porträts. Sie sind der Gipfel
ehrlicher Menschendarstellung und zugleich Wunder an
Gründlichkeit und Tiefe der künstlerischen Durchbildung.
Die Kunst Italiens hat die Schönheit der äußeren Form, die
Frankreichs die Eleganz. Wir haben die Kunst der un-
mittelbaren, ehrlichsten und liebevollsten Wiedergabe der