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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Kreuzgang von St. Michael in Hildesheim — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 20.2000

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Der Kreuzgang heute
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https://doi.org/10.11588/diglit.51152#0117
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Martin Thumm

Zur Bauaufnahme und Erstellung von Planzeichnungen

Schon im Vorfeld des Projektes „Der Kreuzgang von St.
Michaelis“ machte sich ein durchgehender Mangel an
zuverlässigen Planunterlagen bemerkbar. Dieser in der
Altbausanierung nicht ungewöhnliche Umstand rückt
gerade bei Kultur- und Baudenkmalen immer mehr in
das Zentrum der Bemühungen, ausreichend qualifizierte
Plangrundlagen zu erstellen, denn nur sie können Basis
sein für wissenschaftliche Fragestellungen, bauhistorische
Untersuchungen, restauratorische Befunderhebungen,
Kartierungen von Schadensbildern und erste Überlegun-
gen zur Instandsetzung sowie Planungen zur Umnutzung
und Erweiterung. Insbesondere für restauratorische
Untersuchungen und Beobachtungen zur Bauarchäologie
sind entsprechend qualifizierte Bestandszeichnungen
unabdingbare Voraussetzung für Erfolg versprechendes
Planen und Handeln.
Zum Fundus der Planunterlagen zum Kreuzgang von
St. Michaelis gehören neben vereinzelten zeichnerischen
Darstellungen älterer Archivalien, die jedoch fast aus-
schließlich den Kirchenbau betreffen, erste Pläne zur
gesamten Anlage der ehemaligen Konventbauten, die im
Zuge der säkularen Umnutzung und danach entstanden
sind. Große Bedeutung besitzen die Zeichnungen, die im
Rahmen der durchgreifenden Restaurierung durch Con-
rad Wilhelm Hase angefertigt wurden.' Sie vermitteln
nicht nur Gesamtvorstellungen zum Kreuzgang, sondern
enthalten auch außerordentlich reiche Detailinformatio-
nen. Sie müssen jedoch vor dem Hintergrund des für das
19. Jahrhundert charakteristischen malerischen Duktus
und der gelegentlich großzügig souveränen Manier gese-
hen werden, verbunden mit der Absicht, das abgebildete
Gebäude deutlich vor Augen zu führen und die ästheti-
sche Wirkung der Zeichnung zu steigern.
Basis aller jüngeren planerischen Überlegungen und bau-
lichen Maßnahmen waren in erster Linie die Pläne aus
der Zeit des Wiederaufbaus (Architekturbüro August
Albert Steinborn), obwohl diese Pläne naheliegender-
weise - ging es doch damals vor allem um die techni-
schen Fragen der Neubauteile - den noch erhaltenen rui-
nösen Bestand des Westflügels mit dem Kreuzgang nur
vereinfachend zeigen.2 Diesbezüglich konnten die

Systemzeichnungen zur Architektur des Kreuzgangs, die
im Rahmen grundlegender neuerer bauarchäologischer
Untersuchungen von Michael Braune am Niedersächsi-
schen Landesamt für Denkmalpflege entstanden, als die
informativsten gelten.3 Dazu zählt auch die großmaß-
stäbliche Erfassung der Ansicht des Joches 7 mit allen
Werksteinen zur beispielhaften Untersuchung durch
Erwin Stadlbauer und Rolf Niemeyer im Fachlabor des
Landesdenkmalamtes (Forschungsbereich Steinzerfall/
Steinkonservierung).4 Neuere zuverlässige Planzeichnun-
gen in technisch üblichen Maßstäben gibt es jedoch
nicht.
So lag es nahe, parallel zum Fortschritt des Projektes von
Seiten der Fachhochschule im Rahmen des Faches Bau-
aufnahme innerhalb der Architektenausbildung in Hil-
desheim sukzessive die Erarbeitung von Bestandsplänen
voranzubringen. Seit 1997 werden in einem langfristigen
Programm unter Leitung des Verfassers planmäßig
zunächst der Westflügel des Kreuzgangs mit seiner Archi-
tektur in Fortsetzung des Westquerhauses nach Norden
in Grundrissen, Schnitten und Wandansichten im Maß-
stab 1:50 erfasst. Parallel dazu erfolgen steingerechte Auf-
maße der einzelnen Joche im Maßstab 1:10 mit der Dar-
stellung der Mauer- und Gewölbeflächen, der Natur-
und Werksteine mit ihrem Fugenbild sowie des bauplasti-
schen Schmuckes (Klapptafel 2).
Bisher liegen Planzeichnungen zum gesamten Kreuzgang
vor - teilweise noch im Stadium der Ergänzung — sowie
zu den Jochen 1, 2 und 8; mit dem Aufmaß des übrigen
Westflügels ist begonnen.
Abgesehen von dem unmittelbaren Anlass, Plangrundla-
gen für die laufenden Untersuchungen zu schaffen, soll
die Erfassung des Baubestandes in Zeichnungen auch vier
übergeordneten Zielsetzungen dienen:
1. Präzise Baualterskarten
Aufgrund fehlender Zerstörungskartierung gibt es nur in
Teilbereichen hinreichend präzise Informationen zu den
noch erhaltenen älteren Bausubstanzen, die in den
Wiederaufbau aufeenommen wurden und auf die sich die
Neubauten gründen. Die fortlaufenden Erkenntnisse zur
 
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