Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 31.2004

DOI Heft:
Sektion 6: Historische Forschung in der Denkmalpflege - Das Beispiel der Stadt
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.51150#0385
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Anforderungen und Erwartungen an den „Denkmalpflegerischen Fachplan“

381

Wertigkeit gerade ihres Hauses und Grundstückes für
die Stadtgeschichte klarmachen und belegen kann.
Akzeptanz entsteht durch Einsicht und Akzeptanz ist
unentbehrlich und hilfreich, wenn man Zeugnisse der
Stadtgeschichte erhalten will.
Stadtplanung und Fachplan
Es wird zurecht darauf verwiesen, dass Geschichte auf
Rückblicke gerichtet ist, während Planung gegenwarts-
bezogen und Vorausschau ist. Daraus ergibt sich grund-
sätzlich Trennendes. Das ist natürlich und nicht von
vornherein schädlich, wenn es der jeweilige Planer er-
kennt und bereit ist, vorhandene geschichtliche Erkennt-
nisse und Analysen in seinen Planungsprozess auf-
zunehmen bzw. bei Bedarf ergänzende anzufordem. Das
wird er angesichts manchen Investitionsdrucks um so
leichter und überzeugter tun, wenn das Feld im
Wesentlichen aufbereitet ist und man nicht beim Punkte
Null beginnen muss.
Der denkmalpflegerische Fachplan der Stadt Ell-
wangen erfüllt diese Forderungen zumindest für eine
angemessene Zahl von Jahren. Die Stadtsanierung
beendet nicht die Entwicklung dieser Stadt. Sie nimmt
fortwährend ihren Lauf, ansonsten wäre die Stadt tot
oder sie würde stagnieren. Der eben fertig gestellte
Flächennutzungsplan der Stadt Ellwangen, der bis zum
Jahr 2015 Gültigkeit haben soll, beweist dies, denn er
stellt 120 ha neuer Baufläche grundsätzlich zur Ver-
fügung. Auch hier waren die Erkenntnisse des Fach-
planes gefragt und führten zur Streichung mancher
Bauflächen.
Auch die ensemblegeschützten Bereiche der Stadt
sind nach wie vor einem erheblichen Veränderungs-
druck ausgesetzt, der rasch befriedigt oder abgewehrt
sein will. Das reicht von Grundrissveränderungen bis zu
Abbrüchen und der anhaltenden - meines Erachtens
aussichtslosen - Suche nach großen Flächen im Alt-
stadtbereich für den Einzelhandel. Veränderungen wird
es auch in den frühen Stadtrandbereichen geben, die
zwischen 1802 und 1914 bebaut wurden. Sie sind
Zeichen der Siedlungsentwicklung der Stadt und damit
ihrer Geschichte, die ja mit dem Jahre 1802 gottlob nicht
ihr Ende gefunden hat. Auch hier sind überraschend
viele planmäßige Entwicklungen jener Zeit fest-
zustellen und findet sich überraschend wenig
Regelloses. Der Fachplan hilft hier dabei, die richtigen
Prioritäten zu setzen.



Zusammenfassung
Der denkmalpflegerische Fachplan der Stadt Ellwangen
will die überlieferten historischen Strukturen der Stadt
Ellwangen detailliert erfassen und analysieren. Damit
sollen Grundlagen für die Stadtsanierung geschaffen
werden, aber auch die Ablesbarkeit der Geschichte
anhand ihrer Stadtstrukturen und ihrem Baubestand für
den heutigen Bewohner ermöglicht werden. Zugleich
soll der planerische Rahmen aufgezeigt werden, inner-
halb dessen die Tradierung der Geschichte noch
möglich ist.
Die bloße Kenntnis des Denkmalbestandes ist dafür
nicht ausreichend. Notwendig sind darüber hinaus his-

torisch-räumliche Informationen, welche die siedlungs-
strukturellen Besonderheiten des Planungsgebietes
deutlich machen. Die Erstellung des Fachplans beweist
die Berechtigung der Aussage, dass die historische Stadt
ein Speicher ist, in dem die Erinnerungen, welche die
Fassungskraft eines einzelnen übersteigen, gesammelt
sind. Richtig verwendet wird der Fachplan daher ein
unentbehrlicher Leitfaden und Werteplan für die Untere
Denkmalschutzbehörde ebenso sein wie für die Stadt-
planung, aber auch für Investitionsentscheidungen von
Kommunalpolitikern. So wird der Fachplan ent-
scheidend dazu beitragen, dass Ellwangen seinen unver-
wechselbaren Charakter auch im 21. Jahrhundert behält.

Abb. 5: Ellwangen, ehemalige
Gasthäuser am westlichen
Marktplatz, 2003.

Abb. 6: Ellwangen, Schloss-
vorstadt, 1989.
 
Annotationen