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Winghart, Stefan; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Die Restaurierung des Plenarsaals: 300 Jahre Oberlandesgericht Celle — Hameln: Niemeyer, Heft 38.2011

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Baubeschreiung des Plenarsaals
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https://doi.org/10.11588/diglit.51158#0059
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Baubeschreibung des Plenarsaales

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tungsführung und Medienanordnung. Die veraltete
Klimaanlage und die überkommene Beleuchtung
waren komplett auszutauschen. Für die seit Jahren
ungenutzten Deckenlautsprecher kam ebenfalls aus-
schließlich eine Demontage in Betracht.
Die Zentrale der hochmodernen Klimaanlage wurde
im Dachraum des Oberlandesgerichts eingerichtet.
Zur Lastabtragung der schweren Technikmodule
musste ein Stahlträgerrost eingebracht werden, über
den das Gesamtgewicht der Anlage auf mehrere
Deckenbalken des hölzernen Dachtragwerkes abge-
leitet und damit verteilt werden kann. Ausgehend von
der Klimazentrale führen Kanalleitungen bis in die
zwei Geschosse tiefer liegende Deckenkonstruktion
des Plenarsaales. Die einzelnen Zu- und Abluftöff-
nungen konnten durch eine ergänzende Akustikde-
ckenkonstruktion so kaschiert werden, dass der
ursprüngliche Raumeindruck erhalten blieb. Die
Anlage ist unabhängig vom Außenklima und sorgt für
eine kontinuierlich gleichbleibende Temperierung und
Befeuchtung des Saales, so dass die hochwertigen
Regentenportraits seitdem vor schädigenden Klima-
schwankungen zuverlässig geschützt werden. Zur
Dimensionierung der Anlage galt es auch, besondere
Spitzenbelastungen, wenn etwa der Saal zu Vorträ-
gen und Empfängen innerhalb kurzer Zeit von bis zu
160 Personen besucht wird, zu berücksichtigen.
Die alten, jedoch voll funktionstüchtigen Rippenheiz-
körper konnten in das neue Klimatisierungskonzept
eingebunden werden und blieben somit erhalten.
Um den vielfältigen Anforderungen des Saales durch
die unterschiedlichen Nutzungen als Besprechungs-,
Tagungs- oder Schulungsort, zu Vorträgen und
Empfängen bestmöglich entsprechen zu können, kam
ein neu erarbeitetes Beleuchtungskonzept zum
Tragen. So konnten die drei ursprünglichen Leuchten-
auslässe im zentralen Deckenfeld wieder geöffnet
und repräsentative Pendelleuchten montiert werden.
Die zwölf Wandvorlagen wurden mit Leuchten der
gleichen Serie versehen. Die Wahl fiel auf ein
Leuchtensystem von zeitlos zurückhaltender Optik.
Durch die in jeder Halogenleuchte eingearbeiteten
Glaslinsen streut sich das Licht, wodurch eine stimmi-
ge Ausleuchtung von direkten und indirekten Licht-
anteilen erzielt wird. Soffittenleuchten kamen zudem
als verdeckte Lichtleisten oberhalb der Gesimse zum
Einsatz, so dass die aufwändig gearbeitete Decken-
konstruktion durch diese Lichtakzentuierung zusätz-
lich aufgewertet werden konnte. Die drei Leuchten-
gruppen lassen sich über Drehschalter am Saalein-
gang einzeln dimmen.
Die elektrisch betriebene Wanduhr ist an ihrem Platz
oberhalb des Hauptzugangs verblieben.

85 Moderne Lüftungszentrale in neu erstellter Einhausung im Dachraum des
Oberlandesgerichts. Aufnahme von 2011.


Möblierung
Zwar sind in einigen Bauzeichnungen verschiedene
Tischanordnungen skizzenhaft zu erkennen, jedoch
ist über die ursprüngliche Möblierung, bis auf zwei
überlieferte Sitzmöbel, die dem Biedermeier verpflich-
tet sind, kaum etwas bekannt. Da der Saal zu größe-
ren Anlässen regelmäßig ausgeräumt und umdeko-
riert wurde, kamen größere Einbauten wie Richter-
pult, Podestbauten oder Tischanlagen kaum in Frage.
Die bisherige Ausstattung wuchs im Lauf der vergan-
genen Jahrzehnte und bestand aus einem großen
Rednerpult, welches dreiseitig durch schlanke holz-
sichtige Profilbretter verkleidet war, einem mittelgrau
gehaltenen modularen Tischsystem, welches durch
viertelkreisförmige Segmente zu einer circa 20 Plätze
 
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