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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Kreuzgang von St. Michael in Hildesheim — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 20.2000

DOI issue:
Der Kreuzgang heute
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https://doi.org/10.11588/diglit.51152#0161
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157

— Für den Zeitraum vor dem 19. Jahrhundert ist anzu-
nehmen, dass der Kreuzgang als wichtiger Teil des
Klosters regelmäßig gewartet und gepflegt wurde. Zum
Schutz und zur Gestaltung der Oberflächen wurden
Kalkputze und Kalkschlämmen verwendet, die in
Resten noch heute vorhanden sind. Auf Grund stati-
scher Probleme mussten allerdings die äußeren Wand-
schichten verstärkt werden.
— Die Aufhebung des Benediktinerklosters (1803) führte
vermutlich zu einer Unterbrechung der bis dahin
üblichen Bauunterhaltung. Die umfassende Restaurie-
rung des Kreuzgangs in der Mitte des 19. Jahrhunderts
legt nahe, dass erhebliche Schäden vorhanden waren,
die zu Auswechslungen und Ergänzungen in Natur-
stein und Mörtel führten. Die Verwendung von
Romanzement ist aus heutiger Sicht kritisch zu bewer-
ten (Festigkeit und Salzgehalt).
— Die industrielle Revolution führte zu einer starken
Schadstoffbelastung der Luft und des Regenwassers,
die erst Ende des 20. Jahrhunderts deutlich zurück-
ging. Die extrem starke Salzbelastung des Kreuzgangs
insbesondere durch Sulfate kann darauf zurückgeführt
werden, dass die vermutlich ungepflegten Kalk- und
Zementmörtel chemisch angegriffen und überwiegend
in Gips umgewandelt wurden.
— Die Phase der beschleunigten Schadensentwicklung
fand 1945 mit der starken Kriegszerstörung ihren
Höhepunkt. Bis in die 1950er Jahre konnten Wind
und Wetter ungehindert einwirken. Der 'Wiederaufbau
brachte danach zwar wieder ein schützendes Dach,
jedoch wurde mit dem damals verwendeten Beton die
ohnehin schon gravierende Salzbelastung vermutlich
zusätzlich erhöht.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass
in den vergangenen Jahrzehnten erhebliche Substanzver-
luste zu verzeichnen waren. Im Zuge der Projektarbeiten
konnten die Hauptursachen allerdings weitgehend

geklärt und ein Konzept zum langfristigen Schutz des
Kreuzgangs entwickelt werden.
Schlussbetrachtung
Die der Witterung ausgesetzten Naturstein- und Mörtel-
oberflächen des Kreuzgangs zeigen vielfältige Verände-
rungen und Schäden, die das Produkt einer komplexen,
synergetischen Kombination der beschriebenen Scha-
densfaktoren und -prozesse darstellen. Das Ausmaß und
die Intensität der Schäden sind gesteins- und expositions-
abhängig sehr unterschiedlich.
Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die Bausub-
stanz des Kreuzgangs vor allem durch umweltbedingte
Schäden sowie durch Feuchte- und Salzbelastung stärks-
tem gefährdet ist. Restauratorische Maßnahmen, etwa
zur partiellen Festigung der mürben Steinsubstanz oder
zur Salzminderung mittels Kompressen, können für sich
allein betrachtet angesichts der Schadenssituation nicht
zu einem nachhaltigen Erfolg führen. Aus diesem Grund
werden im Rahmen der laufenden Projektarbeiten nicht
nur die dringend erforderlichen restauratorischen Siche-
rungsmaßnahmen durchgeführt, sondern auch die Mög-
lichkeiten der bautechnischen Sicherung mittels Einhau-
sung erprobt. Nur auf dieser Grundlage können die
schädlichen Klimaschwankungen und die damit verbun-
denen Schadensprozesse (Kondensatbildung, Salztrans-
port und Salzverwitterung durch zyklische Feucht-
Trocken-Wechsel) nachhaltig eingegrenzt und stark ver-
langsamt werden.
Anmerkungen
1 Vgl. dazu Eilhardt-Braune et al. in diesem Band.
2 Kraus 1988, Kiesewetter u. Kiesow 1997.
3 Vgl. dazu Gervais et al. in diesem Band.
4 Snethlage 1984, Schuh 1987, Snethlage 1997.
5 Vgl. dazu Seele in diesem Band.
6 Vgl. dazu Hammer „Erhaltungszustand und Schäden aus restauratorischer
Sicht“ in diesem Band.
7 Braune 1995.
 
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