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Abb. 1
Die Cluniazenser-Kirche Romain-
mötier. Ansicht von Südwesten
nach abgeschlossener Aussenre-
staurierung.
Die Vorbereitung der Restaurierung der
Wandmalereien: Ein innovatives Vorge-
hen für Diagnose und Analyse
(Eric Favre-Bulle/Übersetzung aus dem
Französischen)
Die mittelalterlichen Wandmalereien
der Cluniazenserkirche Romainmötier
gelten zu Recht als aussergewöhnlich.
Sowohl bildlich darstellend wie rein de-
korativ, die Aussenfassaden, vor allem
aber den Innenraum schmückend, ge-
hen sie auf die Zeitspanne zwischen
dem 11. und 15. Jahrhundert zurück.
Die Wandmalereien bilden das wichtig-
ste Zeugnis der geistlichen Entwicklung
des Klosters Romainmötier, von der ein-
schlägige schriftliche Dokumente weit-
gehend fehlen.
Abb. 2
Struktur der EDV-gestützten Do-
kumentation.
Die Aussenmauern des Kirchenschiffs
und des Kirchturms sind mit Malereien
geschmückt, die auf die Anfangsbaupe-
riode der heutigen Kirche zurückgehen.
Sie vermittelten ursprünglich deren
Architektur in einem vom heutigen Zu-
stand verschiedenen Aussehen: Die Fas-
saden waren vollflächig verputzt und
figürliche Darstellungen schmückten die
Blendarkaden, die wiederum durch geo-
metrische Motive, die ein Masswerk aus
abwechselnd rotbraun, grau, schwarz
und weiss gestrichenen Steinen nachbil-
deten, in ihrer Architektur hervorgeho-
ben wurden.
Im Inneren sind nun allerdings die rein
dekorativen Malereien aus der romani-
schen Anfangsepoche nicht, oder nur
sehr beschränkt, erhalten. Sie wurden
während der gotischen Bauperiode ab
Ende des 13. Jahrhunderts beinahe voll-
ständig durch neue Malereien ersetzt.
Wir unterscheiden hier einen vollflächi-
gen Wandschmuck, der mit rotocker-
farbenen Doppelfugen ein gemauertes
Masswerk nachbildet, sodann mehrfar-
bige dekorative Malereien, die die ein-
zelnen Teile der Architektur, wie Gewöl-
berippen, Rundbögen, Gesimse, usw.
hervorheben, wie dann auch, vor allem
im Mittelchor, in den Seitenkapellen
und an den Stirnwänden des Mittel-
schiffs reiche religiös-bildliche Darstel-
lungen. Hier wiederum nimmt die unter
den drei wichtigsten Prioren des ausge-
henden 14. und des beginnenden 15.
Jahrhunderts ausgeführte Grabmalerei
an der Nordwand des Mittelchors eine
besondere Stellung ein.
Die bedeutende und tiefgreifende Re-
staurierung vom Anfang dieses Jahrhun-
derts erlaubte es, die im Rahmen der
Reformation übertünchten figürlichen
Darstellungen wieder hervorzuholen. In
ihrem Gehalt und Gedankengut eine ty-
pische Restaurierung des ausgehenden
19. Jahrhunderts, brachte sie der Kirche
Romainmötier ein neues Gesicht, wel-
ches dem historisch-archäologischen
Bedürfnis, das Bauwerk in seiner Ent-
stehung und seiner Geschichte ablesbar
darzustellen, in weitem Masse Rech-
nung trägt. So wurde auch die Kirche
Romainmötier durch diesen Eingriff
erst eigentlich zum Baudenkmal, dessen
Verständnis durch die umfangreichen
archäologischen Grabungen und Unter-
suchungen in breitem Masse gefördert
wurde. In diesem Sinne, wohl aber auch
dem damals herrschenden Modetrend
folgend, wurden die Aussenmauern bis
auf wenige, aber bedeutende Fragmen-
te freigelegt und nicht wieder vollflä-
chig verputzt. Diese für die Geschichte
und das Verständnis des Baudenkmals
bedeutenden Fragmente wurden aller-
dings sorgfältig konsolidiert und teil-
weise auch vervollständigt. Im Inneren
der Kirche wurden die freigelegten
Wandmalereien restauriert und hier, in
bedeutendem Masse, vervollständigt
und nachgezeichnet. Hier wie an den
Aussenfassaden zielte die neue Darstel-
lung der Architektur und ihres Ober-
Abb. 1
Die Cluniazenser-Kirche Romain-
mötier. Ansicht von Südwesten
nach abgeschlossener Aussenre-
staurierung.
Die Vorbereitung der Restaurierung der
Wandmalereien: Ein innovatives Vorge-
hen für Diagnose und Analyse
(Eric Favre-Bulle/Übersetzung aus dem
Französischen)
Die mittelalterlichen Wandmalereien
der Cluniazenserkirche Romainmötier
gelten zu Recht als aussergewöhnlich.
Sowohl bildlich darstellend wie rein de-
korativ, die Aussenfassaden, vor allem
aber den Innenraum schmückend, ge-
hen sie auf die Zeitspanne zwischen
dem 11. und 15. Jahrhundert zurück.
Die Wandmalereien bilden das wichtig-
ste Zeugnis der geistlichen Entwicklung
des Klosters Romainmötier, von der ein-
schlägige schriftliche Dokumente weit-
gehend fehlen.
Abb. 2
Struktur der EDV-gestützten Do-
kumentation.
Die Aussenmauern des Kirchenschiffs
und des Kirchturms sind mit Malereien
geschmückt, die auf die Anfangsbaupe-
riode der heutigen Kirche zurückgehen.
Sie vermittelten ursprünglich deren
Architektur in einem vom heutigen Zu-
stand verschiedenen Aussehen: Die Fas-
saden waren vollflächig verputzt und
figürliche Darstellungen schmückten die
Blendarkaden, die wiederum durch geo-
metrische Motive, die ein Masswerk aus
abwechselnd rotbraun, grau, schwarz
und weiss gestrichenen Steinen nachbil-
deten, in ihrer Architektur hervorgeho-
ben wurden.
Im Inneren sind nun allerdings die rein
dekorativen Malereien aus der romani-
schen Anfangsepoche nicht, oder nur
sehr beschränkt, erhalten. Sie wurden
während der gotischen Bauperiode ab
Ende des 13. Jahrhunderts beinahe voll-
ständig durch neue Malereien ersetzt.
Wir unterscheiden hier einen vollflächi-
gen Wandschmuck, der mit rotocker-
farbenen Doppelfugen ein gemauertes
Masswerk nachbildet, sodann mehrfar-
bige dekorative Malereien, die die ein-
zelnen Teile der Architektur, wie Gewöl-
berippen, Rundbögen, Gesimse, usw.
hervorheben, wie dann auch, vor allem
im Mittelchor, in den Seitenkapellen
und an den Stirnwänden des Mittel-
schiffs reiche religiös-bildliche Darstel-
lungen. Hier wiederum nimmt die unter
den drei wichtigsten Prioren des ausge-
henden 14. und des beginnenden 15.
Jahrhunderts ausgeführte Grabmalerei
an der Nordwand des Mittelchors eine
besondere Stellung ein.
Die bedeutende und tiefgreifende Re-
staurierung vom Anfang dieses Jahrhun-
derts erlaubte es, die im Rahmen der
Reformation übertünchten figürlichen
Darstellungen wieder hervorzuholen. In
ihrem Gehalt und Gedankengut eine ty-
pische Restaurierung des ausgehenden
19. Jahrhunderts, brachte sie der Kirche
Romainmötier ein neues Gesicht, wel-
ches dem historisch-archäologischen
Bedürfnis, das Bauwerk in seiner Ent-
stehung und seiner Geschichte ablesbar
darzustellen, in weitem Masse Rech-
nung trägt. So wurde auch die Kirche
Romainmötier durch diesen Eingriff
erst eigentlich zum Baudenkmal, dessen
Verständnis durch die umfangreichen
archäologischen Grabungen und Unter-
suchungen in breitem Masse gefördert
wurde. In diesem Sinne, wohl aber auch
dem damals herrschenden Modetrend
folgend, wurden die Aussenmauern bis
auf wenige, aber bedeutende Fragmen-
te freigelegt und nicht wieder vollflä-
chig verputzt. Diese für die Geschichte
und das Verständnis des Baudenkmals
bedeutenden Fragmente wurden aller-
dings sorgfältig konsolidiert und teil-
weise auch vervollständigt. Im Inneren
der Kirche wurden die freigelegten
Wandmalereien restauriert und hier, in
bedeutendem Masse, vervollständigt
und nachgezeichnet. Hier wie an den
Aussenfassaden zielte die neue Darstel-
lung der Architektur und ihres Ober-