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Braunschweigischer Vereinigter Kloster- und Studienfonds [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Grote, Rolf-Jürgen [Bearb.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Kaiserdom in Königslutter: ein Kulturdenkmal auf dem Prüfstand ; interdisziplinäre Service-Leistungen der Denkmalpflege an einem national bedeutenden Kunstwerk — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Heft 14.1996

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Gutscher, Hans; Favre-Bulle, Eric: EDV-gestützte Dokumentation eines interdisziplinären Restaurierungsprojektes: Die Wandmalereien in der Cluniazenserkirche Romainmôtier (Schweiz)
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https://doi.org/10.11588/diglit.51145#0109
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aus der Synthese der gewonnenen Er-
kenntnisse das Gesamtkonzept für die
eigentliche Restaurierung zu entwik-
keln. Seine Aufgabe gleicht auch hier
der eines Orchesterdirigenten, bei einer
Restaurierung noch viel mehr als bei
einem Neubauvorhaben, da es dabei ja
eben auch um die Interpretation und
nicht um die Schöpfung eines Kunstwer-
kes geht.
Wie bei einer musikalischen Komposi-
tion, muss das Kunst- oder Bauwerk zu-
erst in seiner Originalschöpfung, sowie
seiner späteren Interpretationen, sprich
Restaurierungen, bei einem Bauwerk
sodann auch in seinem aktuellen Zu-
stand analysiert werden. Im Falle der
Kirche Romainmötier handelte es sich
spezifisch darum, deren sich über Jahr-
hunderte erstreckende Baugeschichte,
sowie die Anfang dieses Jahrhunderts
unternommene, tiefgreifende Restau-
rierung zu kennen und zu untersuchen.
In dieser ersten, analytischen Phase ist
nun die Qualität und die Kohärenz der
interdisziplinären Arbeit der einzelnen
Spezialisten von entscheidender Bedeu-
tung. Die Kenntnis eines Bauwerks re-
sultiert ja schliesslich aus der Gegen-
überstellung und der Synthese der von
verschiedenen Seiten gewonnenen Er-
kenntnisse. Diese unterscheiden sich in
ihrer Art grundlegend, entsprechend
der Identität der Spezialisten, und sind
somit komplementär. Streng wissen-
schaftlich, historisch und technisch,
einerseits, sind sie anderseits auch und
vordringlich intuitiv, da ein Architekt
oder Handwerksexperte die Schaffung
des Werks in Gedanken gleichsam nach-
vollzieht (Grafik 2).
Innerhalb dieser interdisziplinären Ar-
beit ist der eminent wichtige Beitrag
des Restaurators besonders komplex,
beinhaltet er doch zuerst die Analyse,
sodann jedoch letzlich die Ausführung

selbst der Restaurierung der Malereien.
Vom wissenschaftlichen und technischen
Berater wird er zum ausführenden
Handwerker, was natürlich schon seine
analytische Arbeit von allem Anfang
an beeinflusst. Die streng wissenschaft-
liche Komponente bei dieser Arbeit,
abgesehen von deren Abstimmung mit
den Erkenntnissen der Archäologen und
Historiker, wird vom Laboratorium über-
nommen, das die vom Restauratoren
vorbereiteten Musteruntersuchungen
ausführt.
Der generelle und somit auch der für
die Restaurierung der Malereien spezi-
fische Arbeitsablauf ist geprägt vom
Wechselspiel zwischen Koordinations-
und individuellen Arbeitsphasen.
In Übereinstimmung mit dieser interdis-
ziplinären Arbeit wurde, als entschei-
dendes Arbeitsmittel, eine entsprechen-
de EDV-Struktur entwickelt. Auf einem
einheitlichen EDV-Programm basierend,
ist diese Struktur in den einzelnen Spe-
zialisten oder Aufgabenbereichen zu-
geteilten Speicher aufgebaut. Diese
Struktur erlaubt somit, in vollkommener
Korrespondenz mit der gewählten Ar-
beitsmethode, sowohl die individuelle
Arbeitsweise jedes Einzelnen in seinem
Speicher, sowie auch das Abrufen, den
Vergleich und das anschliessende Ab-
stimmen verschiedener Arbeitselemente
über alle betroffenen Speicher. Dieses
Koordinationsmittel hat sich sowohl im
textlichen wie im graphischen Bereich
bestens bewährt.
Jede Dokumentation eines Bauwerks,
somit auch die der Cluniazenser-Kirche
Romainmötier, soll selbstverständlich in
ihrem Umfang und ihrer Komplexität
sowohl der Bedeutung des Objektes wie
zwangsläufig den zur Verfügung stehen-
den Mitteln Rechnung tragen. Da diese
bei der heute herrschenden Konjunktur-

flaute immer mehr beschränkt werden,
ist es wichtig, die Prioritäten klar zu be-
stimmen und daraus, wie das auch bei
der Kirche Romainmötier der Fall war,
Inhalt, Struktur und Grenzen der Doku-
mentation abzuleiten. Hierbei ist vor-
dringlich festzuhalten, dass jede im Rah-
men einer Restaurierung entwickelte
Dokumentation in allererster Linie die-
ser selbst als Arbeitshilfe und -mittel,
und erst in zweiter Linie, im Rahmen
des finanziell Möglichen, als historisch
wissenschaftliche Datenbank von all-
gemeinem Interesse dienen soll. Ent-
scheidend für ihren Wert ist sodann die
Qualität ihrer Vorbereitung und ihres
Aufbaus, zu der, wie wir oben gesehen
haben, die Abstützung auf bewährte
EDV-Strukturen und -Hilfsmittel wesent-
lich beitragen kann. Diese vorberei-
tende Arbeit könnte weitgehend
vereinfacht und in ihrem Umfange ver-
mindert werden, wenn sie sich in eine
von behördlicher Seite von der überge-
ordneten Denkmalpflege aufgestellte
 
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