St. Michaelis in Hildesheim
Einführung, Forschungsstand und Datierung
23
8 Hildesheim, St. Michaelis, eines der ersten Fotos nach der Zerstörung am 22. März 1945.
erkennen gibt: Die sorgfältig gesetzten Fundamente
sind in einer einheitlichen Maßnahme gelegt und der
Kryptenumgang und die Westapsis stehen im Bau-
verband.73
Auf das Mauerwerk sind Karl Friederich 1932,
Hartwig Beseler und Hans Roggenkamp 1954 und -
ohne neue Beobachtungen hinzuzufügen - Hans
Reuther 1988 eingegangen.74 Eine genaue Unter-
suchung und Kartierung des alten Mauerwerks steht
noch aus. Die zahlreichen nachmittelalterlichen Wie-
derherstellungen eingestürzter und im letzten Welt-
krieg zerstörter Bauteile hat 1993 Werner Ueffing
aufgelistet und kommt für das mittelalterliche
Mauerwerk zu dem wenig überzeugenden Ergebnis,
„daß das Bruchsteinmauerwerk und der Quaderver-
band in dieser Form nicht von Anfang an bestanden
haben können, sondern daß es sich hier eindeutig um
ein zusätzlich vorgeblendetes Quadermauerwerk han-
delt. Diese Einsicht zerstört allerdings die ganze
Theorie vom bernwardinischen Quaderbau. [...] Die
St. Michaelskirche des Bischofs Bernward war, wie bei
den Kirchen damals üblich, ein Bau mit einem
Außenmauerwerk aus Bruchsteinen."75 Dem ist ent-
gegenzuhalten, dass der eigentümliche, tastende
Fugenschnitt in späterer Zeit, Ueffing denkt an Abt
Theoderich II. (1 179-1203), unter dem bis zur
Neuweihe durch Bischof Adelog 1186 eine Wieder-
herstellung stattfand, nicht vorstellbar ist. Beseler/
Roggenkamp und Reuther, dessen Aufsatz Ueffing
nicht berücksichtigt, betonen ausdrücklich, dass die
Quaderaußenhaut und die Bruchsteinhintermauerung
einheitlich schichtweise hochgezogen worden sind.
Unklar bleibt der Grund für den Wechsel vom Quader-
zum Bruchsteinmauerwerk im oberen Bereich und der
Rücksprung des Bruchsteinmauerwerks mit Resten
eines Okulus über den Quadern auf der Ostseite des
südöstlichen Querschiffarms. Hier kann daran ge-
dacht werden, dass nach dem Tod Bernwards für
einen schnellen Abschluss auf eine gequaderte
Außenhaut verzichtet wurde.
Die Sockel und Kanten an den Ecken der beiden
Querschiffarme haben Beseler und Reuther nur sehr
allgemein und Ueffing gar nicht berücksichtigt;
Gabriele Mietke ist im Zusammenhang mit den
Paderborner „meinwerkischen Ecksockeln" auch auf
den Hildesheimer Befund eingegangen.75 Die einheit-
lichen, wenig vorstehenden Fundamentmauern sind
aus langen, hammerrechten Rotsandsteinen, einem
feinkörnigen Sandstein von grauweißer bis weißgel-
ber Farbe, von dem 1,5 km entfernten Steinberg ohne
Baugrube mit horizontalen Lagerfugen aufgeschich-
tet. Die 1,5-1,6 m dicken Außenmauern ruhen auf
Einführung, Forschungsstand und Datierung
23
8 Hildesheim, St. Michaelis, eines der ersten Fotos nach der Zerstörung am 22. März 1945.
erkennen gibt: Die sorgfältig gesetzten Fundamente
sind in einer einheitlichen Maßnahme gelegt und der
Kryptenumgang und die Westapsis stehen im Bau-
verband.73
Auf das Mauerwerk sind Karl Friederich 1932,
Hartwig Beseler und Hans Roggenkamp 1954 und -
ohne neue Beobachtungen hinzuzufügen - Hans
Reuther 1988 eingegangen.74 Eine genaue Unter-
suchung und Kartierung des alten Mauerwerks steht
noch aus. Die zahlreichen nachmittelalterlichen Wie-
derherstellungen eingestürzter und im letzten Welt-
krieg zerstörter Bauteile hat 1993 Werner Ueffing
aufgelistet und kommt für das mittelalterliche
Mauerwerk zu dem wenig überzeugenden Ergebnis,
„daß das Bruchsteinmauerwerk und der Quaderver-
band in dieser Form nicht von Anfang an bestanden
haben können, sondern daß es sich hier eindeutig um
ein zusätzlich vorgeblendetes Quadermauerwerk han-
delt. Diese Einsicht zerstört allerdings die ganze
Theorie vom bernwardinischen Quaderbau. [...] Die
St. Michaelskirche des Bischofs Bernward war, wie bei
den Kirchen damals üblich, ein Bau mit einem
Außenmauerwerk aus Bruchsteinen."75 Dem ist ent-
gegenzuhalten, dass der eigentümliche, tastende
Fugenschnitt in späterer Zeit, Ueffing denkt an Abt
Theoderich II. (1 179-1203), unter dem bis zur
Neuweihe durch Bischof Adelog 1186 eine Wieder-
herstellung stattfand, nicht vorstellbar ist. Beseler/
Roggenkamp und Reuther, dessen Aufsatz Ueffing
nicht berücksichtigt, betonen ausdrücklich, dass die
Quaderaußenhaut und die Bruchsteinhintermauerung
einheitlich schichtweise hochgezogen worden sind.
Unklar bleibt der Grund für den Wechsel vom Quader-
zum Bruchsteinmauerwerk im oberen Bereich und der
Rücksprung des Bruchsteinmauerwerks mit Resten
eines Okulus über den Quadern auf der Ostseite des
südöstlichen Querschiffarms. Hier kann daran ge-
dacht werden, dass nach dem Tod Bernwards für
einen schnellen Abschluss auf eine gequaderte
Außenhaut verzichtet wurde.
Die Sockel und Kanten an den Ecken der beiden
Querschiffarme haben Beseler und Reuther nur sehr
allgemein und Ueffing gar nicht berücksichtigt;
Gabriele Mietke ist im Zusammenhang mit den
Paderborner „meinwerkischen Ecksockeln" auch auf
den Hildesheimer Befund eingegangen.75 Die einheit-
lichen, wenig vorstehenden Fundamentmauern sind
aus langen, hammerrechten Rotsandsteinen, einem
feinkörnigen Sandstein von grauweißer bis weißgel-
ber Farbe, von dem 1,5 km entfernten Steinberg ohne
Baugrube mit horizontalen Lagerfugen aufgeschich-
tet. Die 1,5-1,6 m dicken Außenmauern ruhen auf