19
Mit ihrer bukolischen Poesie, ihrer arkadischen Landschafts-
malerei tritt sie an die Stelle des gesunden, ehrlichen Stu-
diums und der gemütvollen tiefen Erfassung schlichter Natur.
Der Lütticher Maler Gerard de Lairesse (1640—1711) dik-
tierte, als er in seinem Alter erblindet war, seinen Schülern
seine Ideen, die in dem »Groot Schilderboek« überall an den
Kunstschulen verbreitet wurden und auf die Kunstübung der
Zeit großen Einfluß gewannen. Er sagt darin: »Ein Bild voll
mißgestalteter Bäume, deren Zweige sich wüst und ungeschickt
von Ost nach West spreizen, die Stämme alt, krumm und
geborsten, mit Auswüchsen und Löchern, unebener Boden
ohne Wege, rohe und verfallene Gebäude, deren Ruinen
überhäuf liegen, morastige Wasser, eine Luft voll schwerer
Wolken, mageres Vieh im Feld und ungeschickte Land-
streicher oder eine Zigeunerrotte als Staffage usw. können
unmöglich für eine schöne Landschaft erklärt werden.«
Dahingegen sagt er weiter: »Eine Landschaft mit geraden
schlanken Bäumen, flachen Gründen und sanften Hügeln,
klaren und stillen Gewässern, schönen Durchsichten, azur-
blauer Luft und einigen treibenden Wolken, zierlichen Fon-
tainen, stattlichen Häusern und Palästen in wissenschaftlichem
Baustil mit schönen Ornamenten, mit wohlgebauten, richtig
nach ihrem Beruf kolorierten Menschen und wohlgefütterten
Kühen, Schafen und anderen Tieren — diese genannten Dinge
mögen alle mit Recht den Namen des Malerischen führen.«
Und so tut er die großen holländischen Maler mit hoch-
trabenden Phrasen ab, und die aufrichtig empfundenen Land-
schaften Ruysdaels und Hobbemas verwandeln sich in Parks
und Le Nötresche Gärten mit künstlich zugeschnittenen
Mit ihrer bukolischen Poesie, ihrer arkadischen Landschafts-
malerei tritt sie an die Stelle des gesunden, ehrlichen Stu-
diums und der gemütvollen tiefen Erfassung schlichter Natur.
Der Lütticher Maler Gerard de Lairesse (1640—1711) dik-
tierte, als er in seinem Alter erblindet war, seinen Schülern
seine Ideen, die in dem »Groot Schilderboek« überall an den
Kunstschulen verbreitet wurden und auf die Kunstübung der
Zeit großen Einfluß gewannen. Er sagt darin: »Ein Bild voll
mißgestalteter Bäume, deren Zweige sich wüst und ungeschickt
von Ost nach West spreizen, die Stämme alt, krumm und
geborsten, mit Auswüchsen und Löchern, unebener Boden
ohne Wege, rohe und verfallene Gebäude, deren Ruinen
überhäuf liegen, morastige Wasser, eine Luft voll schwerer
Wolken, mageres Vieh im Feld und ungeschickte Land-
streicher oder eine Zigeunerrotte als Staffage usw. können
unmöglich für eine schöne Landschaft erklärt werden.«
Dahingegen sagt er weiter: »Eine Landschaft mit geraden
schlanken Bäumen, flachen Gründen und sanften Hügeln,
klaren und stillen Gewässern, schönen Durchsichten, azur-
blauer Luft und einigen treibenden Wolken, zierlichen Fon-
tainen, stattlichen Häusern und Palästen in wissenschaftlichem
Baustil mit schönen Ornamenten, mit wohlgebauten, richtig
nach ihrem Beruf kolorierten Menschen und wohlgefütterten
Kühen, Schafen und anderen Tieren — diese genannten Dinge
mögen alle mit Recht den Namen des Malerischen führen.«
Und so tut er die großen holländischen Maler mit hoch-
trabenden Phrasen ab, und die aufrichtig empfundenen Land-
schaften Ruysdaels und Hobbemas verwandeln sich in Parks
und Le Nötresche Gärten mit künstlich zugeschnittenen