Wenn man doch sagen würde, daß man nicht den Mut hat sie
zu ertragen, daß das Schauspiel des Todes betrüblich ist und daß
man, in einem vom glückseligen Industrialismus geprägten
Leben, keine Zeit mehr hat, sich mit den Toten abzugeben
(Chardouillet 1881)
Einleitung
Mit der Analyse eines ausgewählten historischen Friedhofkom-
plexes schließt die vorliegende Dokumentation an eine Reihe
kunsthistorischer und historischer Abhandlungen an, die seit Be-
ginn des Jahrhunderts zumeist als Monographien zu einzelnen
Friedhöfen oder als Übersichten zur Geschichte der Grabmal-
kunst1 verfaßt worden sind und sich bei kaum variiertem The-
menschwerpunkt bis in die jüngste Forschung tradierten2. Nach
verschiedenen Ansätzen und Versuchen einer generalisierenden
Übersicht dürfte es in diesem Rahmen spätestens der umfassen-
den Darstellung des Hamburg-Ohlsdorfer Friedhofes gelungen
sein, die terminologischen sowie ikonographischen Aspekte der
Grabmalkunst abschließend geklärt und neue denkmalpflegeri-
sche Fragestellungen in umfassender Weise dargelegt zu haben3.
Ziel der vorliegenden Arbeit kann es daher kaum mehr sein, die
Effizienz der Nomenklatur und Ikonographie erneut am Hildes-
heimer Bestand zu diskutieren, obwohl die Inventarisation und
terminologisch-ikonographische Auswertung des Grabmalbe-
standes auch hier wesentliche Grundlagen der Bearbeitung sind
(s. Katalog). Vielmehr wird versucht, soziologisch-philosophische
sowie volkskundliche Überlegungen auf den erfaßten Friedhofs-
bestand zu projezieren, um die „Bestattungskultur" - ähnlich
den interdisziplinären Bestrebungen der späten achtziger und
schließlich neunziger Jahre4 - als feste Einheit einer vom Zeitgeist
getragenen Verflechtung aus Architektur, Dekor und gärtneri-
scher Friedhofsgestaltung begreifen und auch als denkmalpflege-
risches Anliegen vermitteln zu können.
1 Alte Friedhofskapelle. Ansicht um 1890 (StA Hildesheim, Best. 951,
Nr. 148)
2 Preußische Landesaufnahme 1886-1889. Lage des Friedhofes am Nordrand
der Stadt. (Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen)
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zu ertragen, daß das Schauspiel des Todes betrüblich ist und daß
man, in einem vom glückseligen Industrialismus geprägten
Leben, keine Zeit mehr hat, sich mit den Toten abzugeben
(Chardouillet 1881)
Einleitung
Mit der Analyse eines ausgewählten historischen Friedhofkom-
plexes schließt die vorliegende Dokumentation an eine Reihe
kunsthistorischer und historischer Abhandlungen an, die seit Be-
ginn des Jahrhunderts zumeist als Monographien zu einzelnen
Friedhöfen oder als Übersichten zur Geschichte der Grabmal-
kunst1 verfaßt worden sind und sich bei kaum variiertem The-
menschwerpunkt bis in die jüngste Forschung tradierten2. Nach
verschiedenen Ansätzen und Versuchen einer generalisierenden
Übersicht dürfte es in diesem Rahmen spätestens der umfassen-
den Darstellung des Hamburg-Ohlsdorfer Friedhofes gelungen
sein, die terminologischen sowie ikonographischen Aspekte der
Grabmalkunst abschließend geklärt und neue denkmalpflegeri-
sche Fragestellungen in umfassender Weise dargelegt zu haben3.
Ziel der vorliegenden Arbeit kann es daher kaum mehr sein, die
Effizienz der Nomenklatur und Ikonographie erneut am Hildes-
heimer Bestand zu diskutieren, obwohl die Inventarisation und
terminologisch-ikonographische Auswertung des Grabmalbe-
standes auch hier wesentliche Grundlagen der Bearbeitung sind
(s. Katalog). Vielmehr wird versucht, soziologisch-philosophische
sowie volkskundliche Überlegungen auf den erfaßten Friedhofs-
bestand zu projezieren, um die „Bestattungskultur" - ähnlich
den interdisziplinären Bestrebungen der späten achtziger und
schließlich neunziger Jahre4 - als feste Einheit einer vom Zeitgeist
getragenen Verflechtung aus Architektur, Dekor und gärtneri-
scher Friedhofsgestaltung begreifen und auch als denkmalpflege-
risches Anliegen vermitteln zu können.
1 Alte Friedhofskapelle. Ansicht um 1890 (StA Hildesheim, Best. 951,
Nr. 148)
2 Preußische Landesaufnahme 1886-1889. Lage des Friedhofes am Nordrand
der Stadt. (Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen)
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