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Die Restaurierung des Plenarsaales
9 Mittleres Treppenhausfenster von 1911.
Aufnahme von 2008.
veranschlagten Bausumme von 138.000 Mark. Da-
runter fielen auch 113.500 Mark „für die Umbauten
und die Aufstockung des Gebäudes".53
Mit Abschluss der Arbeiten für diese zweite Erweite-
rung wurde das rechteckige Gebäudevolumen mit
Innenhof einheitlich dreigeschossig ausgebaut. Die re-
lativ aufwändig gestaltete Dachlandschaft des bis
dahin zweigeschossigen ersten Erweiterungsbaus
wurde zugunsten einer effektiveren Flächennutzung
aufgegeben - die beiden Säle des ersten Oberge-
schosses lagen jeweils an der nordwestlichen bzw.
nordöstlichen Außenseite: Die Geschossdecken dieser
Säle lagen etwas oberhalb der übrigen Trauflinie, so
dass eigene Walmdächer aufgesetzt werden konnten,
die sich somit von der übrigen Dachfläche abhoben
und damit stärker betont wurden. Seitdem wird die
Vierflügelanlage von einem schlichten Walmdach
abgeschlossen.
Die Anordnung der in der rückwärtigen Fassade (mitt-
lerer Gebäudeteil und zweites Obergeschoss der
Nordfassade) gelegenen Fenster wurde mehrmals ver-
ändert. Waren ursprünglich vier rundbogige Fenster
im Mittelbau vorgesehen, so wurde ab September
1912 diese Planung auf jeweils zwei in allen drei Ge-
schossen verändert.54
verursachte schlechte Luft in untertänigsten, aber
nicht weniger deutlichen Eingaben. Hinzu kam die
Erhöhung der Anzahl der Senate. 1880 gab es zwei
Senatspräsidenten und 15 Oberlandesgerichtsräte, 30
Jahre später vier Senatspräsidenten, 20 Oberlandes-
gerichtsräte und fünf ständige Hilfsrichter."5’
„Die Aufstockung des hinteren Gebäudeteils des
Oberlandesgerichts [seit 1879 so genannt] wurde in
der Zeit von Juli 1912 bis Anfang 1914 durchgeführt.
Dieser Bau brachte die notwendige Vermehrung der
Räume für die Verwaltung, Zimmer für Senatspräsi-
denten, vor allem ausreichende Bibliotheksräume an
der Nord- und Nordwestseite des zweiten Oberge-
schosses mit einem großen Arbeitsraum für Referen-
dare, sowie Zentralheizung, elektrisches Licht (Gas-
licht lediglich noch in den Fluren) und eine wesentli-
che Verbesserung der sanitären Anlagen (Spülklo-
setts). [...] Im Zuge der Bauarbeiten wurde die Torein-
fahrt an der Nordseite mit dem Treppenaufgang zu
den Sitzungssälen entfernt [und so weitere Räume ge-
schaffen] und am hinteren Innenflur [des Nordflügels]
ein neues Treppenhaus angelegt. [...] Ebenfalls wurde
[1912] eine Haustelefonanlage eingerichtet mit
Postanschluss im Zimmer des Obersekretärs und Ne-
benanschluss beim Chefpräsidenten. [...] An Baukos-
ten wurde ein Betrag von 137.984 Mark veraus-
gabt."52
In einer Bauakte findet sich eine Kostenschätzung für
die „Erweiterung der Geschäftsräume des Oberlan-
desgerichts in Celle" vom 27. März 1912, mit einer
Das 200-jährige Gerichtsjubiläum wurde im Jahre
1911 aufwändig gefeiert. Der Festakt wurde bereits
ab 1905 vorbereitet und so unter anderem das Buch
„Zweihundert Jahre Rechtsleben in Hannover" von
Karl Gunkel geschrieben. Auch baulich wurden
Verschönerungen umgesetzt: So schenkte die Stadt
Celle die drei aufwändig gestalteten Glasfenster für
das Haupttreppenhaus (siehe dazu auch die Erläu-
terungen in der Baubeschreibung). Die Provinzialver-
waltung überreichte dem Gericht das Gemälde von
Georg V. (Regierungszeit: 1851-1866), das heute im
Plenarsaal hängt. Bis dahin fehlte dieses Bild in der
hauseigenen Kollektion sämtlicher Monarchen, die
seit Bestehen des Gerichts hannoversche Herrscher
waren. Bereits 1857-59 wurde für dieses Gemälde die
östliche Flügeltür des Plenarsaales zugesetzt, um den
erforderlichen Platz für das großformatige Bild zu
schaffen.55
Zur Verbesserung der Belichtung des Haupttreppen-
hauses, welche sich durch die ab 1911 eingesetzten
Buntglasscheiben verschlechterte, wurde am 26. Juli
1912 beraten und die Ergebnisse in einer Bauakten-
notiz festgehalten. Demnach sollten die angrenzen-
den Wände nicht höher geführt und zusätzlich die
oberen Fenster im Treppenhaus vergrößert werden.
Der Bauakte ist ebenfalls zu entnehmen, dass ab März
1913 eine Warmwasserheizungsanlage für die neuen
Sitzungssäle eingebaut wurde, dass sich die Kosten
für die „Hausfernsprechanlage" im Juni 1913 auf
4.000 Mark beliefen und Mitte 1919 Schwammschä-
Die Restaurierung des Plenarsaales
9 Mittleres Treppenhausfenster von 1911.
Aufnahme von 2008.
veranschlagten Bausumme von 138.000 Mark. Da-
runter fielen auch 113.500 Mark „für die Umbauten
und die Aufstockung des Gebäudes".53
Mit Abschluss der Arbeiten für diese zweite Erweite-
rung wurde das rechteckige Gebäudevolumen mit
Innenhof einheitlich dreigeschossig ausgebaut. Die re-
lativ aufwändig gestaltete Dachlandschaft des bis
dahin zweigeschossigen ersten Erweiterungsbaus
wurde zugunsten einer effektiveren Flächennutzung
aufgegeben - die beiden Säle des ersten Oberge-
schosses lagen jeweils an der nordwestlichen bzw.
nordöstlichen Außenseite: Die Geschossdecken dieser
Säle lagen etwas oberhalb der übrigen Trauflinie, so
dass eigene Walmdächer aufgesetzt werden konnten,
die sich somit von der übrigen Dachfläche abhoben
und damit stärker betont wurden. Seitdem wird die
Vierflügelanlage von einem schlichten Walmdach
abgeschlossen.
Die Anordnung der in der rückwärtigen Fassade (mitt-
lerer Gebäudeteil und zweites Obergeschoss der
Nordfassade) gelegenen Fenster wurde mehrmals ver-
ändert. Waren ursprünglich vier rundbogige Fenster
im Mittelbau vorgesehen, so wurde ab September
1912 diese Planung auf jeweils zwei in allen drei Ge-
schossen verändert.54
verursachte schlechte Luft in untertänigsten, aber
nicht weniger deutlichen Eingaben. Hinzu kam die
Erhöhung der Anzahl der Senate. 1880 gab es zwei
Senatspräsidenten und 15 Oberlandesgerichtsräte, 30
Jahre später vier Senatspräsidenten, 20 Oberlandes-
gerichtsräte und fünf ständige Hilfsrichter."5’
„Die Aufstockung des hinteren Gebäudeteils des
Oberlandesgerichts [seit 1879 so genannt] wurde in
der Zeit von Juli 1912 bis Anfang 1914 durchgeführt.
Dieser Bau brachte die notwendige Vermehrung der
Räume für die Verwaltung, Zimmer für Senatspräsi-
denten, vor allem ausreichende Bibliotheksräume an
der Nord- und Nordwestseite des zweiten Oberge-
schosses mit einem großen Arbeitsraum für Referen-
dare, sowie Zentralheizung, elektrisches Licht (Gas-
licht lediglich noch in den Fluren) und eine wesentli-
che Verbesserung der sanitären Anlagen (Spülklo-
setts). [...] Im Zuge der Bauarbeiten wurde die Torein-
fahrt an der Nordseite mit dem Treppenaufgang zu
den Sitzungssälen entfernt [und so weitere Räume ge-
schaffen] und am hinteren Innenflur [des Nordflügels]
ein neues Treppenhaus angelegt. [...] Ebenfalls wurde
[1912] eine Haustelefonanlage eingerichtet mit
Postanschluss im Zimmer des Obersekretärs und Ne-
benanschluss beim Chefpräsidenten. [...] An Baukos-
ten wurde ein Betrag von 137.984 Mark veraus-
gabt."52
In einer Bauakte findet sich eine Kostenschätzung für
die „Erweiterung der Geschäftsräume des Oberlan-
desgerichts in Celle" vom 27. März 1912, mit einer
Das 200-jährige Gerichtsjubiläum wurde im Jahre
1911 aufwändig gefeiert. Der Festakt wurde bereits
ab 1905 vorbereitet und so unter anderem das Buch
„Zweihundert Jahre Rechtsleben in Hannover" von
Karl Gunkel geschrieben. Auch baulich wurden
Verschönerungen umgesetzt: So schenkte die Stadt
Celle die drei aufwändig gestalteten Glasfenster für
das Haupttreppenhaus (siehe dazu auch die Erläu-
terungen in der Baubeschreibung). Die Provinzialver-
waltung überreichte dem Gericht das Gemälde von
Georg V. (Regierungszeit: 1851-1866), das heute im
Plenarsaal hängt. Bis dahin fehlte dieses Bild in der
hauseigenen Kollektion sämtlicher Monarchen, die
seit Bestehen des Gerichts hannoversche Herrscher
waren. Bereits 1857-59 wurde für dieses Gemälde die
östliche Flügeltür des Plenarsaales zugesetzt, um den
erforderlichen Platz für das großformatige Bild zu
schaffen.55
Zur Verbesserung der Belichtung des Haupttreppen-
hauses, welche sich durch die ab 1911 eingesetzten
Buntglasscheiben verschlechterte, wurde am 26. Juli
1912 beraten und die Ergebnisse in einer Bauakten-
notiz festgehalten. Demnach sollten die angrenzen-
den Wände nicht höher geführt und zusätzlich die
oberen Fenster im Treppenhaus vergrößert werden.
Der Bauakte ist ebenfalls zu entnehmen, dass ab März
1913 eine Warmwasserheizungsanlage für die neuen
Sitzungssäle eingebaut wurde, dass sich die Kosten
für die „Hausfernsprechanlage" im Juni 1913 auf
4.000 Mark beliefen und Mitte 1919 Schwammschä-