Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Die Kanzel von Ludwig Münstermann in Rodenkirchen — Hameln: Niemeyer, Heft 37.2011

Citation link:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/adn_h37/0023
License: Creative Commons - Attribution - ShareAlike
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Achim Knöfel

Die Geschichte der St. Matthäus-Kirche und ihrer Ausstattung

19

raumes verschwand, ist nicht bekannt. Die bedeu-
tendste Umbaumaßnahme betraf die Fenster, die vor
1841 in eine einheitliche Größe gebracht und mit
einer Blankverglasung in hölzernen Rahmen versehen
wurden.20 In diesem Zusammenhang erfuhr auch das
Ostfenster hinter dem Altar eine erneute Umformung.
Man entfernte die Bleiverglasung aus dem Sandstein-
rahmen, baute in die äußere Fensterlaibung einen fla-
chen Korbbogen ein und schloss diesen mit einem
blankverglasten hölzernen Sprossenfenster.21 Dessen
Teilung stand zu dem feinteiligen Schnitzwerk des
Altars offensichtlich in derart störendem Kontrast,
dass man diese Konstruktion anlässlich der Altar-
renovierung 1959/60 ausbaute und durch ein schlich-
teres Rahmenwerk mit Bleiverglasung in der beibehal-
tenen Rundbogenöffnung ersetzte. Altarretabel und
Kanzel wurden 1889 vom Theatermaler Wilhelm
Mohrmann, Oldenburg, restauriert.22 Dabei ergänzte
man fehlende Teile des Schnitzwerkes und bereicher-
te die im Wesentlichen übernommene Blaufassung
des 18. Jahrhunderts durch polychrome Absetzungen
einzelner Teile. Wahrscheinlich stammen aus dieser
Zeit auch der Sockel des Kanzelfußes in Form eines
Steinquaders, die zum Teil verunklärenden Ergänzun-
gen der Skulpturengruppe „Gesetz und Gnade" am
Kanzelfuß sowie die nüchtern-pragmatische Kons-
truktion des inneren Handlaufes an der Kanzeltreppe.

22 Konturen eines romanischen Rundfensters mit
Rahmungsmalerei (rechts) und der frühbarocken Fenster-
öffnung zur Belichtung der Kanzel, Aufnahme 2011.


Die Renovierungen des 20. Jahrhunderts in der St.
Matthäus-Kirche begannen mit der Neufassung des
Altarretabels durch Fred Ther, Hamburg, in den Jahren
1959/60. Das Retabel wurde abgebaut und teilweise
sehr intensiv abgelaugt. Die bei der nachfolgenden
Neufassung erfolgte reichliche Verwendung von Gold,
Silber und Lüster, schwarz-weißen Absetzungen und
sehr starken Farbkontrasten entsprach eher einem fik-
tiven Idealbild als nachweisbarer historischer Oberflä-
chenbehandlung. In ähnlicher künstlerischer Freiheit
erfolgte die Neufassung von Beichtstühlen und Chor-
gestühl. Wesentlich dichter an historischen Befunden
orientierte sich die 1964 von K. Bunge, Kassel, durch-
geführte Restaurierung der Kanzel. Sie zeigte zwar
das Miteinander von Holzoberflächen und Polychro-
mie, hob aber das Wechselspiel von hellem Linden-
und dunklem Eichenholz auf, indem alle Lindenholz-
teile mit einer Lasur im dunklen Farbton des Eichen-
holzes versehen wurden (Abb. 17).

In den Jahren 1982/83 unterzog man das Innere der
Kirche einer gründlichen Restaurierung.23 Eine neue
Heizung wurde eingebaut, der komplette Fußboden-
belag erneuert, das Gestühl unter Wiederverwendung
alter Teile neu gestaltet und angeordnet. Bis auf das
Ostfenster hinter dem Altar erhielten alle Fenster eine
Isolierverglasung in vollständig neuen Holzrahmen.
Fassungsschäden und Salzausblühungen am Altar-
retabel gaben Anlass zu den Restaurierungsmaßnah-
men von 1997 bis 1999.24 Sie betrafen sowohl das
Altarretabel als auch den umgebenden Chorraum ein-
schließlich der Fenster, der Beichtstühle und des Chor-
gestühls. Ziel der Arbeiten war es, das Erscheinungs-
bild des Retabels dem Zustand in der ersten Hälfte des
17. Jahrhunderts anzunähern und im Zusammen-
 
Annotationen