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Kallmorgen, Friedrich; Königliche Akademie der Künste zu Berlin [Mitarb.]
Zur Entwicklung der Landschaftsmalerei: Rede zur Feier des allerhöchsten Geburtstages seiner Majestät des Kaisers und Königs am 27. Januar 1918 in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Akademie der Künste — Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.70944#0011
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nächsten Zeit, die auf uns gekommen sind. So sehen wir
z. B. auf Mosaikbildern und Miniaturen Orpheus, der die
Tiere durch sein Saitenspiel bezähmt in einer Landschaft
sitzend, Psyche in einem Ährenfeld Blumen pflückend und
ähnliches, neben der Verwendung von einzelnen Pflanzen-
und Tierformen als Schmuck. Aber auch der gute Hirte
wird dargestellt zwischen zwTei Bäumen, und bald beherrschen
mehr und mehr kirchliche Stoffe die bildende Kunst Die
Kirche wird Auftraggeberin. Die Heilandsgeschichte, die
Apostel, die Leiden der Märtyrer umgibt man mit orna-
mentalem Flächenschmuck und im XL Jahrhundert fängt man
an, auf den Malgrund um die Figuren der Heiligen kost-
bares Gold zu legen. Dieser Goldgrund erscheint dann auf
lange dem frommen Sinn der klösterlichen Maler allein
würdig und erhaben genug für ihre frommen Werke.
Als man zu der Anschauung vorgedrungen war, daß
religiöse Stoffe, die sich unter freiem Himmel abspielen, eines
landschaftlichen Hintergrundes bedürfen, gaben die Maler
ihnen an Stelle des Goldgrundes eine andere Art feierlichen
Hintergrundes mit der Andeutung der Landschaft, deren
Bestandteile sie der sie umgebenden Natur entnahmen. Unter
den Malern Italiens ist Giotto, um 1300, der erste, welcher
der Landschaft eine gewisse Bedeutung zubilligt und geradezu
als Bahnbrecher gelten kann. Er wagt es, die Hintergründe
seiner Fresken mit landschaftlichen Prospekten auszufüllen.
Freilich sind diese noch recht unvollkommen. Einzelne Felsen
stellen Berge dar, die Vegetation ist in einer abgekürzten,
sagen wir stenographischen Art wiedergegeben, indessen
machen sich überall Anfänge zu einer naturalistischen Dar-
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