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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Was ist ein Kulturdenkmal? — Hannover: Niedersächs. Landesverwaltungsamt, Heft 2.1982

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A. Archäologische Denkmale
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https://doi.org/10.11588/diglit.49622#0008
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A. Archäologische
Denkmale
Vorbemerkung

Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts war man sich der
fortschreitenden Zerstörung archäologischer Fundstätten
bewußt. So erschienen in der Folgezeit von Wächter, von
Estorff und Müller/Reimers systematisch zusammenge-
tragene Nachrichten über Funde und Denkmale in Berei-
chen der späteren preußischen Provinz Hannover als
Bestandsübersicht und Grundlage für Schutzmaßnah-
men. Trotzdem gab es um 1917 in einigen Gegenden der
Provinz Hannover nur noch 10% des ursprünglichen Be-
standes, besonders an Großsteingräbern. Deshalb for-
derte K.H. Jacob-Friesen eine umfassende und detail-
lierte Aufnahme aller bekannten Fundstellen und Funde -
die archäologische Landesaufnahme. Es wurden aller-
dings nur einige wenige Teilbereiche vollständig erfaßt,
das Gros des niedersächsischen Gebietes jedoch nicht
bearbeitet.
Die im Rahmen des Niedersächsischen Denkmalschutz-
gesetzes (NDSchG) geforderte Erfassung der Kultur-
denkmale geht heute von anderen Voraussetzungen aus,
als die früheren Bestandserhebungen. Aufnahme in das
Verzeichnis der Kulturdenkmale finden Bau- und Boden-
denkmale aus dem Bereich der Archäologie, an deren Er-
haltung wegen ihrer geschichtlichen oder wissenschaftli-
chen Bedeutung ein öffentliches Interesse besteht.
In Niedersachsen wird bei Kulturdenkmalen aus dem Be-
reich der Archäologie unterschieden zwischen Baudenk-
malen und Bodendenkmalen.
Zu den Baudenkmalen nach § 3 Abs. 2 NDSchG gehören
z. B. Ringwälle, Großsteingräber, Grabhügel, Landwehren
und Wurten. Laut NDSchG sind Baudenkmale auch Grup-
pen baulicher Anlagen (§ 3 Abs. 3), womit im archäologi-
schen Bereich z. B. Grabhügelfelder bezeichnet werden.
„Bodendenkmale sind mit dem Boden verbundene oder
im Boden verborgene Sachen, Sachgesamtheiten und
Spuren von Sachen, die von Menschen geschaffen oder
bearbeitet wurden oder Aufschluß über menschliches Le-
ben in vergangener Zeit geben... sofern sie nicht Bau-
denkmale sind“ (NDSchG § 3 Abs. 4). Bodendenkmale
können z. B. sein: Spuren von Siedlungen wie Bodenver-
färbungen, bestimmte Wegespuren wie Hohlwege oder
auch Pflugspuren.
Möglicherweise erweckt der Umstand Verwunderung, daß
der Zustand archäologischer Kulturdenkmale recht deso-
lat sein kann und sie dennoch schützenswert sind. Aber
hier können im Fall einer Ausgrabung durch die besonde-
ren fachspezifischen Methoden oft noch erstaunliche Er-
kenntnisse gewonnen werden. Auch ein Grabhügel, der in
der Mitte eine tiefe Kuhle aufweist und wahrscheinlich im
Zentrum beraubt ist, kann bei einer Ausgrabung noch
wichtige Befunde liefern.
Auf eine weitere Besonderheit archäologischer Kultur-
denkmale soll hier noch hingewiesen werden, nämlich die
großflächige Ausdehnung einiger Objekte. So ist ohne
weiteres einzusehen, daß zu einer Burganlage die ge-
samte Fläche gehört, die innerhalb von Wall- und Graben-
anlagen liegt. Ähnliches trifft für aufgelassene Siedlungen
des Mittelalters (Wüstungen) zu, die sich oft über eine grö-
ßere Fläche erstrecken. Anders ist die Situation bei Fried-
höfen mit Grabhügeln. Hier verbindet der Außenstehende
zunächst nur das mehr oder weniger erkennbare Objekt -
den Grabhügel - mit dem Begriff Kulturdenkmal. Indessen
haben viele archäologische Untersuchungen gezeigt, daß
6 sich Bestattungen eines solchen Friedhofes auch zwi-

schen den Hügeln befinden können, ebenso auch zum
Bestattungswesen gehörende Kultanlagen (z.B. Toten-
häuser, Verbrennungsplätze). Deswegen gehört in der
Regel eine größere Fläche (im Bereich der Grabhügel)
zum Kulturdenkmal.
Archäologische Kulturdenkmale sind bisweilen im Ge-
lände für den Nichtfachmann schwer zu erkennen;
manchmal muß sich selbst der Archäologe in die jeweilige
naturräumliche Situation erst einsehen, um zum Beispiel
Wegespuren oder Reste von Altäckern eindeutig anspre-
chen zu können.
Nachstehend wurden deshalb die wichtigsten Typen ar-
chäologischer Kulturdenkmale zusammengestellt, um hier
Hilfen zu geben.
JM
 
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