Festveranstaltung in der Orangerie
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Festveranstaltung in der Orangerie
Grußwort
des Niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kultur
Lutz Stratmann
Die Zählung dieses „Tages für Denkmalpflege“ hat ihre
Eigenwilligkeiten:
Auf der einen Seite ist dies der 71. „Tag für Denkmal-
pflege“ - das ist eine Zahl, die auf eine lange Kontinuität
hinweist. Immerhin fand die erste Veranstaltung mit
diesem Namen bereits vor mehr als 100 Jahren in
Dresden statt. Das könnte mich für mein Grußwort zu
schönen Worten verleiten über die Tradition der Denk-
malpflege in Deutschland. Aber damit würde ich nicht
die ganze Geschichte erzählen. Denn dies ist erst der
zweite Tag der Denkmalpflege neuer Zählung, nachdem
diese Reihe im letzten Jahr in Wiesbaden wieder-
begründet wurde.
Ich finde diese doppelte Zählung durchaus auf-
schlussreich. Denn wenn man sich ansieht, wer die
„Alte Reihe“ ins Leben gerufen hat, dann findet man
dort den Verband der Deutschen Geschichts- und Alter-
tumsvereine. Vereine waren damals die Initiatoren, nicht
Institutionen.
Ohne das hier werten zu wollen: Das ist heute, am
Anfang einer neuen Zählung, durchaus anders. Und
trotzdem steht 103 Jahre nach dem Treffen in Dresden
hier in Hannover das Thema „Vereine“ wieder ganz
oben auf der Tagesordnung: Denn das Motto dieser Ver-
anstaltung lautet „Bürgerschaftliches Engagement in
der Denkmalpflege“.
Das ist schon eine interessante Volte: Mittlerweile
gibt es in allen Bundesländern Denkmalschutzgesetze,
es gibt eine direkte und indirekte öffentliche Denkmal-
förderung. Wir haben landesweite Denkmaltage und
einen erfolgreichen und ausgesprochen publikumswirk-
samen „Tag des offenen Denkmals“. Denkmalpflege ist
eine Erfolgsgeschichte und man kann die Durchsetzung
des Denkmalpflegegedankens durchaus mit dem Um-
weltschutz vergleichen, der sich auch im Verlauf von
30 Jahren in allen Bereichen durchgesetzt hat.
Aber heute besinnt man sich auf seine Wurzeln in der
bürgerschaftlichen Arbeit. Ich würde diesen Prozess
schönreden, wenn ich sage, dass man es freiwillig tut:
In den meisten Ländern stehen Denkmalschutzgesetze
in oder vor der Novellierung - auch in Niedersachsen.
Überall muss die Denkmalförderung aus Steuermitteln
zurückgefahren werden, weil diese Mittel dafür nicht
reichen.
Damit setzt sich auch hier die Erkenntnis durch, dass
nicht für alles, was in der Vergangenheit - oder besser
gesagt: in den letzten 30 Jahren - vom Staat finanziert
wurde, auch in Zukunft Mittel zur Verfügung stehen.
Denn der Staat hat über seine Verhältnisse gelebt -
das zeigt die katastrophale Lage im Bund, das zeigt
genauso die Finanzlage des Landes Niedersachsen. Und
dabei nehmen wir immer noch weitere Schulden auf.
Es ist ja nicht so, dass dieser Prozess schon gestoppt
wäre. Umso dringender müssen wir uns auf das Not-
wendige begrenzen, auf die Kemaufgaben. Und wir
müssen den Bürokratieverlust so gering wie möglich
halten: Das bedeutet Aufgabenkritik und Verwaltungs-
modernisierung. Und daran arbeiten wir auch für die
Denkmalpflege gerade in Niedersachsen: Aufgaben-
kritik und Neuverteilung der Aufgaben zwischen den
Kommunen und dem Niedersächsischen Landesamt für
Denkmalpflege bei der Auflösung der Bezirksregie-
rungen.
Das bedeutet: Politik und Administration - dazu
gehört auch die Denkmalpflege - müssen in Zukunft auf
Eingriffsmöglichkeiten und damit Einflussnahme ver-
zichten.
Ich bin mir sicher, dass dieser Verzicht weh tun wird.
Aber ich bin genauso sicher, dass nur durch diesen Ver-
zicht das ermöglicht wird, was diese Tagung behandelt:
bürgerschaftliches Engagement in der Denkmalpflege.
Dieses Engagement ist ja jetzt schon vorhanden, man
muss es nicht herbeireden. Aber ich will es ganz bewusst
hervorheben und anerkennen:
Es ist eine Binsenweisheit, dass der private Denkmal-
eigentümer die Hauptlast der Denkmalpflege trägt.
Ohne seinen Einsatz und seine Arbeit gibt es keine
Denkmalpflege. Nicht er wirkt an Denkmalpflege mit,
sondern die staatliche Denkmalpflege wirkt an seiner
Arbeit mit. Und er sollte - wenn irgend möglich - dabei
auch in Zukunft finanziell unterstützt werden.
Ohne Vereine, zum Beispiel die Heimatvereine oder
den niedersächsischen Heimatbund, ist auch heute keine
Denkmalpflege vorstellbar. Ich denke hierbei auch an
die Interessengemeinschaft Bauernhaus, die in ihrem
Fachgebiet ein Kompetenzzentrum geworden ist und
hierbei Großartiges leistet. Ich freue mich daher, dass
auch Herr Dr. Maschmeyer heute unter uns ist und über
Denkmalschutz „von unten“ referieren wird. Da möchte
man übrigens fragen: Wer macht denn Denkmalschutz
„von oben herab“ - aber vielleicht kann Herr Dr. Masch-
meyer auch dazu etwas sagen.
Eine zentrale Bedeutung für das bürgerschaftliche
Engagement haben aber auch die vielen Stiftungen,
ohne die viele Erhaltungsmaßnahmen nicht realisiert
werden könnten, denn durch die notwendige Ein-
schränkung der staatlichen Denkmalförderung gewin-
nen die „Drittmittel“ eine immer größere Bedeutung.
Eine herausragende Rolle spielt hierbei die Deutsche
Stiftung Denkmalschutz, deren erfolgreiches Wirken
bundesweit und besonders in den neuen Ländern ein-
drucksvoll besichtigt werden kann. Hierfür gebührt
Ihnen, Herr Prof. Dr. Kiesow, ganz besonderer Dank.
Ich bin überzeugt, dass die gute Zusammenarbeit mit der
17
Festveranstaltung in der Orangerie
Grußwort
des Niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kultur
Lutz Stratmann
Die Zählung dieses „Tages für Denkmalpflege“ hat ihre
Eigenwilligkeiten:
Auf der einen Seite ist dies der 71. „Tag für Denkmal-
pflege“ - das ist eine Zahl, die auf eine lange Kontinuität
hinweist. Immerhin fand die erste Veranstaltung mit
diesem Namen bereits vor mehr als 100 Jahren in
Dresden statt. Das könnte mich für mein Grußwort zu
schönen Worten verleiten über die Tradition der Denk-
malpflege in Deutschland. Aber damit würde ich nicht
die ganze Geschichte erzählen. Denn dies ist erst der
zweite Tag der Denkmalpflege neuer Zählung, nachdem
diese Reihe im letzten Jahr in Wiesbaden wieder-
begründet wurde.
Ich finde diese doppelte Zählung durchaus auf-
schlussreich. Denn wenn man sich ansieht, wer die
„Alte Reihe“ ins Leben gerufen hat, dann findet man
dort den Verband der Deutschen Geschichts- und Alter-
tumsvereine. Vereine waren damals die Initiatoren, nicht
Institutionen.
Ohne das hier werten zu wollen: Das ist heute, am
Anfang einer neuen Zählung, durchaus anders. Und
trotzdem steht 103 Jahre nach dem Treffen in Dresden
hier in Hannover das Thema „Vereine“ wieder ganz
oben auf der Tagesordnung: Denn das Motto dieser Ver-
anstaltung lautet „Bürgerschaftliches Engagement in
der Denkmalpflege“.
Das ist schon eine interessante Volte: Mittlerweile
gibt es in allen Bundesländern Denkmalschutzgesetze,
es gibt eine direkte und indirekte öffentliche Denkmal-
förderung. Wir haben landesweite Denkmaltage und
einen erfolgreichen und ausgesprochen publikumswirk-
samen „Tag des offenen Denkmals“. Denkmalpflege ist
eine Erfolgsgeschichte und man kann die Durchsetzung
des Denkmalpflegegedankens durchaus mit dem Um-
weltschutz vergleichen, der sich auch im Verlauf von
30 Jahren in allen Bereichen durchgesetzt hat.
Aber heute besinnt man sich auf seine Wurzeln in der
bürgerschaftlichen Arbeit. Ich würde diesen Prozess
schönreden, wenn ich sage, dass man es freiwillig tut:
In den meisten Ländern stehen Denkmalschutzgesetze
in oder vor der Novellierung - auch in Niedersachsen.
Überall muss die Denkmalförderung aus Steuermitteln
zurückgefahren werden, weil diese Mittel dafür nicht
reichen.
Damit setzt sich auch hier die Erkenntnis durch, dass
nicht für alles, was in der Vergangenheit - oder besser
gesagt: in den letzten 30 Jahren - vom Staat finanziert
wurde, auch in Zukunft Mittel zur Verfügung stehen.
Denn der Staat hat über seine Verhältnisse gelebt -
das zeigt die katastrophale Lage im Bund, das zeigt
genauso die Finanzlage des Landes Niedersachsen. Und
dabei nehmen wir immer noch weitere Schulden auf.
Es ist ja nicht so, dass dieser Prozess schon gestoppt
wäre. Umso dringender müssen wir uns auf das Not-
wendige begrenzen, auf die Kemaufgaben. Und wir
müssen den Bürokratieverlust so gering wie möglich
halten: Das bedeutet Aufgabenkritik und Verwaltungs-
modernisierung. Und daran arbeiten wir auch für die
Denkmalpflege gerade in Niedersachsen: Aufgaben-
kritik und Neuverteilung der Aufgaben zwischen den
Kommunen und dem Niedersächsischen Landesamt für
Denkmalpflege bei der Auflösung der Bezirksregie-
rungen.
Das bedeutet: Politik und Administration - dazu
gehört auch die Denkmalpflege - müssen in Zukunft auf
Eingriffsmöglichkeiten und damit Einflussnahme ver-
zichten.
Ich bin mir sicher, dass dieser Verzicht weh tun wird.
Aber ich bin genauso sicher, dass nur durch diesen Ver-
zicht das ermöglicht wird, was diese Tagung behandelt:
bürgerschaftliches Engagement in der Denkmalpflege.
Dieses Engagement ist ja jetzt schon vorhanden, man
muss es nicht herbeireden. Aber ich will es ganz bewusst
hervorheben und anerkennen:
Es ist eine Binsenweisheit, dass der private Denkmal-
eigentümer die Hauptlast der Denkmalpflege trägt.
Ohne seinen Einsatz und seine Arbeit gibt es keine
Denkmalpflege. Nicht er wirkt an Denkmalpflege mit,
sondern die staatliche Denkmalpflege wirkt an seiner
Arbeit mit. Und er sollte - wenn irgend möglich - dabei
auch in Zukunft finanziell unterstützt werden.
Ohne Vereine, zum Beispiel die Heimatvereine oder
den niedersächsischen Heimatbund, ist auch heute keine
Denkmalpflege vorstellbar. Ich denke hierbei auch an
die Interessengemeinschaft Bauernhaus, die in ihrem
Fachgebiet ein Kompetenzzentrum geworden ist und
hierbei Großartiges leistet. Ich freue mich daher, dass
auch Herr Dr. Maschmeyer heute unter uns ist und über
Denkmalschutz „von unten“ referieren wird. Da möchte
man übrigens fragen: Wer macht denn Denkmalschutz
„von oben herab“ - aber vielleicht kann Herr Dr. Masch-
meyer auch dazu etwas sagen.
Eine zentrale Bedeutung für das bürgerschaftliche
Engagement haben aber auch die vielen Stiftungen,
ohne die viele Erhaltungsmaßnahmen nicht realisiert
werden könnten, denn durch die notwendige Ein-
schränkung der staatlichen Denkmalförderung gewin-
nen die „Drittmittel“ eine immer größere Bedeutung.
Eine herausragende Rolle spielt hierbei die Deutsche
Stiftung Denkmalschutz, deren erfolgreiches Wirken
bundesweit und besonders in den neuen Ländern ein-
drucksvoll besichtigt werden kann. Hierfür gebührt
Ihnen, Herr Prof. Dr. Kiesow, ganz besonderer Dank.
Ich bin überzeugt, dass die gute Zusammenarbeit mit der