Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Amersdorffer, Alexander; Königliche Akademie der Künste zu Berlin [Contr.]
Der Krieg und die Kunst: Rede zur Feier des allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs 1916 in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Akademie der Künste — Berlin: Ernst Siegfried Mittler Mittler und Sohn, 1916

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70873#0006
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
6

Grausige, das der Krieg mit sich bringt, zu sprechen. Man
findet sich innerlich von Anfang an mit dem ab, was unver-
meidlich ist; die Seele wappnet sich mit einem Panzer da-
gegen, und die natürliche Reaktion ist gerade eine Steigerung
der Empfänglichkeit des Gemütslebens.
Bezeichnend hierfür ist auch das religiöse Bedürfnis
unserer Soldaten. So ganz auf sich selbst gestellt, muß der
Mann im Felde ein »Etwas« haben, an das er sich innerlich
wendet, dem er sich vertraut, in dem er Kraft und Trost
findet. Wenn religiöses Gefühl nicht von Natur aus im
Herzen des Menschen liegen würde, so müßte die Religion
im Kriege in ihm erstehen.
So macht der Krieg unzweifelhaft jeden einzelnen
empfänglicher und innerlich reicher. In der Gesamtheit
unseres Volkes aber hat der Krieg das viel zu wenig ge-
pflegte, von internationalistischen Neigungen und von lei-
diger Vorliebe für das Ausländische fast überwucherte
Nationalgefühl neu geweckt, und damit haben wir den Weg
zu unserem deutschen Idealismus wiedergefunden, dessen
wir uns beinahe schon schämten. Dieser neu geweckte
Idealismus und die erhöhte Innerlichkeit des Lebens unseres
Volkes bereiten auch der deutschen Kunst einen günstigen
Boden.
Für den Riesenkampf, in dem wir stehen, gibt es keinen
Vergleich in den Kämpfen aller früheren Zeiten. Die
Mobilisierung aller körperlichen und geistigen Kräfte der
Nation, das Ungeheuerliche der Massenaktionen, das Riesen-
hafte der Leistungen, die alles bisher für menschenmöglich
 
Annotationen