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rierungsmörtel aus Romanzement ist mit dem System
poröser Baumaterialien nicht kompatibel. Er ist nicht
durchlässig für Wasser in flüssiger Form, verlagert die
Verwitterung in das weichere historische Steinmaterial
und bringt durch seinen Gehalt an alkalischen Salzen
zusätzliche Verwitterungsfaktoren ein. Gleiches gilt für
den später eingesetzten Portlandzement.
Im Bereich der Bibliothek (also Joch 9—11) kommen die
wesentlichen Schadensursachen, nämlich vor allem die
Reaktion hygroskopischer löslicher Salze auf Klima-
schwankungen, und daneben auch die thermische Kon-
densation im relativ gleichbleibenden Innenklima kaum
zur Wirkung. Auch im nur gedämpften Klima des nörd-
lich anschließenden Treppenhauses (Joch 12) sind kaum
aktuelle Schäden zu sehend Das Objekt selbst bietet also
eine Langzeiterfahrung von mehr als 40 Jahren mit der
Wirkung einer Einhausung.
Pilotarbeit
Die folgenden Hinweise zur Durchführung der Konser-
vierung/Restaurierung des Kreuzgangs können nur den
Charakter eines Vorberichts haben.
Seit Oktober 1999 wird im Joch 7 eine Pilotarbeit durch-
geführt. Bevor der gesamte Kreuzgang restauriert wird,
sollen also in einem begrenzten Teilstück alle notwendi-
gen Maßnahmen der Konservierung/Restaurierung voll-
ständig ausgeführt werden. Damit hat die Fachwelt und
die interessierte Öffentlichkeit die Möglichkeit, die tech-
nologischen und ästhetischen Auswirkungen der Restau-
rierung kritisch zu beurteilen. Zugleich wird die Metho-
de der Ausführung im Detail entwickelt und auch eine
Grundlage geschaffen für die präzise Kalkulation der wei-
teren Maßnahmen.
Mit der Ausführung der Pilotarbeit sind in Zusammen-
arbeit mit der Fachhochschule Hildesheim/Holzmin-
den/Göttingen freiberufliche Restauratoren8 beauftragt.
Jeder Schritt der Arbeiten wird im Rahmen des laufenden
interdisziplinären Forschungsprojekts9 begleitet und ana-
lysiert.
Einhausung
Aufbauend auf Erfahrungen in Österreich, zum Beispiel
in Lambach 1978—8110 und in Salzburg Nonnberg (seit
1989)", auch in den Kreuzgängen von Königslutter und
Walkenried" und auch im Hinblick auf den besseren
Erhaltungszustand jener Teile des Kreuzgangs, die dem
Einfluss des Außenklimas entzogen sind, nämlich der
Bibliothek des Priesterseminars, wurde Ende Februar
1999 eine zunächst provisorische Einhausung des Kreuz-
gangs vorgenommen13. Sinn dieser provisorischen Ein-
hausung ist die Dämpfung der Klimaschwankungen, die
zu den schädlichen Kristallisations-Lösungswechseln der
an der Oberfläche konzentrierten Salze geführt haben.14
Die Einhausung schützt in einer Art „Wintergarten“ den
gesamten Kreuzgang einschließlich seiner Fassade. Die
Vorteile einer solchen Gesamteinhausung sind folgende:
— Schutz der gesamten Bauplastik einschließlich der Bi-
forien, Strebepfeiler und Arkaden.
— Angesichts des geringen Umfangs der erhaltenen
mittelalterlichen Substanz eines Denkmals, das von der
UNESCO zum Weltkulturerbe gezählt wird, hat auch
die Fassade eine besondere historische Bedeutung.
— Höhere dämpfende Wirkung für das Klima des Inne-
ren des Kreuzgangs.
— Geringerer Aufwand bei den restauratorischen Maß-
nahmen, unter anderem weil die bauphysikalische
Funktion des Witterungsschutzes (Tropfnasen, Fehl-
stellen) nicht wiederhergestellt werden muss. Gleiche
Behandlung von innen und außen möglich.
— Die aus bauphysikalischen und auch ästhetischen
Gründen notwendige Entfernung des schadhaften Ver-
putzes der Strebepfeiler-Arkaden von ca. 1952 und die
dem historischen Bestand entsprechende Präsentation
der Fassade des Kreuzgangs (Ziegelfassung mit Fugen-
malerei) und die Erneuerung des Verputzes kann ohne
Rücksicht auf die darüber liegende Fassade ausgeführt
werden.
— Für die Befestigung der Einhausung sind (nahezu)
keine direkten Eingriffe in mittelalterliche Substanz
notwendig.
— Die Kapitelle des Langhauses und die anderen derzeit
in der Einhausung zusammengetragenen Steine fänden
möglicherweise in der Einhausung ein Lapidarium.
Die dämpfende Wirkung der derzeitigen provisorischen
Einhausung konnte durch Messungen" nachgewiesen
werden. An der Fassade haben Trocknungsprozesse einge-
setzt, die vermutlich auch darauf zurückzuführen sind,
dass sich die häufige Belastung durch thermische Kon-
densation reduziert hat. Allerdings birgt die Trocknung
auch die Gefahr zusätzlicher Kristallisation von Salzen,
solange die Salze im Bereich der Oberfläche nicht ver-
mindert sind.
Gänzlich ist allerdings die Kristallisation der Salze bzw.
Salzmischungen nur dann zu verhindern, wenn (wie in
Lambach oder Salzburg Nonnberg) die Relative Luft-
feuchtigkeit (RLF) im Bereich des Kreuzgangs jedenfalls
über der empirisch festgestellten Gleichgewichtsfeuchtig-
keit der häufigsten Salzmischungen (ca. 70 % RLF)
rierungsmörtel aus Romanzement ist mit dem System
poröser Baumaterialien nicht kompatibel. Er ist nicht
durchlässig für Wasser in flüssiger Form, verlagert die
Verwitterung in das weichere historische Steinmaterial
und bringt durch seinen Gehalt an alkalischen Salzen
zusätzliche Verwitterungsfaktoren ein. Gleiches gilt für
den später eingesetzten Portlandzement.
Im Bereich der Bibliothek (also Joch 9—11) kommen die
wesentlichen Schadensursachen, nämlich vor allem die
Reaktion hygroskopischer löslicher Salze auf Klima-
schwankungen, und daneben auch die thermische Kon-
densation im relativ gleichbleibenden Innenklima kaum
zur Wirkung. Auch im nur gedämpften Klima des nörd-
lich anschließenden Treppenhauses (Joch 12) sind kaum
aktuelle Schäden zu sehend Das Objekt selbst bietet also
eine Langzeiterfahrung von mehr als 40 Jahren mit der
Wirkung einer Einhausung.
Pilotarbeit
Die folgenden Hinweise zur Durchführung der Konser-
vierung/Restaurierung des Kreuzgangs können nur den
Charakter eines Vorberichts haben.
Seit Oktober 1999 wird im Joch 7 eine Pilotarbeit durch-
geführt. Bevor der gesamte Kreuzgang restauriert wird,
sollen also in einem begrenzten Teilstück alle notwendi-
gen Maßnahmen der Konservierung/Restaurierung voll-
ständig ausgeführt werden. Damit hat die Fachwelt und
die interessierte Öffentlichkeit die Möglichkeit, die tech-
nologischen und ästhetischen Auswirkungen der Restau-
rierung kritisch zu beurteilen. Zugleich wird die Metho-
de der Ausführung im Detail entwickelt und auch eine
Grundlage geschaffen für die präzise Kalkulation der wei-
teren Maßnahmen.
Mit der Ausführung der Pilotarbeit sind in Zusammen-
arbeit mit der Fachhochschule Hildesheim/Holzmin-
den/Göttingen freiberufliche Restauratoren8 beauftragt.
Jeder Schritt der Arbeiten wird im Rahmen des laufenden
interdisziplinären Forschungsprojekts9 begleitet und ana-
lysiert.
Einhausung
Aufbauend auf Erfahrungen in Österreich, zum Beispiel
in Lambach 1978—8110 und in Salzburg Nonnberg (seit
1989)", auch in den Kreuzgängen von Königslutter und
Walkenried" und auch im Hinblick auf den besseren
Erhaltungszustand jener Teile des Kreuzgangs, die dem
Einfluss des Außenklimas entzogen sind, nämlich der
Bibliothek des Priesterseminars, wurde Ende Februar
1999 eine zunächst provisorische Einhausung des Kreuz-
gangs vorgenommen13. Sinn dieser provisorischen Ein-
hausung ist die Dämpfung der Klimaschwankungen, die
zu den schädlichen Kristallisations-Lösungswechseln der
an der Oberfläche konzentrierten Salze geführt haben.14
Die Einhausung schützt in einer Art „Wintergarten“ den
gesamten Kreuzgang einschließlich seiner Fassade. Die
Vorteile einer solchen Gesamteinhausung sind folgende:
— Schutz der gesamten Bauplastik einschließlich der Bi-
forien, Strebepfeiler und Arkaden.
— Angesichts des geringen Umfangs der erhaltenen
mittelalterlichen Substanz eines Denkmals, das von der
UNESCO zum Weltkulturerbe gezählt wird, hat auch
die Fassade eine besondere historische Bedeutung.
— Höhere dämpfende Wirkung für das Klima des Inne-
ren des Kreuzgangs.
— Geringerer Aufwand bei den restauratorischen Maß-
nahmen, unter anderem weil die bauphysikalische
Funktion des Witterungsschutzes (Tropfnasen, Fehl-
stellen) nicht wiederhergestellt werden muss. Gleiche
Behandlung von innen und außen möglich.
— Die aus bauphysikalischen und auch ästhetischen
Gründen notwendige Entfernung des schadhaften Ver-
putzes der Strebepfeiler-Arkaden von ca. 1952 und die
dem historischen Bestand entsprechende Präsentation
der Fassade des Kreuzgangs (Ziegelfassung mit Fugen-
malerei) und die Erneuerung des Verputzes kann ohne
Rücksicht auf die darüber liegende Fassade ausgeführt
werden.
— Für die Befestigung der Einhausung sind (nahezu)
keine direkten Eingriffe in mittelalterliche Substanz
notwendig.
— Die Kapitelle des Langhauses und die anderen derzeit
in der Einhausung zusammengetragenen Steine fänden
möglicherweise in der Einhausung ein Lapidarium.
Die dämpfende Wirkung der derzeitigen provisorischen
Einhausung konnte durch Messungen" nachgewiesen
werden. An der Fassade haben Trocknungsprozesse einge-
setzt, die vermutlich auch darauf zurückzuführen sind,
dass sich die häufige Belastung durch thermische Kon-
densation reduziert hat. Allerdings birgt die Trocknung
auch die Gefahr zusätzlicher Kristallisation von Salzen,
solange die Salze im Bereich der Oberfläche nicht ver-
mindert sind.
Gänzlich ist allerdings die Kristallisation der Salze bzw.
Salzmischungen nur dann zu verhindern, wenn (wie in
Lambach oder Salzburg Nonnberg) die Relative Luft-
feuchtigkeit (RLF) im Bereich des Kreuzgangs jedenfalls
über der empirisch festgestellten Gleichgewichtsfeuchtig-
keit der häufigsten Salzmischungen (ca. 70 % RLF)