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Segers-Glocke, Christiane [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Haus Altenkamp - ein Herrensitz im Emsland: Denkmalpflege und Kulturgeschichte — Hameln: Niemeyer, Heft 18.2000

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Denkmalpflegerische Erhaltungsbemühungen
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Lilge, Rüdiger: Die historischen Raumausstattungen von Haus Altenkamp: eine Bestandsaufnahme der Archivalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.51269#0060
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Denkmalpflegerische Erhaltungsbemühungen

zur „Beschaffenheit des Zimmers, worin die goldtlederne tapeten
gebraucht werden sollen" keinen der dortigen Räume, und auch
Untersuchungen auf derartige Tapetenreste führten zu einem ne-
gativen Ergebnis7. Möglicherweise wurde also der Ankauf dieser
Tapeten nur von Altenkamp aus reguliert, wobei der eigentliche
Bestimmungsort - wie auch in dem nachfolgenden Beispiel - ein
anderer gewesen sein könnte.
In den Jahren 1763/64 wurde ein Agent aus Jemgum beauf-
tragt, kostbare Tapeten aus dem damaligen Schloss in Aurich zu
ersteigern. Es handelte sich zum Beispiel um „Haute Lice"-Tapeten
mit gemalten Landschaften und Historien-Darstellungen sowie
der Darstellung des Besuchs von Alexander bei Darius' Familie,
jeweils unter Angabe der Maße. Einige Tapeten wurden samt zu-
gehörigen Lambris' von dem Agenten tatsächlich gekauft, was
Quittungen belegen. Auch kam es zu einem Abtransport, wobei
als Zielort mehrere Male Altenkamp genannt wird. Es bleibt man-
gels konkreter Hinweise jedoch unklar, ob diese Tapeten dorthin
geliefert wurden, um im Hause Altenkamp angebracht zu wer-
den, oder hier (eventuell auch in Papenburg) nur zwischenzeitlich
gelagert wurden, um anschließend zu einer anderen Residenz
der Familie Velen (z.B. in Münster) weitertransportiert zu werden
(Spezialakte: Nr. 11813)8.
Spätestens um 17779 wurde die aus der Erbauungszeit stam-
mende Raumausmalung des Entrees (Architektur- und Figuren-
malerei) mit großformatigen szenischen Darstellungen aus der
barocken Lebenswelt (der heutige Malereibestand) überfasst. Da-
bei überspannte man zunächst die Malerei der Westwand - wohl
wegen Feuchtigkeitsproblemen im Mauerwerk - mit einer Lein-
wand, wozu 14,5 Ellen Stoffbahnen10 geliefert und anschließend
miteinander vernäht wurden (Nr. 9632: Ausgabenverzeichnis
1777). Möglicherweise wurde dann die Leinwandbemalung ganz
oder in Teilen (überliefert ist nur die Information: „... die Entree
zu bemahlen, ...") durch Casimirus Fischer ausgeführt. Außerdem
nahm er verschiedene farbliche Erneuerungen an den Lambris',
Türen und Fenstern im Gartensaal und weiteren Räumen vor.
Für seine Arbeiten erhielt er insgesamt 128 Thaler und zusätzlich
12,18 Thaler Kostgeld (Nr. 3201: Beleg-Nr. 3 - Rechnung Fischer
vom 1. April 1777 sowie Nr. 9632: Ausgabenverzeichnis 1777).
Im selben Jahr wurden auch Stuckarbeiten im Kapellenraum
[Hauskapelle] ausgeführt (Nr. 3201: Beleg-Nr. 43 sowie Nr. 9632:
Ausgabenverzeichnis 1777)11. Ebenfalls zu dieser Zeit lieferte H.
Visering (Leer) Holz an, womit das Entree und die Capelle [wohl
Hauskapelle] in nicht näher genannter Weise ausgebessert wer-
den sollten12 (Nr. 9632: Ausgabenverzeichnis 1778).
Das Inventar des Hauses Altenkamp ist für die Jahre 1784
(Nr. 3458 und 9471) und 1800 (Nr. 9471) vollständig verzeichnet13.
Außerdem gibt es in Akte Nr. 9471 einige Verzeichnisse von
1833, 1836, 1838 und 1842, die jedoch nur Gegenstände wie
Bettwäsche, Geschirr etc. auflisten. Akte Nr. 25850 enthält eine
„Liste der auf der Kapelle [wohl Hauskapelle] zu Altenkamp vor-
handenen Paramente" von 1755.

„Das Altenkamper Archiv" -
Privatarchiv der Familie Behnes, Papenburg
Obwohl das Niedersächsische Staatsarchiv Osnabrück seit Jahren
über ein Findbuch zum „Altenkamper Archiv" verfügt, war dort ¬
über die nähere Existenz dieser Akten kaum etwas bekannt14.
Nachdem der Bestand im Oktober 1997 als Teil des Privatarchives
der Familie Behnes aufgefunden und der Benutzung zugänglich
gemacht werden konnte, bot sich auch seine aktualisierende Er-
schließung an15. Die Akten betreffen neben baulichen Maßnah-
men eine Vielzahl anderer Aspekte des Gutes Altenkamp. Folgen-
de Informationen zu den Raumausstattungen konnten bisher

ermittelt werden, wobei aus einigen Angaben nicht klar hervor-
geht, ob sie das Haus Altenkamp oder ein anderes Gebäude des
Gutes Altenkamp betreffen:
Im September 1828 wurde der Verkauf von „... alte[n] verbli-
chene[n], theils vermoderte[n] wollene[n] Tapeten der Vorzeit, ..."
[Gobelins] aus „... einem sonst von der Herrschaft zum Schlaf-
zimmer benutzten Local ..." [Amtslokal des Amtes Aschendorf;
1. Etage] sowie aus einem weiteren Raum in der 2. Etage in Aus-
sicht gestellt, da ein potentieller Käufer großes Interesse an dem
Erwerb der Gobelins (zumindest aus dem erstgenannten Raum)
geäußert hatte (E.XIII 2). Vermutlich wird es sich wohl um wert-
vollere Stücke gehandelt haben. Ob der Verkauf tatsächlich statt-
gefunden hat, ist nicht bekannt.
Im 19. Jahrhundert kam es immer wieder zu Renovierungen
und Umbaumaßnahmen; hauptsächlich wegen der Vermietung
von Diensträumen für das Amt bzw. den Kreis Aschendorf sowie
zugehöriger Dienstwohnungen (B.l 4,6-8 sowie E.VIII 1-9a, 9c,
9d u.10). So erhielten 1816 die Fenster neue Farbanstriche, 1831
war ihre Erneuerung geplant (B.l 4). 1889/90 wurde der Nord-
flügel des Hauses baulich verändert (B.l 6). 1889-91 erhielten ver-
schiedene Räume neue Tapeten und Bordüren (die von der Fa.
Hildebrandt, Berlin geliefert wurden), die Sockelanstriche wurden
erneuert sowie Arbeiten an den Stuckdecken und Kaminen durch-
geführt (B.l 6-8). 1891 wurde der Gartensaal renoviert; zugleich
erneuerte man die bereits 1836 in einem Grundrissplan (so ge-
nannter Niehaus-Plan) eingetragene Brücke als direkten Zugang
zum Garten (B.l 7).
Archive der Bau- und Kunstdenkmalpflege (BuK) -
Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege
(NLD), Hannover
In der Akte des Schriftarchives „Aschendorf-Hümmling: Aschen-
dorf, Haus Altenkamp" (1949-70) befinden sich - neben anderen
Dokumenten - Schriftwechsel zwischen Rechtsanwalt Clemens
Behnes und der damaligen Konservatorin Dr. Roswitha Poppe so-
wie Vermerke der Denkmalpflege.
So schreibt Herr Behnes am 12. März 1949 zum Zustand des
Gartensaales: „..., der Saal, dessen Stuckdecke, Kamin, geschnitz-
te Fensterbänke mit Wandschränken, Türen und wertvolle Ölbil-
der stärkstens beschädigt sind, da die polnischen Besatzungssolda-
ten nicht die geringste Rücksicht genommen haben, ...". Außer-
dem erwähnt er in diesem Brief nicht näher erläuterte Schäden
im Gobelinzimmer und in der Bibliothek durch die Besatzungs-
truppen. Weiterhin nimmt er in diesem und in anderen Schreiben
des Jahres 1949 Bezug zu den durch die Wohnungsnot erfolgten
und noch zu erfolgenden Vermietungen verschiedener Räume des
Hauses Altenkamp.
Frau Dr. Poppe erwähnt im Protokoll einer von ihr durchge-
führten Besichtigung am 4. Mai 1949 die Ausstattungsgegenstän-
de wie Wandmalereien, sonstige Gemälde, Sockelrosetten (Go-
belinzimmer), Stuckdecken, Kamine, Türen, Leuchter, Schränke
und Bibliotheksbestand ohne Hinweise auf den jeweiligen Erhal-
tungszustand. Jedoch hält sie fest, dass die niederländischen Öl-
bilder im Treppenhaus sich teilweise in schlechtem Zustand befän-
den. Und zum Gobelinzimmer ist zu lesen: „Die Gobelins aus
dem 17. Jahrhundert nicht mehr in ursprünglicher Anordnung.
(Die Borten fehlen, die Teppiche wurden von der Mutter des jetzt
80 jährigen Besitzers neu zusammengesetzt). Auf den Teppichen
sind Landschaften und Schlösser, Pfauen, Vögel, Eulen und kräfti-
ge Blumen in grünen, braunen, roten und z.T blauen Tönen dar-
gestellt."

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