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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 31.2004

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Festveranstaltungen in der Orangerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.51150#0042
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38

71. „Tag für Denkmalpflege“

Abb. 1: Die Schriftenreihe
,Westerheem‘ ist die
zweimonatliche Ausgabe der
Archeologische Werk-
gemeenschap voor Nederland,
dem größten Verband für
Amateurarchäologen in den
Niederlanden.

Monumentenwacht - Ein Modell für das Ehrenamt
in der Denkmalpflege?
Henny Groenendijk

Baudenkmalpflege und Bodendenkmalpflege stammen
bekanntlich aus verschiedener Tradition und haben sich
in den Niederlanden, wie in anderen Ländern auch, als
gesonderte Fachbereiche entwickelt. Die staatliche
Baudenkmalpflege ist seit 1947 beim Rijksdienst voor
de Monumentenzorg in Zeist angesiedelt, die staatliche
Bodendenkmalpflege dagegen seit 1948 beim Rijks-
dienst voor het Oudheidkundig Bodemonderzoek in
Amersfoort. In der Mitte der Niederlande gelegen und
Luftlinie nur 15 km von einander entfernt, gingen beide
Dienste weitgehend getrennte Wege. Überlappungen
gab es zwar zahlreiche, etwa wenn der Archäologe sich
mit Kirchengrundrissen befasste oder wenn der Bau-
denkmalpfleger sich mit „Mauerarchäologie“ beschäf-
tigte - aber methodisch arbeitete man weitgehend
unterschiedlich.
Mittlerweile gibt es Anstöße für gemeinsame Pro-
jekte, wie beispielsweise die Revision der jeweiligen
Denkmallisten, die nach 42 Jahren Denkmalschutz-
gesetz nunmehr überholungsbedürftig sind. Eine wei-
tere Annäherung zeichnet sich ab: demnächst bezieht
man ein gemeinsames Dienstgebäude, jedoch (noch)
ohne eine Dienststelle zu werden. Diese kurze Ein-
führung dürfte erklären, warum es in den Niederlanden
momentan zwei separate Monumentenwachten gibt.
Ferner gilt es, die Besonderheiten der niederlän-
dischen Archäologie kurz darzustellen. Kann man im
europäischen Vergleich der Niederlande keine „atem-


raubende“ Archäologie zuschreiben, so muss man das
Spezifische dieses Bodenarchivs in der geographischen
Lage in einem Delta suchen, in dem Zusammenfluss der
großen Flüsse. Dieses feinmaschige Geflecht von sich
überlagernden Feuchtlandschaften stellt für viele
Kulturen ein Durchgangsgebiet dar. Festzuhalten ist,
dass vieles von diesem Bodenarchiv an der Erdober-
fläche unsichtbar ist. So zählt das Land im Vergleich zu
Niedersachsen, obwohl flächenmäßig ungefähr gleich
groß, weit weniger obertägig sichtbare archäologische
Denkmale. In der „Parkstadt Niederlande“ ist die sicht-
bare Archäologie zunehmendermaßen virtuell.
Ehrenamtliche Archäologen lieferten und liefern eine
wesentliche Unterstützung für die amtliche, „offizielle“
Archäologie (Abb. 1). Sie sind relativ gut organisiert
und ihre Tätigkeiten sind breit gefächert. Vereine führ-
ten bis vor kurzem selbständig Ausgrabungen durch,
besonders die Archeologische Werkgemeenschap voor
Nederland mit 2.500 Mitgliedern, deren Zeitschrift
Westerheem auch in der Fachwelt sehr geschätzt wird.
Neuerdings benötigen jedoch alle archäologischen
Bodeneingriffe eine amtliche Genehmigung sowie die
Beteiligten eine fachliche Zertifizierung. Das ergibt -
neben einer zunehmenden Bürokratisierung - auch eine
Kontrollmöglichkeit über alle Tätigkeiten im Bereich
Archäologie, schränkt aber zugleich die Freiheit der
Amateure erheblich ein. Das System der archäologi-
schen Betreuung ist im Umbruch. Wenn das neue Denk-
malschutzgesetz in Kraft tritt, voraussichtlich 2004,
wird sich die Lage noch nicht stabilisiert haben.
In der Baudenkmalpflege ist die Zusammenarbeit mit
Laienforschem diffuser. Im Prinzip kann jeder, der mit
Meißel oder Pinsel umgehen kann, kleine Reparaturen
an einem Denkmal vornehmen. Das dürfte die Qualität
der Eingriffe zwar beeinträchtigen, und anders als bei
Ausgrabungen fehlen hier sowohl Vorschriften als auch
Kontrollmöglichkeiten. Die Interessenvertretung in der
Baudenkmalpflege ist entsprechend verschieden.
Älteste Institution ist die Bond Heemschut, vertraut
mit dem juristischem Verfahren, die sich besonders für
die Erhaltung unzureichend registrierter Objekte ver-
dient gemacht hat.
1973 wurde dann die Monumentenwacht Nederland
gegründet, seit der Dezentralisation der Baudenkmal-
pflege (1989) trägt dieser Verband den Namen Federatie
Monumentenwacht Nederland (Abb. 2). ,Wacht“ kann
man mit ,Warte“ oder .überwachen“ übersetzen. Die
Monumentenwacht wird vom Staat mit der geringen
Summe von nur 110.000 EUR pro Jahr unterstützt, und
zwar ausschließlich für die Bereiche „allgemeine Füh-
rung“ und Fortbildung der eigenen Mitarbeiter. Haupt-
ziel ist die strukturelle, vorbeugende Instandhaltung des
Denkmalbestandes; es wird nachdrücklich auf Präven-
tion gesetzt. Man arbeitet landesweit, aufgeteilt in elf
auf die einzelnen Provinzen bezogene Monumenten-
wachten. Diese sind Stiftungen mit eigenem Personal
und eigenen Einnahmen. Ihre Mitarbeiterzahl schwankt
 
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