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Kimpflinger, Wolfgang; Neß, Wolfgang; Zittlau, Reiner; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Das Fagus-Werk in Alfeld als Weltkulturerbe der UNESCO: Dokumentation des Antragsverfahrens — [Hannover]: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 39.2011

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4. Erhaltungszustand und Faktoren, die die Anlage beeinflussen
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https://doi.org/10.11588/diglit.51160#0109
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Welterbeantrag Fagus-Werk

Als weitere Nachforderung erbittet ICOMOS am 30. September 2010 zusätzliche Informationen
über die umfangreichen Restaurierungsarbeiten, die zwischen 1985 und 1999 statt fanden. Dar-
über hinaus wurde verlangt, das Kapitel „Gegenwärtiger Erhaltungszustand" um eine detaillierte
Analyse der restaurierten Teile der Anlage im Hinblick auf ihren Gehalt an Integrität und Authen-
tizität zu vervollständigen.
„Provide additional information on the extensive restoration work that was undertaken
between 1985 and 1999,
and
Complete the chapter on "state of conservation" with a detailed architectural analysis of
the different restored parts of the property with special attention to the concepts of in-
tegrity and authenticity"
Die folgenden Ergänzungstexte wurden am 18.11.2010 an ICOMOS übermittelt:

Seit den 1920er-Jahren wurden an fast allen Teil-
bauten des Fagus-Werks immer wieder kleinere
Reparaturen zur Instandhaltung durchgeführt,
die keine Veränderungen an der Architektur her-
vorriefen. 1982 gab es schließlich zur Kernanla-
ge erste Erkenntnisse, dass die aufgetretenen
Baumängel nicht mehr mit kleineren Reparatu-
ren zu beseitigen waren. Insbesondere an den
Fassaden mussten größere Maßnahmen in An-
griff genommen werden. Schäden waren vor al-
lem in der Dachzone, an Türen und Fenster-
flächen, durch Rissbildung im aufgehenden
Mauerwerk, bei der Dachentwässerung, an der
gesamten Installations- und Heizungstechnik,
der Elektroinstallation und an den Schornstei-
nen festzustellen. Der Wärmeschutz sämtlicher
Gebäude war, zumindest in den Bürotrakten,
völlig unzureichend und sollte im Zusammen-
hang mit der Schadensbehebung verbessert
werden. Ebenfalls notwendig waren vorschrifts-
mäßige Brandschutzmaßnahmen mit der Bil-
dung entsprechender Brandabschnitte.
Insgesamt hatte sich ein Sanierungsstau gebil-
det, der nunmehr unabdingbar notwendige In-
standsetzungsmaßnahmen begründete. Ein
vom Land Niedersachsen gefordertes Gutachten
zum Schadensumfang war Voraussetzung für ei-
ne entsprechende Maßnahme, in die auch er-
hebliche öffentliche Mittel des Landes und des
Bundes als Förderung fließen sollten. Ein erstes
Gutachten des Hildesheimer Ingenieurbüros
Hoff, Heuerund Partner aus den Jahren 1982/83
wies nach, dass die im Gebäudekomplex aufge-
tretenen Risse offensichtlich auf schlechten Bau-
grund zurückzuführen waren. Zudem wurde ei-
ne unzureichende Fundamentierung, fehlende
Gebäudefugen und eine unzulängliche statische
Lastverteilung ursächlich für die Schäden er-
kannt. Zugleich brachte das Gutachten aber
auch Sicherheit darüber, dass die Rissbildungen
im Wesentlichen zur Ruhe gekommen waren

und somit keine Boden- oder Gründungsverbes-
serungen vorgenommen werden mussten, die
ohne Frage stärkere Eingriffe in die Fundamen-
te mit sich gebracht hätten.
1984 bis 1986 wurden erhebliche Landes- und
Bundesmittel für einen ersten Maßnahmeab-
schnitt zur Verfügung gestellt. So konnte in Ab-
sprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege
(seinerzeit Institut für Denkmalpflege) Anfang
1985 der hannoversche Architekt Jörn Behnsen
beauftragt werden, ein Gesamtkonzept zu erar-
beiten, das über Art, Umfang und Kosten sämt-
licher notwendiger Erhaltungsmaßnahmen Aus-
kunft geben und zum anderen eine erste Teil-
maßnahme für den besonders geschädigten Be-
reich des Daches und der Stahl-Glas-Fassade des
dreigeschossigen Bürotraktes beinhalten sollte.
Diese 1985 beginnenden ersten größeren Maß-
nahmen und die danach folgenden werden ent-
sprechend der Darstellung im Hauptantrag den
einzelnen Bauten des Fagus-Werks zugeordnet
und so beschrieben, dass die einzelnen, bis 2002
(nicht nur bis 1999) erfolgten Maßnahmen an
den jeweiligen Bauten detailliert nachvollzogen
werden können.

a. Hauptgebäude
Auf Wunsch des Unternehmens, das bis heute
der Herstellung von Schuhleisten nachkommt,
sollte die bestehende Nutzung des Hauptgebäu-
des mit Büros, Produktion und Erschließung oh-
ne größere Veränderungen beibehalten werden.
Im Inneren waren, da keinerlei große Schäden
aufgetreten waren, lediglich einfache Instand-
haltungs- und Restaurierungsarbeiten erforder-
lich, sodass die gesamte Konstruktion ein-
schließlich der wandfesten Ausstattung keiner-
lei Eingriffe erforderte. Im Bereich des Daches
waren jedoch wegen schadhafter Abdichtun-

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